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Predigt:

Von der Radikalität der Christusnachfolge

13. Sonntag im Jahreskreis C (27.06.2010)

L1: 1 Kön 19,16b.19-21; L2: Gal 5,1.13-18; Ev: Lk 9,51-62


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium dieses Sonntags zeigt Jesus, worauf es ankommt, wenn jemand ihm in besonderer Weise nachfolgen will: Es braucht eine heilige Entschiedenheit, einen festen Willen, ein Jünger des Herrn zu sein. Dieser Entschluss zeigt seine Echtheit dadurch, dass die betreffende Person, die ein Jünger werden will, alles Übrige zurückstellt, und sei es noch so wichtig und wertvoll! Der Dienst Gottes ist in jedem Fall als höher anzusehen; der Ruf Gottes hat Vorrang.

Freilich gibt es Unterschiede in der Art und Weise, wie Gott jemanden ruft und wozu er diesen Menschen beruft. Es gibt besondere, ja außergewöhnliche Berufungen: Im Alten Testament wurden Propheten von Gott erwählt, um dem Volk Gottes die Wahrheit des Heils zu verkünden. In der ersten Lesung hören wir vom Propheten Elija und seinem Nachfolger Elischa. Ein solcher Prophet muss alles übrige aufgeben, seinen bisherigen Beruf, und er muss bereit sein, das gewohnte Umfeld seines Lebens zu verlassen, um Gott zu dienen. Sein Zeugnis für Gott kann bis zur Hingabe des eigenen Lebens gehen, wenn der Prophet verfolgt wird oder sogar das Martyrium erleiden muss.

Auch Jesus verlangt von denen, die ihm in besonderer Weise nachfolgen wollen, eine radikale Entscheidung, die in gewisser Weise einen Bruch mit dem Vergangenen beinhaltet. Es geht in jedem Fall darum, Gott mehr zu lieben als die Menschen, und selbst familiäre Bindungen zählen hier weniger als der Ruf Gottes. Es mag sein, dass andere dafür kein Verständnis haben und einen solchen Menschen für verrückt erklären, weil er eben Gott in besonderer Weise dienen will. Es kann auch sein, dass ein solcherart von Gott Gerufener selber in Zweifel oder Unsicherheit gerät, ob denn diese radikale Art und Weise der Christusnachfolge wirklich das Richtige für ihn ist oder ob er sich den Ruf Gottes vielleicht doch nur einbildet. Zu allen Zeiten in der Geschichte des Christentums haben Männer und Frauen im Herzen darum gerungen, den Willen Gottes für sich zu erkennen. Mitunter gab es einzigartige Bekehrungen und Aufbrüche, denken wir nur an den heiligen Franziskus und die heilige Klara und an viele andere. Solche Menschen haben wirklich alles übrige hinter sich gelassen, um Christus nachzufolgen. In der Konsequenz ihrer Entscheidung hat sich gezeigt, dass ihr Weg in Wirklichkeit kein Abschied von den Menschen in dieser Welt war, sondern eine neue Art und Weise, ihnen nahe zu sein und ihnen das Wort Gottes vorzuleben und zu verkünden.

Liebe Brüdern und Schwestern, es gäbe nun eine sehr einfache Möglichkeit, dass wir uns angesichts der anspruchsvollen Worte Jesu aus der Affäre ziehen! Wir könnten sagen: Diese besondere Art und Weise der Christusnachfolge, von der wir im Evangelium hören, betrifft uns nicht. Sie gilt nur für Priester und Ordensleute oder andere „Auserwählte“; wir wollen auf dem „normalen Weg“ Gott dienen. Aber geht das so einfach? Will Jesus nicht vielmehr uns allen etwas sagen durch die Art und Weise, wie er einzelne in seine besondere Nachfolge ruft?

Das Entscheidende ist die Radikalität der Hingabe im Herzen! Es kommt für einen jeden darauf an, eine feste und umfassende Entscheidung für Gott im Herzen zu treffen. Wir können uns nicht daran vorbeidrücken und so tun, als ob uns das Wort des Herrn nichts angehe. Jede und jeder ist gefordert im jeweiligen Lebensstand, in Ehe und Familie oder als Unverheirateter, im jeweiligen Beruf oder der besonderen Aufgabe, die jemand in der Gesellschaft oder in der Kirche hat. Sagen wir nicht: Meine Aufgabe oder mein Dienst ist unwesentlich! Denn vor Gott zählt jeder Mensch in seinem Eigensein. Jeder hat seine besondere Aufgabe und Berufung vor Gott. Und wenn wir dieser Berufung folgen, dann wird dieser Entschluss zum Segen und Heil werden nicht nur für uns selber, sondern auch für viele andere!

Die Heiligen haben es uns vorgelebt: zu ihnen gehören nicht nur die herausragenden und außergewöhnlichen Menschen, sondern auch die stillen Zeugen des Alltags, die ihren Lebensweg mit einer außergewöhnlichen Liebe zu Gott und den Menschen gegangen sind! Sie sind unsere Fürbitter bei Gott, in Einheit mit der Gottesmutter Maria, der Königin aller Heiligen. Amen.