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Predigt:

Bittet den Herrn der Ernte

4. Sonntag der Osterzeit C (29.04.2007)

L1: Apg 13,14.43b-52; L2: Offb 7,9.14b-17; Ev: Joh 10,27-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

An diesem Sonntag, dem „Weltgebetstag für geistliche Berufe“, lädt uns die Kirche dazu ein, besonders im Anliegen für Priester- und Ordensberufe zu beten. „Herr, sende Arbeiter in deine Ernte, denn die Ernte ist groß, es sind aber nur wenige Arbeiter!“

Der Gebetsaufruf der Kirche zeigt uns, dass die Not der geistlichen Berufe keineswegs nur ein organisatorisches Problem ist, dass allein durch menschliche Weisheit und durch menschliche Maßstäbe zu lösen sein könnte. Nein – in allem brauchen wir den Heiligen Geist, welcher die Kirche erfüllt und uns seine Gaben schenkt, damit wir wahrhaft erleuchtet und von der Liebe zum Guten und Heiligen erfüllt und zu einem Leben der Gottes- und Nächstenliebe angetrieben werden. Auch geistliche Berufe können nicht einfach durch irgendwelche klugen Rezepte hervorgerufen oder gar „gemacht“ werden: Sie müssen letztlich erbetet und eropfert werden!

Der Historiker und Politikwissenschaftler Andreas Maislinger hat eine interessante Untersuchung durchgeführt und nach den Entstehungsbedingungen geistlicher Berufe gefragt. Dabei konnte er den Befund soziologisch erhärten, dass es bestimmte Orte, bestimmte Pfarren gibt, in denen geistliche Berufe schon über Jahre hin besonders gut „gedeihen“. In jeder Diözese Österreichs finden sich solche Pfarren. In der Diözese St. Pölten sind es besonders die Pfarren Konradsheim, Purgstall, St. Valentin und Ybbsitz, aus denen in den letzten Jahrzehnten immer wieder Priester und Ordensberufe hervorgegangen sind. So sind aus Konradsheim von 1960–2000 fünf Priesterberufe hervorgegangen, aus Purgstall in den letzten Jahren und Jahrzehnten neun Priester, von denen acht noch leben und einer sogar Weihbischof geworden ist, aus St. Valentin sind von 1895–1977 sogar 24 Priester hervorgegangen und aus Ybbsitz immerhin sechs in den Jahren von 1940–1987.

Diese wenigen, sicher noch ergänzungsbedürftigen und noch gar nicht Bezug auf die anderen kirchlichen Berufungen nehmenden Beispiele zeigen, dass es offenbar ein einzigartiges geistliches Klima in einer Pfarre sein muss, welches Priester- und Ordensberufe in besonderer Weise wachsen und gedeihen lässt. Man wird wohl sagen dürfen: Es ist die Freude am Glauben, die Liebe zur Kirche, die Selbstverständlichkeit des christlichen Lebens und die besondere Wertschätzung und Dankbarkeit für den geistlichen Beruf, die sich auch im beharrlichen und regelmäßigen Gebet um die geistlichen Berufe ausdrückt, welche dann wiederum ein Klima des Wachsens und Gedeihens für Priester- und Ordensberufe schafft.

Und noch etwas darf, auch mit Bezug auf die persönlichen Zeugnisse von Priestern und Ordensleuten festgestellt werden: Ohne gute Ehen und Familien, in denen der Glaube weitergegeben und gelebt wird, gäbe es keine oder nur wenige Priester- und Ordensberufe! Das eine bedingt das andere, und gerade hier zeigt sich, wie alle Glieder der Kirche im mystischen Leib Christi miteinander verbunden sind und einander brauchen.

Was ist also die richtige Antwort auf die gegenwärtig schon bedrängende und wahrscheinlich in Zukunft noch mehr spürbare Not des Mangels an Priester- und Ordensberufen? Nur die verstärkte Hinwendung zu Gott kann es sein, mit allem was dazu gehört und was daraus folgt. Geistliche Berufe können nur von Gott erbeten und dann in Dankbarkeit als Geschenk des Heiligen Geistes angenommen werden. Dies anzuerkennen ist der erste Schritt zu einer Wende, welche wir alle erhoffen.

Den jungen Menschen, welche noch auf der Suche sind nach einem Lebensziel, das sie erfüllt, sei zugerufen: „Öffnet eure Herzen für Jesus Christus! Wendet euch ihm zu in Liebe und Vertrauen. Übergebt und weiht euch seiner heiligsten Mutter Maria, die euch den guten Weg führen wird! Was immer Gott mit euch vorhat, er meint es gut mit euch. Sagt Ja auch zu einem anspruchsvollen Weg mit hohen Idealen!“ Auch dort, wo es Schwierigkeiten gibt, sollen wir uns nicht entmutigen lassen. Denn alles Gute braucht seine Bewährung und Erprobung, jedes große Ziel will erobert werden in Geduld und täglicher Treue.

Dies gilt für die Berufung zu Ehe und Familie, welche heute von besonderer Bedeutung ist; dies gilt aber auch für den Ruf Christi in den Priester- oder Ordensstand. In einem besonderen Fall lässt sich sogar beides verwirklichen und leben, wie die von der Kirche wieder neu belebte Möglichkeit des ständigen Diakons zeigt, der entweder ehelos oder auch verheiratet sein kann. „Nur dort, wo dich der liebe Gott haben will, kannst du wirklich glücklich werden. Und bedenke: Es geht nicht nur um diese kurze Zeit auf Erden, sondern um das ewige Leben, zu dem wir alle von Gott berufen sind!“

In diesem Sinn vertrauen wir uns Jesus Christus, dem guten Hirten an. Er steht uns bei und führt seine Herde auf den rechten Wegen, einem guten Ziel entgegen. Möge er auch all jene stärken, die einen geistlichen Beruf ergreifen und in seiner besonderen Nachfolge stehen. Es handelt sich um einen wichtigen und unersetzbaren Dienst, für den alle von uns dankbar sein sollten. Amen