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Predigt:

Der von Gott gestiftete Ruhetag

9. Sonntag im Jahreskreis B (02.06.2024)

L1: Dtn 5,12-15; L2: 2 Kor 4,6-11; Ev: Mk 2,23-3,6


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gott hat seinem Volk Israel einen Ruhetag geschenkt, den Sabbat. Es ist ein Tag, an dem Gott die Ehre gegeben werden soll, aber auch der Mensch in seinem Bedürfnis nach Ruhe und Erholung sowie nach Feiern und familiärer Gemeinschaft zu seinem Recht kommen soll, unabhängig vom sozialen Status.

Der Sabbat erinnert an den Abschluss des Schöpfungswerkes: In „sechs Tagen“ hatte Gott die Welt erschaffen, und danach „ruhte“ er, wie es in bildhafter Sprache am Anfang der Heiligen Schrift heißt (vgl. Gen 2,2–3). Der Mensch darf teilhaben an der Freude Gottes über die gute Schöpfung. Er erhebt sich über das Tier, weil er kraft seiner Vernunft und Freiheit fähig ist zu personaler Gemeinschaft und zur Gottesverehrung.

Nachdem das Volk Israel durch Mose auf Befehl Gottes aus der Knechtschaft Ägyptens befreit worden war, schloss Gott am Sinai einen Bund mit diesem Volk. Ein wesentliches Gebot des Bundesgesetzes ist die Sabbatruhe. Von daher ist es ein Tag, welcher dem Volk Israel und dessen Angehörigen, aber auch den Sklaven und Fremden Freiheit zuspricht und ihre Würde anerkennt. Seine getreue Feier war daher für das Bundesvolk Gottes wesentlich, um als Menschen zueinander zu finden in der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.

Dieser ursprüngliche Sinn ging verloren durch eine kleinliche, am Buchstaben orientierte Gesetzesauslegung, wie sie Jesus bei den Schriftgelehrten begegnet ist. Der wahre Sohn Gottes ist als Menschensohn gekommen, um dem Sabbat seine authentische Bedeutung wieder zu geben. Seine Worte klingen revolutionär, offenbaren aber den Sinn des Sabbats, wie er von Gott her gemeint ist: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk 2,27). Gerade deshalb muss es erlaubt sein, an diesem Tag Gutes zu tun anstatt Böses. Jesus heilt einen Mann mit einer verkrüppelten Hand und ist traurig über die Herzenshärte der Gesetzeslehrer. Für ihn zählt der Mensch, denn der lebendige Mensch offenbart Gottes Herrlichkeit (Irenäus von Lyon).

Wir sind zum Leben in der Gemeinschaft mit Gott berufen. Seine Gebote engen uns nicht ein, sondern schenken uns Freiheit. Das Gebot der Heiligung des Sonntags, welches im Neuen Bund an die Stelle des Sabbatgebotes getreten ist, erinnert uns an das neue Leben in Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Als Christen weist uns dieser Tag auf die Vollendung im Reich Gottes hin und nimmt diese in gewisser Weise bereits voraus, indem wir am Sonntag die Freude an Gott, die Gemeinschaft miteinander sowie die Erholung als Gaben Gottes erfahren dürfen.

Der Sonntag ist ein kultureller Wert auch für jene, die nicht an Jesus Christus glauben. Der volle Sinn erschließt sich aber den Glaubenden. Die Feier der Eucharistie stellt das Zentrum des christlichen Sonntags dar. Ohne die Eucharistie können wir nicht leben und wollen daher auf sie auch nicht verzichten. Denn wir verkünden den Tod des Herrn und seine Auferstehung, bis er wiederkommt in Herrlichkeit!

Der Beitrag erscheint zugleich in der St. Pöltner Kirchenzeitung „Kirche bunt“ (02.06.2024).