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Predigt:

Ein König, der am Kreuze hängt

Christkönigssonntag C (25.11.2007)

L1: 2 Sam 5,1-3; L2: Kol 1,12-20; Ev: Lk 23,35-43


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Unser Glaube an Gott und sein Königtum ist in dieser Welt immer wieder von Anfechtungen und Zweifeln bedroht. Gott selbst sehen wir ja nicht, und seine Zeichen und Spuren werden auch nicht von allen anerkannt. Er ist der Allmächtige, der Barmherzige und Gerechte, aber es gibt viele Erfahrungen im Leben, wo wir von seiner Allmacht, seiner Barmherzigkeit und Gerechtigkeit nichts zu spüren meinen. Wo ist Gott, wo finden wir ihn? Das fragen nicht nur Atheisten, sondern immer wieder auch Gläubige. Gott entzieht sich immer wieder dem menschlichen Zugriff.

Wenn die Kirche an diesem Sonntag das Hochfest Christi, des Königs, feiert, dann ist dies ein feierliches Glaubensbekenntnis an die rettende Macht Gottes. Gott hat sich uns Menschen in Liebe zugewandt in seinem Sohn, der für uns Mensch geworden ist. Sein Königtum übt Jesus Christus nicht aus als stolzer Herrscher; gerade in seiner Selbstentäußerung und Erniedrigung bis zum Tod am Kreuz zeigt er uns die königliche Weise seines Dienstes aus Liebe. Dem entspricht es, dass Gott von uns Menschen in Freiheit anerkannt werden will. Ein aufgezwungener Glaube wäre kein Glaube: Der Mensch soll sein freies Ja-Wort sagen gegenüber dem Bund der Liebe, den ihm Gott in Jesus Christus anbietet.

Das Evangelium zeigt uns die Situation des nach außen hin ganz und gar ohnmächtigen Herrn Jesus Christus am Kreuz: Wehrlos hängt er dort und wird verachtet und verspottet. Manche meinen, er solle sich selbst helfen, wenn er könne, da er doch auch anderen geholfen habe. Sie haben keinen Sinn für die Möglichkeit einer Liebe, die sich selbst zum Opfer der Hingabe macht für andere. Auch zwei Verbrecher hängen neben Jesus an einem Kreuz. Der eine stimmt ein in die Verspottung Jesu. Sein Leben hat ihn hart gemacht, und er ist nicht bereit zur Bekehrung des Herzens.

Der andere Verbrecher hingegen erkennt die Stunde der Gnade und wird im Herzen sehend: Dieser Jesus hier ist ein Gerechter, an ihm ist keine Schuld zu finden. Ja, noch mehr: Er ist ein König. Die gnadenhafte Erkenntnis des zweiten Verbrechers gipfelt im Ausruf: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Entgegen allem äußeren Anschein der Ohnmacht Jesu hat dieser „rechte Schächer“ im Glauben begriffen, wem er gegenüber sein darf: dem Sohn Gottes, der gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren war. Auch diesem Verbrecher schenkt er noch in der Todesstunde die Gnade der Reue und der Umkehr. Damit aber ist die definitive Vergebung alles Bösen geschenkt, das er verübt hat. Die Worte Jesu sind eindeutig: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.“

Es sind Worte am Übergang vom Tod zum Leben: Der Tod Jesu am Kreuz war nur eine scheinbare Niederlage. In Wahrheit zeigt sich am Sieg der opferbereiten Liebe Jesu über das Böse schon der Beginn der Auferstehung. So darf auch der bekehrte Verbrecher in seinem Herzen jubeln über das Geschenk der Erlösung, das er noch als Sterbender empfangen hat. Er darf eintreten ins Himmelreich, wo ihn Jesus Christus als König des Himmels und der Erde begrüßt und ihm das ewige Leben schenkt.

Uns können die Worte aus dem heutigen Evangelium nachdenklich machen und uns fragen lassen, wie wir das Königtum Jesu Christi, unseres Herrn, anerkennen. Bleibt unser Glaube bloße Theorie oder sind wir bereit, die Weisungen des Herrn auch ins Leben umzusetzen? Dienen wir Christus dem Erlöser in unseren leidenden und hilfsbedürftigen Brüdern und Schwestern oder gehen wir achtlos an ihnen vorbei?

In der Präfation dieses Festes heißt es: „Als makelloses Lamm und friedensstiftendes Opfer hat er sich dargebracht auf dem Altar des Kreuzes, um das Werk der Erlösung zu vollziehen.“ Der König der Ewigkeit hat sich für uns Menschen erniedrigt; er ist einer von uns geworden. Wie ein Lamm wurde er geopfert, um Frieden zu stiften zwischen Gott und den Menschen. Treten wir ein in seine Gemeinschaft! Lassen wir uns von der Mutter des Herrn, der heiligen Jungfrau Maria, hinführen zu Christus, dem Lamm Gottes und dem König der Ewigkeit. Er tue auch uns das Tor seines Reiches auf, wenn er uns zu sich ruft. Möge seine Verheißung in der Stunde des Todes auch uns gelten: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Amen