www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Erfüllt von Gottes- und Nächstenliebe

31. Sonntag im Jahreskreis B (05.11.2006)

L1: Dtn 6,2-6; L2: Hebr 7,23-28; Ev: Mk 12,28b-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Um den 3. November herum – das ist der Gedenktag des heiligen Bischofs Hubert von Lüttich – werden vielerorts sogenannte „Hubertusmessen“ gefeiert. Der heilige Hubertus ist der Patron der Jäger und Forstleute, und so empfehlen sich diese jedes Jahr auf besondere Weise seinem Schutz und seiner Fürbitte bei Gott.

Hubert war zuerst verheiratet; als ihm seine Frau starb, zog er sich – wie die Legende berichtet – in den Wald zurück. Er brauchte die Einsamkeit, um seine Trauer bewältigen zu können. Vielleicht war Hubert auch der Meinung, die wilden Tiere rings um ihn herum würden ihn besser verstehen als die Menschen. Und dann kam es zu jenem Ereignis, das als sein Bekehrungserlebnis bezeichnet werden kann: Auf der Jagd in den Ardennen verfolgte er einen prächtigen Hirsch. Als er diesen Hirsch endlich stellen konnte und bereits zum Bogenschuss ansetzte, erschien ihm zwischen den Geweihstangen des Hirsches ein leuchtendes Kreuz, zum Zeichen dafür, dass er sein künftiges Leben ganz dem Dienste Gottes weihen sollte. Aus Hubertus, dem Jäger, wurde nun ein Heger und Bewahrer der Natur, der die Wildtiere als Geschöpfe Gottes achtete. Hubert lebte dann als Einsiedler und war dem Gebet hingegeben. Bald aber erkannte er, dass es seine Berufung war, den Menschen den Glauben an Christus zu verkünden. Er wurde Priester, und schließlich wurde Hubertus sogar zum Bischof geweiht und nahm diese Verantwortung als guter Hirte vieler Menschen war, so vor allem in der Stadt Lüttich. Er starb am 30. Mai 727. Bereits am 3. November 743 wurde er heiliggesprochen.

Der Beruf des Jägers ist – wenn er recht verstanden wird – nicht ein bloßer Ausdruck einer Leidenschaft, sondern vielmehr eine echte Verantwortung für die Schöpfung und die in ihr lebenden Tiere. In der Natur erkennen wir die Spuren der Größe Gottes. Der Mensch kann nur in Einklang mit der Natur als Ordnung Gottes sein eigenes Leben bewahren und sinnvoll führen. Die Stille der Natur erlaubt es, das eigene Leben in tieferen Zusammenhängen zu bedenken und auf seinen Ewigkeitswert hin auszurichten. Gerade hier ist das Beispiel des heiligen Hubertus bleibend aktuell, nicht nur für die Jäger und Forstleute, sondern für alle, die Augen haben für die Schönheit und Erhabenheit der Natur als Schöpfung Gottes.

In seinem wechselvollen Leben hat der heilige Hubertus das größte aller Gebote erfüllt, jenes der Gottes- und Nächstenliebe, von dem im Evangelium dieses Sonntags die Rede ist. Nur wer Gott dient und ihn mit allen seinen Kräften liebt, wer ihn an die erste Stelle im Leben setzt, gewinnt wirkliche Orientierung und hat ein Fundament, das nicht erschüttert werden kann. Darauf kommt es letztlich an, wie Hubertus durch die Erscheinung des Kreuzes und im Gebet erkannte. Die Gottesliebe drängt aber von selbst auch hin zur Nächstenliebe: Wer begriffen hat, dass Gott Liebe ist, der wird auch den Mitmenschen als Abbild Gottes lieben. Wer erfüllt ist von Dankbarkeit für das Geschenk der Erlösung durch Jesus Christus, wird den Nächsten als Bruder oder Schwester in Christus lieben. Wahre Nächstenliebe wünscht und tut dem Mitmenschen nur Gutes, nichts Böses; sie trachtet danach, Gräben zu überwinden, Missverständnisse auszuräumen, ja sogar Feindschaften zu beenden und Versöhnung und Frieden zu stiften. Wer den Nächsten liebt, sorgt sich nicht nur um das leibliche Wohlergehen seiner Mitmenschen, sondern auch um deren ewiges Heil. Das Gebet und das gute Beispiel sind hier von größter Bedeutung, aber auch das rechte Wort zur rechten Zeit kann viel Gutes bewirken.

Möge uns die Fürbitte des heiligen Hubert sowie aller Heiligen bei Gott all das erwirken, was wir zum gottgefälligen Leben in dieser Welt brauchen, damit wir der Vollendung in Gottes Herrlichkeit zuversichtlich entgegen gehen. Amen