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Predigt:

Der Einzug Jesu in Jerusalem

Palmsonntag B (09.04.2006)

L1: Jes 50,4-7; L2: Phil 2,6-11; Passions-Ev: Mk 14,1-15,47


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am heutigen Palmsonntag lobpreisen wir mit der ganzen Kirche Jesus Christus, den König, der auf dem Füllen einer Eselin sitzend feierlich in Jerusalem eingezogen ist.

Dieser Lobpreis aus frohem Herzen ist jedoch bereits überschattet vom Wissen um die Ereignisse der kommenden Tage: Jener König, der sanftmütig und demütig ist von Herzen, wurde bald darauf von einer verhetzten Volksmenge und unter der Verantwortung der jüdischen Autoritäten sowie des römischen Statthalters dem Tod am Kreuz ausgeliefert.

Wie muss es Jesus ergangen sein, als er den Jubel des Volks um sich herum vernahm! Einerseits hat er dies alles als Geste dankbarer Zuneigung vonseiten der Menschen angenommen, andererseits wusste er um das, was im Menschen ist. Er kannte das Herz der Menschen wie kein anderer und gab sich keinen Illusionen darüber hin, wie schnell die Begeisterung der Menschen in ihr Gegenteil umschlagen kann. Wenig Tage später würden sie ihn mit dem Ruf „Kreuzige ihn!“ dem Tod ausliefern.

Woher kam dieser Stimmungsumschwung? Das Bild, das sich die meisten von Jesus Christus als dem erwarteten „König der Juden“ machten, war unvollkommen und einseitig. Das Königtum Christi wurde vor allem für das irdische Dasein erhofft. Er sollte ein König sein, der die politische Freiheit und Unabhängigkeit gegenüber den Römern wiederherstellte. Für einen dienenden und leidenden Messias nach dem prophetischen Bild des „Gottesknechtes“ war kein Platz.

Weil nun aber der Sohn Gottes einen ganz und gar religiösen Anspruch stellte und sich dabei in Einheit mit dem himmlischen Vater wusste, der ihn gesandt hatte, verkehrten seine Gegner dies ins Gegenteil: Jesus wurde von den jüdischen Autoritäten der Gotteslästerung bezichtigt und im Hinblick auf das römische Reich als politische Gefahr dargestellt. Das kostete ihn dann das Leben.

Und dennoch gilt vom Tod Jesu das, was er selbst einmal so zum Ausdruck gebracht hat: „Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.“ (Joh 10,17–18)

Wenn wir mit der Kirche den Palmsonntag feiern, so haben wir den Vorteil, dass wir dieses Geschehen bereits aus der Perspektive „nach Ostern“ betrachten können. Dies gilt auch dann, wenn wir jetzt unmittelbar zu Beginn der Karwoche stehen und insofern „vor Ostern“ sind. „Nach Ostern“ meint hier die Situation jener, die bereits an den auferstandenen Herrn glauben dürfen, der sein „vorösterliches“ Leben, sein Leiden und Sterben gerade im Ostergeheimnis aufgehellt und erschlossen hat. Diese neue Perspektive drückt das Johannesevangelium so aus: „Das alles verstanden seine Jünger zunächst nicht; als Jesus aber verherrlicht war, da wurde ihnen bewusst, dass es so über ihn in der Schrift stand und dass man so an ihm gehandelt hatte.“

So sehen wir in Einheit mit dem „nachösterlichen“ Glauben der Kirche im Jubel der Menge, wie er Jesus am Palmsonntag entgegen hallt, ein Vorausbild dessen, was die Heiligen des Himmels demjenigen an dankbarem Lobpreis entgegenbringen, der nach seinem Tod am dritten Tage von den Toten auferstanden und vierzig Tage später sichtbar vor den Augen der Jünger in den Himmel aufgefahren ist.

Folgen wir Jesus Christus auf seinem Weg: nicht nur dann, wenn es Freude und Anerkennung gibt, sondern auch in Leiden und Prüfungen! In Einheit mit der Gottesmutter Maria gehen wir der österlichen Vollendung entgegen, die uns vom Herrn verheißen ist und die sich am Ende unseres Lebens an uns erfüllen soll: dann wenn wir in der Verbundenheit mit Christus gestorben sind und der Auferweckung unseres Leibes durch den am Ende der Tage wiederkommenden Christus entgegen harren! Amen