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Predigt:

Gott als Geheimnis der Liebe und des Lebens

Dreifaltigkeitssonntag B (31.05.2015)

L1: Dtn 4,32-34.39-40; L2: Röm 8,14-17; Ev: Mt 28,16-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es gibt Dinge, die sind uns verborgen. Wir haben keine Kenntnis davon, bis sie entweder jemand entdeckt oder erforscht oder sie uns jemand mitteilt, der bereits einen Zugang dazu hat.

Ist nicht auch Gott selbst in seiner Größe und unendlichen Vollkommenheit ein Geheimnis, zu dem wir Sterblichen von uns aus nur einen unvollkommenen Zugang haben? Gewiss, es ist möglich, den Schöpfer in seiner Allmacht, Weisheit und Güte aus den Werken der Schöpfung zu erkennen. Wie mancher Mensch hat schon, ergriffen von der Schönheit der Natur und dieser Welt, in seinem Herzen dankbar und erschüttert ausgerufen: „O großer Gott!“

Aber das, was wir hier erkennen, ist doch gleichsam nur die „Außenseite“ Gottes. Welcher Art das höchste Wesen ist, wie wir uns den Absoluten und Transzendenten vorstellen müssen, wissen wir aus dieser natürlichen Gotteserkenntnis noch nicht. Die Religionsgeschichte und die Philosophie zeigen manches Gültige und Wahre auf. Und doch bleibt Gott dem Menschen in seinem innersten Wesen so lange fremd, bis er sich uns offenbart, also mitteilt!

Dies aber hat er ein für allemal getan in der Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus. In ihm hat uns der himmlische Vater sein wahres Angesicht gezeigt. Gott ist uns nicht fern geblieben. Er ruft uns in die Gemeinschaft mit ihm. Er lässt uns in der Sendung des Sohnes und des Heiligen Geistes das innerste Geheimnis seiner Liebe erkennen und lädt uns ein zur Teilhabe an seinem göttlichen Leben. Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es!

Ist es nicht bei einer Familie auch ähnlich? Jede gute Familie hat ihre besonderen Werte und ihr eigenes inneres Leben. Dieses teilt man nur mit sehr guten Freunden. Erst wenn jemand in den Kreis der Familie als wirklich vertrauter Freund aufgenommen wird, hat er Anteil an dem, was in der Familie an Freuden und Hoffnungen, aber auch an Sorgen und Leid gegeben ist.

Gott selbst ist ein Geheimnis der Liebe und des Lebens. Er ruft uns Menschen, die wir nach seinem Bild geschaffen sind, in die Gemeinschaft mit ihm. So offenbart er sich uns als der eine und dreifaltige Gott: Wir glauben an den einen Gott in drei göttlichen Personen. Die Gebete und die Liturgie der Kirche bezeugen uns diese Wirklichkeit. Wir sind getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Durch Jesus Christus richten wir im Heiligen Geist unsere Gebete an Gott den Vater. In Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Gott möchte, dass wir an seinem eigenen Glück für ewig teilhaben in der Anschauung seiner Herrlichkeit.

So rufen wir auch die Fürbitte der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria an. In ihrem Herzen hat der dreifaltige Gott auf besondere Weise Wohnung genommen; sie möge uns zur Gemeinschaft mit Gott, dem Quell des Lebens und der Liebe, hinführen!

Amen.