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Predigt:

Im Himmel werden die Menschen nicht mehr heiraten

32. Sonntag im Jahreskreis C (11.11.2007)

L1: 2 Makk 7,1-2.7a.9-14; L2: 2 Thess 2,16-3,5; Ev: Lk 20,27-38


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Eine gute Ehe zu führen und für die eigene Familie in rechter Weise zu sorgen und für seine Angehörigen in Liebe da zu sein, ist eine zugleich schöne und große, aber auch anspruchsvolle und schwierige Aufgabe, die nur mit Gottes Hilfe zu erfüllen ist. Das Evangelium dieses Sonntags spricht indirekt davon, als wir nämlich von der Argumentation der sadduzäischen Gegner Jesu hören, welche darauf abzielen, den Glauben an die Auferstehung von den Toten zu erschüttern.

Es könne nämlich der Fall eintreten, so ihr „Beweis“, dass ein- und dieselbe Frau jeweils nach dem Tod ihres Ehemannes wiederum geheiratet habe und daher auf Erden nacheinander schließlich mit mehreren Männern verheiratet gewesen sei. Wenn es die Auferstehung von Toten wirklich gäbe, meinen diese besonders „Klugen“, wem würde die Frau dann im Himmel angehören? Wer würde ihr rechtmäßiger Mann sein?

Jesus widerlegt dieses Scheinargument dadurch, dass er aufzeigt, dass Gottes Macht größer ist als jede menschliche Vorstellung. Im Himmel werde es nämlich die Heirat im irdischen Sinn nicht mehr geben, sagt er. Dort ist den Seligen von Gott Unsterblichkeit verliehen, wodurch der Mensch in gewissem Sinn den Engeln ähnlich geworden ist. Außerdem weist unser Herr darauf hin, dass Gott ein Gott der Lebenden und nicht der Toten ist. In seiner Macht steht es also sehr wohl, Tote zum ewigen Leben zu erwecken. Der Glaube an die Auferstehung ist damit von Gott her neu bekräftigt und begründet.

Aber was ist nun mit der Ehe, die in diesem Streitgespräch, wo es vorrangig um die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott geht, indirekt angesprochen wird? Wie können wir uns das vorstellen, dass im Himmel die Menschen nicht mehr heiraten werden, wie Jesus es doch sagt? Gewiss: Die Ehe im irdischen Sinn wird es im Himmel nicht mehr geben. Wird aber auch die eheliche Liebe aufhören? Werden jene, die auf Erden als Mann und Frau miteinander verheiratet waren, im Himmel nicht mehr in besonderer Gemeinschaft des Herzens miteinander verbunden sein?

Wir wissen keine Einzelheiten über das himmlische Leben. Eines aber dürfen wir im Glauben mit Sicherheit erhoffen: Alles was gut war an menschlicher Liebe und Verbundenheit auf Erden, wird auch im Himmel seine Vollendung finden. Wahre Liebe sehnt sich nach Ewigkeit und Unvergänglichkeit. Sollte also Gott, der Schöpfer von Mann und Frau und der Garant ihrer Liebe zueinander, nicht dafür Sorge tragen, dass diese eheliche Liebe im Himmel auch ihre Vollendung findet, selbst wenn es dafür den Namen und die Einrichtung der Ehe in unserem irdischen Sinn nicht mehr gibt? Wir dürfen es Gott zutrauen, dass er all dies aufs Beste regelt für jene, die nach den Worten des Evangeliums von Gott für würdig gehalten werden, „an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben“.

Bei aller Hochschätzung der Ehe betont der christliche Glaube, dass die Verbundenheit von Mann und Frau in dieser Gemeinschaft der Liebe und des Lebens, nicht die einzige Form sind, wie der Mensch seine Berufung zur Liebe im Reiche Gottes verwirklichen kann. Es gibt Menschen, die aus Gründen verschiedenster Art daran gehindert sind, einen Lebenspartner zu finden und zu heiraten; es gibt gescheiterte Beziehungen, Enttäuschungen, Entfremdungen … Sollten diese Menschen im Himmel nicht auch ihre Erfüllung finden können, so wie ihr Herz sich nach bleibender Liebe sehnt? Dass dies ganz bestimmt so ist für jene, die auf Gott vertrauen und ihn über alles lieben, sagt uns das Evangelium.

Außerdem gibt es eine besondere Berufung zur Ehelosigkeit als gottgewollte Jungfräulichkeit bzw. im zölibatären Lebensstand. Jene Menschen folgen Christus, dem Lamm Gottes, in einzigartiger Weise nach und stellen alles Irdische zurück, um Gottes Liebe vor allem zu suchen und in ihr die Erfüllung aller menschlichen Sehnsüchte zu finden. In gewisser Weise wird in diesem Lebensstand die Freude und Freiheit des ewigen Lebens im Himmel vorweg genommen; die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist ein Zeichen des Glaubens an die künftige Wirklichkeit, in der die Menschen nach den Worten Jesu nicht mehr heiraten werden. Gott selber wird die Sehnsucht ihres Herzens nach Liebe erfüllen und sie vollenden.

Dass dabei auch die Gemeinschaft der Menschen untereinander ihre Erfüllung und Vollendung findet, dürfen wir dem Schöpfer zutrauen. Sogar die gottgewollte Hinordnung von Mann und Frau zueinander wird in der Herrlichkeit des „neuen Himmels und der neuen Erde“ aufs vollkommenste in der Gemeinschaft der Seligen verwirklicht werden. Immerhin heißt es ja von Christus, dass er der Bräutigam seiner Kirche ist. D.h. Gott liebt sein Volk wie ein Bräutigam seine Braut. Christus hat sich seine Kirche durch die Hingabe seines Leibes und Blutes am Kreuz als makellose Braut erworben und sie so reingewaschen von allen Sünden und mit dem Gewand der Unsterblichkeit und der seligen Glorie bekleidet. In Maria, der Gottesmutter, leuchtet uns das Urbild der Kirche auf, wie sie sein soll. Möge Gott auf ihre Fürbitte auch uns einst aufnehmen in die Gemeinschaft der Engel und Heiligen, wo göttliche und menschliche Liebe zur höchsten Erfüllung gelangen. Amen