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Predigt:

Gott hat uns in seinem Sohn mit sich versöhnt

4. Fastensonntag C (14.03.2010)

L1: Jos 5,9a.10-12; L2: 2 Kor 5,17-21; Ev: Lk 15,1-3.11-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir erleben immer wieder eine friedlose Welt: Wir hören von Kriegen und Gewalttaten, aber auch von Streit, Gewalt und anderen schlimmen Dingen im Alltag, sei es in den Familien, sei es außerhalb.

Von daher wird uns klar, dass wir alle insgesamt und jeder einzelne der Versöhnung mit Gott und untereinander bedürfen. Wie aber kann der Mensch diese Versöhnung finden? Aus eigener Kraft erreicht er sie nicht. Zu groß ist der Abstand zu Gott – er ist unendlich –, als dass ihn der Mensch überwinden könnte. Die frohe Botschaft, die uns sowohl die Lesungen als auch das Evangelium verkünden, lautet: Gott selbst hat uns mit sich versöhnt. Er hat uns seinen Sohn gesandt, Jesus Christus, damit er als Mensch einer von uns würde und an seinem Fleisch die Sünde der Welt verurteilt und damit unsere Schuld von uns nimmt.

Das Evangelium zeigt uns, dass es zwei verschiedene Gruppen von Menschen gibt, die alle auf Versöhnung mit Gott angewiesen sind. Da ist zum einen der verlorene Sohn, der uns allen bekannt ist. Dieser hat in unverantwortlicher Weise das Erbe, das ihm der Vater anvertraut hat, verschleudert. Erst als er keinen Ausweg mehr wusste, weil er wirklich unter die Schweine gekommen war, besann er sich eines Besseren: er wollte sich aufmachen und zum Vater zurückkehren, um wenigstens nicht den Hungertod sterben zu müssen. Auf dem Weg dieser Rückkehr wurde sein Herz geläutert und von einer tieferen Sehnsucht erfüllt: Die Güte seines Vaters stand ihm lebhaft vor Augen, und die Liebe zu ihm erwachte wieder. Und tatsächlich – er wurde nicht enttäuscht. Der Vater empfing ihn mit offenen Armen, denn der Sohn war für ihn verloren und wurde wiedergefunden, er war wie ein Toter gewesen, der nun das Leben neu empfangen durfte. Welche Freude sowohl des Vaters als auch des heimgekehrten und wieder versöhnten Sohnes!

Im Blick auf den verlorenen und wieder gefundenen Sohn ist uns die Notwendigkeit der Umkehr und Versöhnung klar bewusst. Wir denken hier an Menschen, die wirklich versagt haben und die vielleicht sogar in schwerer Weise schuldig geworden sind.

Doch was ist mit dem „braven“ Sohn, der zuhause geblieben ist? Hat auch er die Umkehr nötig? Oder darf er in einer gewissen Selbstgerechtigkeit sagen: Ich war immer treu; ich habe mich nicht verfehlt und brauche daher auch keine Versöhnung?

So paradox es klingt: In Wirklichkeit ist gerade auch der daheim gebliebene Sohn ein verlorener Sohn, der der Umkehr bedarf. Dies zeigt sich an seiner abweisenden Reaktion gegen den zurück gekommenen Bruder. Er freut sich nicht über dessen Bekehrung; außerdem klagt er seinen Vater an, der doch nur Gutes will und für den Heimkehrer ein Fest veranstaltet. Dies zeigt uns, dass der ältere Sohn in seinem Herzen verhärtet ist und nicht offen ist für Liebe und Barmherzigkeit. Es handelt sich um den Typus des Selbstgerechten, der sich selber als vollkommen ansieht und meint, genau er brauche keine Vergebung. In Wirklichkeit ist es vielleicht für diesen Sohn noch schwerer als für den anderen, wirklich umzukehren und um Vergebung zu bitten.

Kennen nicht auch wir diese Situationen? Zu welcher Gruppe von Menschen gehören wir? Vielleicht finden wir sogar gewisse Charakteristika beider Söhne in uns! Jedenfalls ist es wichtig, dass wir Mut fassen und auf Gott vertrauen, der uns liebt und uns mit sich versöhnt hat durch seinen Sohn Jesus Christus. Jesus ist gleichsam an die Stelle der beiden „verlorenen“ Söhne getreten und hat sie mit dem himmlischen Vater versöhnt, indem er als das Lamm Gottes die Schuld der Menschen auf sich genommen hat. So ist uns ein Weg zum Heil eröffnet worden, der uns mit Freude erfüllt.

Auch wir sind geladen zu einem Fest der Versöhnung: Durch die Hilfe des Sakraments der Buße werden wir befähigt, am Mahl des Lammes in der heiligen Kommunion teilzunehmen. Hier wird uns schon jetzt Anteil gegeben an der Herrlichkeit des kommenden Reiches Gottes. Möge uns die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria die Teilhabe am Hochzeitsmahl des Lammes im Himmel erbitten! Amen