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Predigt:

Der Segen des Gebets

17. Sonntag im Jahreskreis C (29.07.2007)

L1: Gen 18,20-32; L2: Kol 2,12-14; Ev: Lk 11,1-13


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Unser Leben als gläubige Christen steht und fällt mit dem Gebet. Nur wer wirklich betet, kann eine lebendige Gottesbeziehung pflegen und aufrecht erhalten. Denn Beten heißt sein Herz zu Gott erheben. Es darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein.

Was ist unerlässlich, wenn wir mit Menschen in Verbindung bleiben wollen, die wir kennen, schätzen und lieben? Es braucht die Kommunikation, den Austausch, das Gespräch. Dies geschieht entweder dadurch, dass wir direkt mit jemandem reden oder auch uns gewisser Hilfsmittel über größere Distanzen hinweg bedienen, denken wir nur an Brief oder Telefon und die Medien der elektronischen Kommunikation.

Wenn wir wirklich an Gott glauben und in ihm den Mittelpunkt unseres Lebens sehen, dann ist es für uns ganz natürlich, dass wir die Verbindung mit ihm suchen durch das Gebet. Wir sehen Gott nicht, aber wir glauben an ihn, und er kennt uns und hört uns! Ja, er allein weiß, was in unserem Herzen da ist an Glaube und Liebe.

Von daher ist es nicht überraschend, dass die Apostel Jesus darum gefragt haben, er möge sie beten lehren. Sie haben beobachtet, wie er, der menschgewordene Sohn Gottes, gebetet hat, und so hatten sie das Vertrauen, dass er auch ihnen einen Weg besonderer Nähe zu Gott, seinem himmlischen Vater, eröffnen konnte.

Das Vaterunser ist uns sehr vertraut, denn wir beten es oft. Und doch liegt darin eine inhaltliche Tiefe, die wir nicht ausschöpfen können. Wer vermag Gottes Größe wirklich zu begreifen? Und doch dürfen wir ihn „Vater“ nennen. Dies drückt eine innige Vertrautheit aus und zeigt uns, dass wir von Gott nur Gutes erwarten dürfen. Er liebt uns und trägt für uns Sorge. Er ist der Spender aller guten Gaben. Daher ist es nur angemessen, dass wir ihm für alles danken und ihn um das bitten, was wir nötig haben.

Im Gebet wenden wir uns direkt Gott zu; dies gilt auch dann, wenn wir die Heiligen anrufen und verehren: Gott allein beten wir an, ihm geben wir die Ehre. Der Grund dafür liegt nicht darin, dass er unser Lob und unsere Ehre braucht. Denn Gott ist absolut vollkommen, und er ist nicht auf uns angewiesen, sondern wir auf ihn. Würde der Mensch Gott nicht an die erste Stelle seines Lebens setzen und ihn nicht ehren, obwohl es Gott gebührt, über alles und vor allem geehrt zu werden, dann wäre jedes scheinbar religiöse Tun des Menschen nur ein Selbstbetrug. Gott muss in dieser verkehrten Sichtweise dann „einspringen“, wenn es dem Menschen schlecht geht und er ihn braucht. Der Mensch will sich in diesem Fall Gott zu Diensten machen und sich seiner auf magische Weise bemächtigen. Dies kann jedoch nie gelingen, denn Gottes Wesen und Größe ist für menschliche Manipulationen und Anmaßungen unerreichbar.

Das Gebet richtet sich daher an Gott aus lauterem Herzen, und an erster Stelle steht Anbetung, Dank und Lobpreis. Dann kommt natürlich auch die Bitte. Aber gerade hier wissen wir, dass wir Gott nicht als Erfüllungsgehilfen unserer Wünsche missbrauchen können. Nur wenn wir anerkennen, dass er der Herr ist, und beten „Dein Wille geschehe“, hat auch unser Bitten und Beten seinen Sinn.

Dabei leitet uns die Überzeugung, dass Gott es immer gut mit uns meint und wir oft die Wege Gottes nicht verstehen, weil wir nur einen beschränkten Blick auf das Ganze unseres Lebens haben. Das Bittgebet hat dann den Sinn, uns bereit zu machen für Gottes Willen und die Sehnsucht des Herzens zu wecken nach dem, was wirklich bleibt und wichtig ist für unser Leben, was Gott in seiner Liebe uns wirklich schenken will. Diese Liebe ist immer größer als unser Herz. Eine Bitte wird immer erhört: Wenn wir Gott um die Gabe des Heiligen Geistes bitten. Denn der Geist Gottes erleuchtet und stärkt uns, er treibt uns zum Guten hin an. Er weckt in uns Glaube, Hoffnung und Liebe und ist der Spender aller guten Gaben.

So dürfen wir vereint mit unserem Herrn Jesus Christus, der als Mensch unser Bruder geworden ist, zu Gott rufen: „Vater unser“. Wir tun dies auch in Einheit mit Maria, unserer himmlischen Mutter. Sie nimmt unsere Gebete auf, auch dort wo sie nur ein Gestammel sind, und bringt sie vor ihren Sohn Jesus Christus, der im Heiligen Geist unser Mittler und Fürsprecher beim Vater im Himmel ist. Amen