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Stellungnahme zur Initiative „Mehr Rechte für Wiederverheiratete“
(28. März 2001)

IK St. Pölten

Hinweis/Quelle: Als Antwort auf das Schreiben einer Initiative „Mehr Rechte für Wiederverheiratete“ vom 7. März 2001 an die Katholischen Pfarrämter hat der Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Diözese St. Pölten folgende Stellungnahme verfaßt, die stjosef.at mit freundlicher Erlaubnis in vollem Wortlaut dokumentiert. Nachdruck und weitere Verbreitung sind von Seiten der Verfasser erwünscht!

Neulengbach, am 28. März 2001

Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Vor kurzem haben Sie ein mit März 2001 datiertes Schreiben einer Initiative „Mehr Rechte für Wiederverheiratete“ bekommen, welches wir zum Anlaß nehmen, Sie um Unterstützung unserer Bemühungen zu bitten, die Dinge ins rechte Lot zu bringen. Wir wollen einen Beitrag leisten, daß nicht noch mehr Glaubenssubstanz verloren geht.

An die Spitze unserer Überlegungen wollen wir eine kurze Zusammenfassung der Argumente des von Herrn DI Paul Ganahl gezeichneten Schreibens und dessen Anhang geben. Es fällt auf, daß die Enzyklika „Familiaris consortio“ Papst Johannes Pauls II. zweimal zitiert wird, wobei die eine Stelle unter Berufung auf namhafte Theologen so interpretiert wird, „daß Christus den Wiederverheirateten in der heutigen Zeit eine neue Chance geben würde“, und die andere Stelle, in der der Papst den Wiederverheirateten den Kommunionempfang verboten hat, mit der Anmerkung versehen wird, daß dieser „Meinung“ (des Papstes!) nur acht Prozent der Katholiken Österreichs folgen würden. Der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Josef Ratzinger wird direkt angesprochen und gefordert, daß die „gewaltigen Änderungen in der Realität der Ehe von heute“ zu berücksichtigen wären. Der derzeit von der Kirche (?) empfohlene Weg, die Kommunion in Nachbargemeinden zu empfangen, wird als eine unehrliche Vorgangsweise bezeichnet, was sie ja – allerdings aus anderen Gründen – tatsächlich ist. Das Führen einer „Josefsehe“ oder das Bemühen um Nichtigerklärung der kirchlich bestehenden Ehe wird als Zumutung hingestellt. Schließlich ist uns aufgefallen, daß über den Kirchenbeitrag dieser Initiative „Nachdruck“ verliehen werden soll.

Wir wollen nicht auf jedes Argument im Detail eingehen, halten es aber für sehr wichtig, daß katholischen Christen auch in dieser Auseinandersetzung der Blick für das Wesentliche erhalten bleibt:

1. Daß „Christus den Wiederverheirateten in der heutigen Zeit eine Chance geben würde“, also von der Unauflöslichkeit der Ehe abgehen würde, ist eine durch nichts begründete Annahme. Die Heilige Schrift spricht hier eine ganz eindeutige Sprache, auch in der zitierten Stelle Johannes 4, 1–16. In Matthäus 5, 32 und 19, 4–9, spricht Jesus nicht nur von der Unauflöslichkeit der Ehe, er sagt auch ganz klar, daß Ehebruch begeht, wer einen oder eine Entlassene „zur Ehe nimmt“. Es erscheint uns völlig abwegig, die heutige Realität als Argument gegen das Gebot Jesu Christi zu gebrauchen, wenn Er von der Unauflöslichkeit und von Ehebruch gerade im Zusammenhang mit der auch zu Seiner Zeit gegebenen Möglichkeit der Ehescheidung gesprochen hat.

Wenn auf Johannes 4, 1–16, hingewiesen wird, wo vom lebendigen Wasser die Rede ist, muß man die Stelle weiterlesen. Jesus sagte nämlich zu der Samariterin, sie solle ihren Mann rufen, und sie entgegnete ihm: „Ich habe keinen Mann“. Und Jesus bestätigt ihr daraufhin, daß sie damit die Wahrheit gesagt hat: „Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann“. Kann man angesichts dieser damaligen Realität wirklich ehrlichen Herzens und Gewissens sagen, Jesus würde heute anders entscheiden?

2. Christus hat Seine Kirche auf Petrus und die anderen Apostel gegründet, weshalb für echte Katholiken nur das bedeutsam ist, was der Papst und die mit ihm im Glauben verbundenen Bischöfe lehren. Die Meinung noch so namhafter Theologen ist demgegenüber nebensächlich bis unbeachtlich, auch 92 % der Katholiken haben weder über Gebote Gottes noch über Glaubensinhalte noch über das päpstliche Lehramt zu bestimmen.

3. Im 1. Korintherbrief schreibt der Apostel Paulus (11, 27 f), daß derjenige sich am Leib und Blut des Herrn versündigt und sich das Gericht ißt und trinkt, der unwürdig das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt. Wenn Jesus selbst die wiederverheirateten Geschiedenen als Ehebrecher bezeichnet hat, dann kann man nicht annehmen, daß diese würdig wären, die Kommunion zu empfangen. Das mag für einzelne Betroffene schlimm sein, durch Ungehorsam gegenüber den klaren Anweisungen Jesu Christi selbst und durch Ablehnung der päpstlichen Lehre machen sie aber die Sache nur noch schlimmer. Man kann es menschlich verstehen, daß sich solche Betroffene an Theologen halten, die „den Ohren schmeicheln“, und daß sie sich auf diese Weise Fabeleien zuwenden.

4. Die Betroffenen über die Wahrheit im Unklaren zu lassen, ist so ziemlich das Gegenteil von echter christlicher Barmherzigkeit. Wir fühlen uns daher verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen, daß bei der heute gewählten Vorgangsweise häufig zur Sünde des Ehebruchs die Ursünde von Auflehnung und Ungehorsam dazukommt. Diejenigen, für die das Wort Gehorsam ein Reizwort ist, können sich ganz bestimmt nicht auf Jesus und die Heilige Schrift berufen. So kommt heute zur Sünde des Ehebruches die Sünde des Stolzes und der Auflehnung hinzu und die von „namhaften Theologen“ verführten Menschen laufen Gefahr, ihr ewiges Heil zu verlieren.

5. Jeder Mensch kann in schwierige Lebenssituationen kommen. Einem Christen sollte aber klar sein, daß er diese Schwierigkeiten nicht dadurch meistern kann, daß er die Forderung erhebt, die Gebote Gottes und der Kirche wären seiner Lebenssituation anzugleichen. Für einen Christen kann es nur das Lebenskonzept geben, sich ganz in die Arme Gottes zu werfen, und das heißt als erstes, sich nach besten Kräften um Gottes- und Menschenliebe zu bemühen. Und dieses Bemühen ist nach dem ersten Johannesbrief danach zu messen, ob einer die Gebote hält.

6. Die Initiative „Mehr Rechte für Wiederverheiratete“ betont ihre Zusammenarbeit mit der Plattform „Wir sind Kirche“. Das Bild, das diese Plattform von „Kirche“ hat, ist klar ihrem sogenannten Herdenbrief „MACHT KIRCHE“ zu entnehmen, von dem wir Ihnen ein Exzerpt übersenden dürfen, welches sich jeden Kommentars enthält, weil ein solcher überflüssig wäre. Für diese Plattform ist die Kirche eine rein menschliche Organisation, eine „Macht“, und deshalb propagiert sie, eine Kirche nach ihren Vorstellungen zu „machen“. Mit der Kirche Jesu Christi als göttlicher Stiftung hätte eine Organisation nach diesen Vorstellungen nur mehr einige äußere Formen gemeinsam. Wir sind zutiefst davon überzeugt, daß dies der Weg wäre, unser Land und ganz Europa vielleicht für immer ins Heidentum zurückfallen zu lassen. Müssen wir denn wirklich die Augen vor der Tatsache verschließen, daß es in den Ländern des angepaßten Christentums in Wahrheit überhaupt kein Christentum mehr gibt?

7. Angesichts solcher Initiativen und Plattformen wollen wir uns bemühen, das ursprünglich und immerwährend gültige Katholischsein zu betonen und dahin zu wirken, daß in unserem Land nicht noch mehr an christlicher Substanz verloren geht. Für die hier angesprochene Problematik bedeutet das konkret, daß wir unsere katholischen Mitchristen vor jedem saloppen Umgang mit dem Allerheiligsten, das die Kirche zu bieten hat, warnen und sie bitten wollen, sich wieder auf diesen Schatz zu besinnen. Wer diesen Weg mit uns gehen will, ist zur Mitarbeit herzlich eingeladen. Wer unser Anliegen versteht, möge uns vor allem im Gebet unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen

Für den Initiativkreis:

Dr. Alfons Adam e.h.

Veronika Prinzessin zu Fürstenberg e.h.

Dr. Michael Stickelbroeck e.h.

Anhang:
Stellungnahme des IK St. Pölten zum Herdenbrief 2 „Macht Kirche“

Die Plattform „Wir sind Kirche“ erhebt den Anspruch, den „Geist“ des zweiten Vatikanischen Konzils am besten zu verstehen, und glaubt daher, alle anderen Meinungen (als „konziliar“ oder „vorkonziliar“) an den eigenen Vorstellungen messen zu dürfen. Abgesehen davon, daß dieser „Geist des Konzils“ etwas Imaginäres ist, was häufig den vollkommen klaren Konzilstexten widerspricht, geben sich die Vertreter der Plattform „Wir sind Kirche“ und deren Sympathisanten gekränkt, wenn man sie auf diesen Widerspruch aufmerksam macht, und verwahren sich energisch dagegen, daß man ihnen den Glauben oder die Treue zur Kirche abspricht.

Nun hat aber diese Plattform den sogenannten Herdenbrief 2 unter der Überschrift „MACHT KIRCHE – Wenn Schafe und Hirten Geschwister werden“ veröffentlicht und darin selbst klar zum Ausdruck gebracht, daß ihre Vorstellung über eine „Kirchenreform“ dem Glaubensbekenntnis der römisch-katholischen Kirche in beinahe jedem Punkt widerspricht. Gefordert wird in diesem „Herdenbrief“ die Beseitigung des Priestertums, Papst- und Bischofsamt sollen offenbar nur als sinnentleerte Titel erhalten bleiben. Ein heidnisch geprägter Gottesbegriff wird propagiert („Eros-Impuls“), „Gott“ wäre angeblich auf die Existenz der Menschheit angewiesen. Im Klartext ist das die Leugnung des von Ewigkeit her existierenden dreifaltigen Gottes.

Ohne Priesteramt gibt es naturgemäß auch keine Sakramente, insbesondere keine Eucharistie. Was nach den Vorstellungen der Plattform von der Kirche bliebe, wäre ein folkloristisch verbrämter Club von Endlos-Debattierern, wobei dieser „Dialog“ ganz im Sinne marxistischer Praxis nie zu einem Ergebnis führen soll.

Wenn wir also sagen, daß diese Plattform und ihre Sympathisanten mit dem christlichen Glauben und der katholischen Kirche nichts mehr gemein haben, dann folgen wir nur dem Selbstverständnis dieser Gruppen, und verweisen dazu auf das im folgenden gebrachte Exzerpt aus dem sogenannten Herdenbrief „MACHT KIRCHE“, welches sich bewußt jeden Kommentars enthält, weil der Text für sich selbst spricht.

Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Diözese St. Pölten
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