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Predigt:

Gott sucht die Verlorenen

31. Sonntag im Jahreskreis C (03.11.2013)

L1: Weish 11,22-12,2; L2: 2 Thess 1,11-2,2; Ev: Lk 19,1-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Unser Herr Jesus Christus hat in seinem Leben und Sterben und in seiner Auferstehung die Liebe des himmlischen Vaters verkündet. So wandte er sich allen Menschen zu, die ihn hören wollten und auf seine Hilfe vertrauten. Niemanden schloss er aus – auch nicht öffentlich bekannte Sünder!

Einer von ihnen hieß Zachäus und war der oberste Zollpächter in Jericho. Die Römer vergaben die Befugnis für die Steuereintreibung an Personen, die dann wiederum verpflichtet waren, dem Kaiser eine bestimmte Summe abzuliefern; was sie sonst noch einkassiert hatten, konnten sie für sich behalten. Kein Wunder, dass ein solches Amt sehr begehrt war! Zugleich waren sie beim jüdischen Volk denkbar unbeliebt: erstens repräsentierten sie die fremde römische Macht; zweitens wirtschafteten sie in die eigene Tasche und setzten die Höhe der Zölle und Steuern nach Willkür fest. Die Menschen waren ihnen bis zu einem Grad ausgeliefert.

Ausgerechnet ein solcher Mensch will nun Jesus sehen, der in Jericho durch die Stadt zieht. Weil Zachäus klein ist, hat er keine Chance. Und niemand lässt ihn vor, denn er ist nicht beliebt und hat kein Ansehen. Doch da erklimmt er einen Baum, um Jesus doch noch sehen zu können! Und welche Überraschung: Jesus blickt zu ihm hinauf und ruft ihm zu: „Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“

Und dann geschieht das Wunder im Herzen dieses Mannes: Weil Jesus bei ihm zu Gast sein will und die Gemeinschaft mit ihm sucht, wird Zachäus plötzlich ein anderer. All das Gute, das er über Jahre hinweg in seiner Geldgier und in seiner Ungerechtigkeit und Hartherzigkeit abgewiesen und unterdrückt hatte, gewinnt nun wieder Raum. Er erkennt, dass vor Gott andere Maßstäbe gelten als die Frage nach materiellem Gewinn und Reichtum. Vor Gott zählt der lebendige, konkrete Mensch – und hier ist jeder wichtig. Jesus schenkt seine Liebe besonders den Sündern und ermöglicht so Bekehrung: „Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“

Für Zachäus jedenfalls steht fest: Sein Leben wird anders werden. In Zukunft will er gerecht handeln, und dort wo er andere Menschen betrogen hat, leistet er Wiedergutmachung. Dies alles hat die barmherzige Liebe unseres Gottes bewirkt, der sich den Sündern zuwendet und gerade so Distanz von der Sünde, also wahre Reue und Umkehr ermöglicht. Haben auch wir dies schon erfahren?

Gott liebt uns unbedingt; er beruft und erwählt uns, obwohl wir Sünder sind. Doch indem er das tut, schenkt er uns die Gnade, loszulassen von allem, was uns fesselt und bedrängt, von aller Ungerechtigkeit und Hartherzigkeit, von aller Eigenliebe und Überheblichkeit. Jesus Christus, der Erlöser der Menschen, schenkt auch uns die Freiheit, das Gute zu tun und Gott und die Menschen zu lieben! Amen