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Predigt:

Den Demütigen schenkt Gott das Heil

30. Sonntag im Jahreskreis C (28.10.2007)

L1: Sir 35,15b-17.20-22a; L2: 2 Tim 4,6-8.16-18; Ev: Lk 18,9-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es ist ein menschliches Urbedürfnis, für eigene Leistungen Anerkennung zu erwarten und dafür Lob zu erfahren. Wer von uns blickt nicht gerne auf gut Vollbrachtes zurück und freut sich, wenn auch andere dies für gut heißen?

Das Evangelium dieses Sonntags zeigt uns, wie der Mensch Gott gegenübertreten soll und wie nicht. Es ist selbstverständlich wichtig, Gutes zu tun und die Gebote Gottes zu halten. Dennoch gilt auch dann, wenn der Mensch gleichsam alles getan hat oder dies von sich meint, dass er darauf vor Gott nicht stolz sein soll, denn er ist und bleibt in Wahrheit nur ein „unnützer Knecht“. Das Gute, was ihm gelungen ist, konnte er nur tun durch den Beistand und die Gnade Gottes. Alle eigenen Kräfte und Talente, die er besitzt, sind ihm letztlich vom Schöpfer als Gabe anvertraut, die eine Aufgabe in sich einschließen. Der Mensch soll all das, wozu er an Gutem fähig ist, einsetzen zum Wohl der Mitmenschen und zur Ehre und zum Lobe Gottes!

Falsch ist daher die Haltung des Pharisäers, wie diese im Evangelium beschrieben wird:

Er schreibt sich all das Gute, das er wirken durfte, selber zu und verachtet andere. Er tut, als ob er selber der Ursprung des Guten wäre und nicht angewiesen ist auf das Erbarmen Gottes. Dieser Mensch möchte sich gleichsam selber rechtfertigen; er braucht keinen Erlöser mehr, weil er von sich aus schon „perfekt“ ist. Zugleich schließt der Pharisäer andere vom Heil aus. Er maßt sich ein Urteil über den Zöllner an, der ganz hinten im Tempel steht und es nicht wagt seine Augen zu Gott zu erheben. Er fühlt sich als der Bessere, ja als der Vollkommene. Der Mitmensch wird verachtet und ausgegrenzt.

Dabei kann sich die Bilanz des Pharisäers sogar sehen lassen. Er tut tatsächlich nichts Böses, so scheint es, und hält sich an die Gebote Gottes, sodass er weder raubt und betrügt und auch nicht die Ehe bricht. Ja, er vollbringt viel Gutes, das er sich nicht scheut aufzuzählen: „Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.“

Und doch heißt es, dass Gott sein Gebet nicht annimmt, weil es aus einem selbstsüchtigen, stolzen und harten Herzen kommt. Hingegen wird der Zöllner erhört, der weiß, dass er ein Sünder ist und das Erbarmen Gottes nicht verdient. Sein Gebet ist kein stolzes Rühmen, sondern ein demütiges Flehen um Gnade: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“

Liebe Brüder und Schwestern, was können wir für uns aus diesem Evangelium mitnehmen? Es geht ja um die richtige Haltung, die der Mensch gegenüber Gott einnehmen soll. Und da zählen vor allem die Demut des Herzens und das Bewusstsein der Angewiesenheit auf seine Barmherzigkeit. Das Gute, das wir tun, wird dadurch nicht abgewertet. Aber es ist uns nur möglich als Geschenk der göttlichen Güte und Liebe. Alles ist uns anvertraut, und wir sollen mit den Gaben Gottes in rechter Weise umgehen.

„Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ fragt der Apostel Paulus (1 Kor 4,7). Die großen Heiligen der Kirche haben jedenfalls gewusst, dass sie sich vor Gott nicht rühmen können. Jene Frau, die von Gott am reichsten begnadet war, ist Maria, die Gottesmutter. Sie wird vom Engel als die Jungfrau „voll der Gnade“ gegrüßt. Und dennoch bekennt sie in ihrem „Magnifikat“, dass Gott in Gnaden herabgeschaut hat auf die „Niedrigkeit“ seiner Magd.

Genau diese Haltung können wir auch vom Zöllner lernen, der aufgrund seiner Demut und Reue als Gerechter vom Tempel nach Hause zurückkehrte. Wer weiß, dass er des Erbarmens Gottes bedarf, wird erhöht werden. Wer sich des Heils allzu sicher ist, kann es hingegen verlieren. Möge uns Gott stets die rechte innere Haltung der Demut und Dankbarkeit schenken! Amen