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Predigt:

Komm herab, o Heiliger Geist!

Pfingstsonntag C (23.05.2010)

L1: Apg 2,1-11; L2: 1 Kor 12,3b-7.12-13 (oder: Röm 8,8-17); Ev: Joh 20,19-23 (oder: Joh 14,15-16.23b-26)


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Obwohl in unserem Land noch viele Menschen getauft sind und zur katholischen Kirche gehören, gibt es bei vielen eine große religiöse Unwissenheit. Mitunter wird im Radio oder auch im Fernsehen eine Quiz- bzw. Rätselfrage gestellt, die sich auf die kirchlichen Feiertage bezieht. So auch unlängst wieder in Ö3, wo es um Pfingsten ging. Jemand meinte, das Fest habe mit der Verklärung Christi zu tun. Die richtige Antwortet lautet jedenfalls: Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes.

Aber mit dieser Antwort wissen selbst gläubige Katholiken nicht immer etwas zu verbinden. Vielleicht ergeht es uns wie den Johannesjüngern in Ephesus, die auf die Frage, ob sie schon den Heiligen Geist empfangen hätten, antworteten: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“ (Apg 19,2)

Nun, immerhin beten wir immer wieder ausdrücklich zum Heiligen Geist, auch wenn wir nicht immer an die Worte denken, die wir z.B. beim Kreuzzeichen aussprechen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Gott allein gebührt Anbetung, Lob und Ehre. Wir verehren und beten an den einen Gott in drei göttlichen Personen: eben den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.

Jesus Christus hat nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt seinen Jüngern den Heiligen Geist gesandt, und zwar am 50. Tag („Pfingsten“) nach Ostern unter Sturmesbrausen und in „Zungen wie von Feuer, die sich verteilten“. Der Heilige Geist geht aus von Gott dem Vater und dem Sohn zugleich; er ist die personale Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn. Gott selbst ist keineswegs einsam; der eine und einzige Gott lebt in den drei göttlichen Personen in ewiger Gemeinschaft und Liebe.

Wenn den Jüngern Christi und auch uns der Heilige Geist geschenkt wird, dann ist im Heiligen Geist auch der Vater und der Sohn bei uns anwesend. Gott selbst will in unserem Herzen wohnen, und der Heilige Geist ist es, der uns die Liebe Gottes schenkt, die uns im Innersten neu macht und verwandelt. So heißen wir Kinder Gottes und sind es auch wahrhaft. Der Heilige Geist ist unser übernatürlicher Lebensatem geworden, der uns belebt, durchdringt und antreibt zum Guten.

So betet Augustinus: „Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke. Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue. Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe. Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte. Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige nie mehr verliere.“

Es ist wie ein sanftes Wehen, das uns ergreift und zum Guten hin führt. Gottes Heiliger Geist achtet unsere Freiheit; er lädt uns ein und weckt unseren Wohlgeschmack am Guten. Wenn wir seinen Eingebungen und Antrieben folgen, werden wir wahrhaft frei. Wir werden erfüllt von heiliger Freude und finden neue Wege zueinander in der Kraft der Liebe. Der Heilige Geist baut Brücken der Versöhnung; er überwindet Spaltung und Streit und schenkt die Einheit im wahren Glauben und in der Liebe der Kinder Gottes.

Wenn wir im Alltag so viel Gejammere und so viel Pessimismus und Unzufriedenheit vorfinden – auch in der Gemeinschaft der Glaubenden, der Kirche –, dann liegt die Lösung des Problems genau darin, sich dem Heiligen Geist und seinem Wirken noch mehr als bisher zu öffnen. Überall dort, wo dem Gottesgeist Raum gegeben wird und er sich entfalten kann, kehrt Freude ein, Hoffnung und Zuversicht. Gott selbst verheißt uns eine ewige Zukunft in seinem Reich; selbst das noch vorhandene Böse, d.h. die Sünde und jede Form von Ungerechtigkeit, kann das ankommende Reich Gottes auf Dauer nicht aufhalten.

Wenn wir im Heiligen Geist leben, dann leben wir zwar noch „in der Welt“, aber wir sind nicht mehr „von der Welt“. Unser Lebensgesetz ist das der Freiheit in Jesus Christus. Der Geist Gottes hat uns frei gemacht von den Fesseln der Sünde und des Todes. Wir sind schon in der Taufe neugeboren worden im Wasser und im Heiligen Geist. In der Firmung wurde uns in besonderer Weise der Heilige Geist geschenkt, damit wir in unserem Lebensstand und in unserer Lebensaufgabe die Kraft und den Mut haben, uns zu bewähren im Guten.

Rufen wir die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria um ihre Fürbitte bei Gott an. Sie war ganz erfüllt vom Heiligen Geist und möge auch uns die Gaben des Heiligen Geistes von Gott erbitten. Amen.