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Predigt:

Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes

31. Sonntag im Jahreskreis C (04.11.2007)

L1: Weish 11,22-12,2; L2: 2 Thess 1,11-2,2; Ev: Lk 19,1-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Lesung aus dem Buch der Weisheit lädt uns ein, über das machtvolle Wirken Gottes nachzudenken. Es gibt ja heute viele Menschen, die sich sagen: „Ich sehe Gott nicht und ich spüre auch nichts von seinem Wirken.“ Das mag vordergründig stimmen, denn Gottes Gegenwart erschließt sich uns nicht einfach so wie die der sichtbaren Welt um uns. Seine Spuren sind dennoch da, aber er selber entzieht sich unserem Zugriff. Gott ist keine unpersönliche Kraft, über die man nach Belieben verfügen kann (etwa nach Art der Magie und des Okkultismus), und auch kein Knecht, der uns dann stets zu Diensten steht, wenn wir ihn brauchen, und der uns sonst gefälligst in Ruhe lassen sollte, damit wir ungestört unseren eigenen Plänen und Interessen nachgehen können. Nein, Gott ist Gott, und als solcher ist er erhaben über alles Irdische. Er ist der Schöpfer und Herr, und wir können ihn nur in Ehrfurcht anbeten und verehren!

Die Worte aus dem Buch der Weisheit zeigen uns jedoch, dass Gott in seiner unendlichen Größe und Herrlichkeit zugleich derjenige ist, der sich dem Kleinen und Geringen zuneigt. Ja, wir erfahren, wie menschenfreundlich doch der Schöpfer und Herr aller Dinge ist! Er, der alles geschaffen hat, der allem das Dasein und Leben verleiht, hat keine Freude am Untergang der Lebendigen. Vielmehr erhält er alles im Sein; ohne sein gütiges Wirken würde die ganze Welt ins Nichts zurücksinken.

In besonderer Weise kümmert sich Gott um die Menschen und ruft sie auf, sich an seine Gebote zu halten. Diese sind uns nicht deshalb gegeben, damit Gott vielleicht einen Vorteil davon hat, wenn wir ihn ehren und uns an seine Anweisungen halten, sondern Gott leitet uns in Liebe zum Guten an, damit wir durch ihn unsere Vollendung finden und das ewige Heil erlangen. Sogar den Sündern gegenüber waltet die Geduld und Barmherzigkeit Gottes. Es ist keineswegs sein Bestreben, die Sünder streng zu bestrafen, sondern er möchte, dass alle sich bekehren und er so seine Güte an allen Menschen erweisen kann.

Diese wunderbaren und tröstlichen Wahrheiten legt uns das Buch der Weisheit dar, welches zu den Spätschriften des Alten Testaments gehört und deshalb schon in besonderer Nähe zum Neuen Bund steht, den Jesus Christus, der Sohn Gottes, gestiftet hat.

Wir können sagen: In Jesus Christus ist die menschgewordene Weisheit Gottes erschienen. Hier hat sich die Menschenfreundlichkeit Gottes in unüberbietbarer Weise gezeigt. Jetzt gibt es wirklich keinen Zweifel mehr daran, dass Gott uns liebt und in die Gemeinschaft seiner Liebe einlädt. Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, hat als Mensch alles mit uns geteilt: Selbst das Leiden und den Tod hat er auf sich genommen, um uns von allem Übel zu befreien und von der Knechtschaft der Sünde und des Todes zu erlösen. In seiner Auferstehung hat er auch uns das Leben geschenkt. Darum loben und preisen wir Gott!

Dies wird besonders deutlich in der Art und Weise, wie Jesus dem Zolleinnehmer Zachäus begegnet. Zachäus war vor seiner Begegnung mit dem Herrn ein habgieriger und ungerechter Mann, der nur an seinen eigenen Vorteil dachte. Als er jedoch von den Worten und Taten Jesu Christi hörte, wurde er tief im Herzen ergriffen. Er wollte Jesus persönlich kennenlernen. So schob er alle gesellschaftlichen Rücksichten beiseite und kletterte auf einen Baum, da er klein von Gestalt war und man ihn nicht vorlassen wollte: Zachäus war ja bei den Menschen wegen seiner Hartherzigkeit denkbar unbeliebt.

Doch der Erlöser erbarmt sich auch dieses Menschen, der sich nun bekehrt und von seinen Sünden abwendet. Ausgerechnet bei Zachäus will Jesus zu Gast sein. Er begründet sein Handeln mit den Worten: „Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“

Können diese Worte nicht auch uns Hoffnung geben? Wir sind zwar (hoffentlich) keine ganz großen Sünder, aber meist sind wir doch in der Gefahr, der Mittelmäßigkeit zu erliegen. Es fehlt uns oft das Feuer der Begeisterung und die Glut letzter Hingabe für Gott und sein Reich. Das Beispiel des Zachäus zeigt uns, wie sehr sich Gott in seiner Liebe auch derer annimmt, welche bisher einen Irrweg gegangen sind, nun aber von der Last ihrer Schuld freikommen wollen.

So wollen wir alle Menschen in unser Gebet einschließen und Gott bitten, dass er auf die Fürbitte aller Heiligen, besonders der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef, vielen Menschen das Licht seiner Gnade schenke, damit sie das Heil in Christus erlangen! Amen