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Predigt:

Gott und der Kaiser – wem gebühren Ehre und Gehorsam?

29. Sonntag im Jahreskreis A (16.10.2011)

L1: Jes 45,1.4-6; L2: 1 Thess 1,1-5b; Ev: Mt 22,15-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als Christen leben wir in der Welt und doch sind wir nicht von der Welt (vgl. Joh 15,19). Wir führen unser Leben in den für alle Menschen geltenden sozialen und politischen Zusammenhängen; und doch hat uns Gottes Wort herausgerufen aus dieser Welt, sodass wir in Gott verankert sind und von seiner Liebe her diese Welt mitgestalten.

Ja, gewiss: Wir haben keine bleibende Stätte auf Erden, sondern erwarten die zukünftige Vollendung im Reiche Gottes. Und doch gilt es auch hier auf Erden sich einzusetzen für die Mitmenschen, für ihr Wohlergehen, ja für das Gemeinwohl insgesamt in unseren gesellschaftlichen und politischen Ordnungseinheiten.

Auf die Fangfrage der Pharisäer, ob es denn erlaubt sei, dem römischen Kaiser Steuer zu zahlen, antwortet Jesus mit einer Gegenfrage: sie sollten ihm einen Denar zeigen und sagen, wessen Bild sie darauf eingeprägt fänden. Es ist nämlich das Bild des Kaisers! Und Jesus spricht: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.“

Die rechte Unterscheidung ist also nötig: Gewiss sollen wir der irdischen Autorität gehorchen, aber innerhalb ihrer Grenzen. Dort, wo Unrechtes verlangt würde oder wo die politische Macht an die Stelle Gottes treten wollte, müssen sich Christen widersetzen. Gegenüber so manchen Anmaßungen totalitärer Regime haben mutige Menschen bis in die Gegenwart ihren Glauben bezeugt und so Gott die Ehre gegeben.

Kann es sein, dass Gott auch von uns etwas Besonderes verlangt in dieser geschichtlichen Stunde, in der wir stehen? Gewiss! Auch wir sind aufgerufen, Gott zu geben, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Das heißt: Die Anbetung gebührt Gott allein; ihm weihen wir unser Leben als eine Opfergabe der Liebe. So setzen wir uns ein für unsere Mitmenschen und wollen nach Kräften Gutes tun. Doch wir haben auch eine politische Mitverantwortung. An erster Stelle gilt es für jene zu beten, die ein Amt im Staat oder in anderen Institutionen des öffentlichen Lebens ausüben. Manche werden sogar aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihrer Ausbildung dafür in Frage kommen, selber eine verantwortungsvolle Aufgabe in Staat und Gesellschaft zu übernehmen. Sie sollen ermutigt werden, dass sie dies in wahrhaft christlichem Geist tun und so beitragen zur Heiligung der Welt.

Und die übrigen? In einer Demokratie ist es besonders wichtig, sich ein klares Urteil zu bilden über politische und gesellschaftliche Vorgänge, um so zur rechten Zeit durch Wahlen und andere Instrumente der Mitbestimmung die Verantwortung wahrzunehmen, die wir als Bürger der himmlischen und der irdischen Stadt haben. Als wichtige Themen für die Zukunft stellen sich insbesondere die Förderung von Ehe und Familie, der Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, die Solidarität zwischen den Generationen, der gerechte Ausgleich zwischen den gesellschaftlichen Gruppen, die Entwicklungshilfe, die Verständigung zwischen den Völkern und die Sicherung des Friedens. Natürlich geht es auch darum, dem privaten und öffentlichen Bekenntnis des christlichen Glaubens im Rahmen einer recht verstandenen Religionsfreiheit die nötige Anerkennung zu verschaffen.

Beten wir in besonderer Weise den Rosenkranz, um von Gott die Bekehrung der Sünder und den Frieden in der Welt zu erbitten! Wenn unsere Gottesbeziehung in Ordnung ist, wird auch der mitmenschliche und gesellschaftliche Bereich in positiver Weise beeinflusst werden. Die Fürbitte der heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria begleite uns in allen unseren Anliegen! Amen