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Predigt:

Weg, Wahrheit und Leben

5. Sonntag der Osterzeit A (20.04.2008)

L1: Apg 6,1-7; L2: 1 Petr 2,4-9; Ev: Joh 14,1-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die ganz entscheidende Frage unseres Lebens lautet: Wohin geht unser Weg? Was ist das Ziel unseres Lebens und wie erreichen wir dieses? Wenn die Richtung stimmt und wir wissen, wozu wir auf Erden sind, dann haben wir Zuversicht und brauchen uns nicht zu fürchten. Ansonsten irren wir buchstäblich hin und her, wie Schafe, die verloren sind, und wissen schließlich nicht mehr aus und ein.

Das Evangelium dieses Sonntags zeigt uns das Ziel auf und gibt uns die Richtung vor. Gott selbst weist uns in seinem Sohn Jesus Christus den Weg und lenkt wie ein guter Hirte unser Herz zum Ziel ewiger Freude in der Gemeinschaft mit Gott.

Jesus möchte die Sehnsucht nach dem Ewigen – nach Gott, nach dem Himmelreich – in den Herzen seiner Jünger erwecken. Er spricht daher von den himmlischen Wohnungen, die er ihnen bereitet, wenn er zum Vater heimgeht. Jesus hat diese Worte noch vor seinem Tod am Kreuz gesprochen, und den Jüngern ist es noch unbekannt, wie sich denn das Heimgehen Jesu zu seinem Vater im Himmel verwirklichen wird. Sie können sich nicht vorstellen, wie sich all das abspielen wird, was Gott in seinem Heilsplan beschlossen hat. Tod und Auferstehung Jesu sind für sie noch kein Thema, und wenn sie diesbezügliche Andeutungen und Voraussagen aus dem Mund Jesu vernehmen, verstehen sie es nicht.

Daher ist Thomas, der Apostel, nach den Worten Jesu verwirrt und fragt: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?“ Die Antwort Jesu ist eine Einladung zum Glauben und zum Vertrauen. Er geht zum Vater im Himmel und hat den Jüngern durch seine Person den Vater bereits kundgemacht. Denn er ist im Vater und der Vater ist in ihm. Diese Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist im einen und einzigen göttlichen Wesen ist etwas, das uns nur Gott selbst mitteilen, also offenbaren kann. Wir können diese Wahrheit nur im Glauben annehmen.

Daher also die Einladung Jesu an die Apostel und auch an uns, das zu glauben, was er kundmacht. Er sagt von sich: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Sind das nicht unfassbare Worte? Im Mund eines bloßen Menschen wären sie Anmaßung und Irrsinn. Nur der menschgewordene Sohn Gottes konnte so sprechen; und er spricht so in voller Wahrheit.

Ja, Jesus Christus ist wirklich der Weg: Denn Gott hat in der Menschwerdung seines Sohnes eine Brücke zu uns geschlagen, die auch wir beschreiten sollen, wenn wir zu ihm kommen wollen. Dieses Heilsangebot Gottes gilt es nicht auszuschlagen. Wir dürfen uns freuen, dass uns Gott in seinem Sohn Jesus einen sicheren Weg zu ihm eröffnet hat. Wir haben als Menschen keinen Anspruch auf dieses Geschenk; es ist unverdient, eben „Gnade“. Doch in seiner grenzenlosen Liebe bietet sich Gott uns an in seinem Sohn Jesus Christus als der Weg zum ewigen Leben.

Dann sagt Jesus Christus von sich, dass er die Wahrheit ist. Er ist die Wahrheit in Person: Das konnte noch keiner der großen Religionsstifter von sich sagen. Nur der wahrhaftige und einzige Sohn Gottes spricht so mit vollem Recht. Auf ihn dürfen wir bauen, wenn wir ihm im Glauben ganz vertrauen. Er kann und will uns nicht in die Irre führen. Der Mensch hungert im Tiefsten seines Herzens nach Wahrheit und Liebe. In Jesus Christus ist uns alles geschenkt, was wir ersehnen; Gott selbst bietet sich uns an als die Wahrheit, die uns in Liebe selig macht.

Daher fügt Jesus Christus als dritte Aussage von sich selbst noch hinzu, dass er das Leben ist. Ja, Gott allein ist unser Leben. Von ihm haben wir unser Dasein empfangen; wir werden von seiner Liebe und Vorsehung getragen, und im Himmel ist uns eine ewige Wohnung in seliger Unsterblichkeit bereitet. „Leben in Fülle“ verheißt uns der Herr, wenn wir uns ihm ganz anvertrauen.

Die Apostel und Jünger mussten sich erst einüben ins Glauben und Vertrauen. Als Frucht von Tod und Auferstehung Jesu wurde ihnen dann in der Kraft des Heiligen Geistes geschenkt, sich selber ganz frei zu machen und sich für Gottes Allmacht und Liebe zu öffnen. Bitten wir die selige Jungfrau Maria, die Mutter aller Glaubenden, dass auch wir fähig werden zum Glauben und Vertrauen – jeden Tag noch mehr. Dann werden wir die beseligende Erfahrung dessen machen, was es heißt, wenn Jesus Christus als unser Herr von sich sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. … Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Amen.