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Predigt:

Versöhnung mit Gott: ein echter Neubeginn

4. Fastensonntag C (10.03.2013)

L1: Jos 5,9a.10-12; L2: 2 Kor 5,17-21; Ev: Lk 15,1-3.11-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wenn ein Mensch so manches falsch gemacht hat in seinem Leben, dann denkt er sich vielleicht: „Ach, könnte ich doch ganz neu beginnen!“ Leider ist das – wie uns scheint – nicht möglich, denn wir bringen ja in alle unsere späteren Taten auch die früheren Entscheidungen und Handlungen mit ein. Oder gibt es vielleicht doch eine Möglichkeit des radikalen Neubeginns, mit der wir zwar aus unserer rein menschlichen Perspektive nicht rechnen können, die uns aber Gott in seiner Gnade ermöglicht? Die Antwort lautet: Ja – diese Möglichkeit gibt es wirklich! Durch Jesus Christus ist es möglich, dass wir – wie es in der 2. Lesung heißt – „in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“

Wenn uns Gott die Sünden vergibt, dann ist dies ein einzigartiges Geschehen: Gott macht uns zu einer neuen Schöpfung; von ihm her werden wir heilig und gerecht; in Jesus Christus sind wir mit Gott versöhnt. Dies bringt der Apostel Paulus in der Lesung aus dem 2. Brief an die Korinther zum Ausdruck: „Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ Uns wird wirklich von Gott das Geschenk eines neuen Anfangs gemacht!

Eben dies wird auch in der Erzählung Jesu vom verlorenen Sohn und dem barmherzigen Vater veranschaulicht. Menschlich gesprochen ist dieser untreue Sohn nach seinen vielen Irrwegen und Abwegen am Ende: das ganze Erbe hat er verprasst, er muss sich mit einer niederen Arbeit, dem Schweinehüten, durchbringen und hungert immer noch. Da erreicht ihn von Ferne die Gnade der Umkehr: Er besinnt sich auf das Haus seines Vaters und macht sich auf den Weg zu ihm. Sich selber sieht er als nicht mehr würdig an, der Sohn eines solchen Vaters zu sein; er möchte vielmehr wie einer seiner Tagelöhner sein. Und da geschieht die entscheidende Wende: Entgegen aller Erwartung, ja entgegen aller Unwürdigkeit des heimgekehrten Sohnes setzt ihn der Vater in alle mit der Sohnschaft verbundenen Rechte wieder neu ein. Er lässt sogar ein Fest ausrufen, denn – wie er dem darüber aufgebrachten älteren Bruder erklärt –: „Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.“

Gilt dies auch für uns? Welchen Bezug hat diese Erzählung Jesu zu unserem Leben? Die meisten werden wohl sagen: „Nein, so krass ist es bei mir nicht. Ich mache zwar nicht alles richtig im Leben, aber ein verlorener Sohn oder eine verlorene Tochter bin ich doch nicht!“ Eher könnten wir uns schon mit dem daheim gebliebenen Sohn identifizieren. Dieser sagt von sich selbst zu seinem Vater: „So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt.“ Wenn das so ist, dann könnte man diesen Sohn eigentlich sofort heilig sprechen! Wären doch alle so wie er! Oder doch nicht?

Jesus stellt jedenfalls unser Urteilsschema radikal in Frage: Denn der zuhause gebliebene Sohn mag zwar keine bösen Taten vollbracht haben – in seinem Herzen ist er dennoch nicht mit sich selber, seinem Vater und mit Gott versöhnt. Denn er murrt darüber, dass der Vater den heimgekehrten Sohn wieder aufnimmt. Im Grunde ist er dem verlorenen Sohn neidisch; das echte Wohlwollen fehlt ihm. Und ist dies nicht auch eine Sünde? Ja, könnte es möglich sein, dass diese Sünde schwerer wiegt als die vielen nach außen hin sichtbaren Sünden des nunmehr wiedergefundenen Sohnes?

Für uns alle gilt daher: Wir sollen auf der Hut sein vor der Selbstgerechtigkeit und der Überheblichkeit, vor dem Verurteilen anderer Menschen. Legen wir Gott alles hin, was wir im Herzen tragen: Gutes und Böses; er schenkt uns aufs Neue seine Gnade und sein Erbarmen, wenn wir uns ihm ganz anvertrauen, so wie wir sind. Es gibt ein eigenes Sakrament, das uns mit Gott versöhnt und uns den neuen Anfang wieder ermöglicht: die heilige Beichte, das Bußsakrament. Wenn wir dies neu entdecken könnten, dann würde auch uns eine Freude zuteil, die von keiner anderen übertroffen werden kann, weil sie die Freude über das neue, von Gott geschenkte Leben ist. Amen