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Predigt:

Dankbarkeit ist nicht selbstverständlich

27. Sonntag im Jahreskreis C (06.10.2013)

L1: Hab 1,2-3; 2,2-4; L2: 2 Tim 1,6-8.13-14; Ev: Lk 17,5-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium dieses Sonntags bitten die Jünger den Herrn zunächst, ihren Glauben zu stärken, und er antwortet mit dem Gleichnis von einem Baum, der sich ins Meer verpflanzen würde, wenn der Glaube daran nur so groß wie ein Senfkorn wäre. So weit so gut. Doch der zweite Teil des Evangeliums überfordert uns; er stellt vielleicht gar zu hohe Anforderungen an unser Verständnis. So scheint es uns jedenfalls zunächst. Denn hier geht es um einen Vergleich, der mit dem sozialen Status von Sklaven zu tun hat. Eine dreifache Schwierigkeit ergibt sich für uns:

Erstens ist es uns überhaupt fremd, dass es Sklaven gibt, die gewisse Arbeiten verrichten. Denn Gottseidank hat die soziale Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte unter dem Einfluss des Christentums einen wirklichen Fortschritt gebracht, sodass es – wenigstens in unseren „zivilisierten“ Ländern – Sklaven nicht mehr gibt und es auch eine menschenunwürdige Arbeit, die wir als „Sklavenarbeit“ bezeichnen – nicht mehr geben sollte.

Zweitens leuchtet uns überhaupt nicht ein, warum sich nicht auch ein Herr gegenüber seinem Sklaven für das bedanken sollte, was dieser ihm an Gutem getan hat. Aber die Sichtweise von damals lautete eben: Ein Sklave hat praktisch keine Rechte, nur Pflichten. Also ist ein Dank ihm gegenüber überflüssig, ja nicht angebracht, denn der Sklave muss ohnehin das tun, was seine Aufgabe und Pflicht ist. Gerade heute, am Erntedanksonntag, möchten wir also fragen: Wo bleibt da die Dankbarkeit? Denn einander zu danken ist doch für unser soziales Zusammenleben so wichtig. Wir brauchen Anerkennung, Dank und Wertschätzung, und auch unsere Mitmenschen brauchen es. Jemandem zu danken für das, was sie oder er für uns getan hat, ist leider auch in unseren Tagen keineswegs mehr selbstverständlich.

Und drittens tun wir uns schon schwer damit, unseren eigenen Status gegenüber Gott im Himmel mit dem Status eines Sklaven gegenüber seinem Herrn zu vergleichen. Denn im Evangelium heißt es als Wort des Herrn: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ Ja, wie denn das wohl zu verstehen?

Aber einen Moment: Dürfen wir einen uns fremden Text einfach auf die Seite schieben, nur weil wir uns schwer tun mit dem rechten Verständnis, noch dazu, wenn es heißt, dass uns hier im Evangelium – also der frohen Botschaft – Worte des ewigen Lebens dargeboten werden?

Was also will uns Jesus sagen mit diesen für uns seltsamen und schwer nachvollziehbaren Vergleichen der Gott dienenden Menschen mit Sklaven? Gewiss ist der Vergleichspunkt nicht das „Sklave-Sein“, denn in der Heiligen Schrift wird an vielen Stellen klar, dass wir durch den Glauben und den Empfang der Taufe eben nicht mehr Sklaven sind, sondern Freunde, ja sogar Kinder Gottes. Paulus schreibt: „Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15)

Worum es im heutigen Evangelium geht, ist vor allem dies: Gegenüber Gott können wir keine Rechte geltend machen; wir können uns nicht auf eigene Verdienste und eigene Leistungen berufen. Denn selbst wenn solche Verdienste vorhanden wären, so könnten wir immer noch fragen: Wer hat uns das Leben geschenkt? Wer gibt uns die physische Kraft, um zu wirken und Gutes zu tun? Wer steht uns bei mit seiner Gnade, damit wir Werke der Liebe vollbringen? Das tut Gott allein! Ihm gegenüber können wir wirklich nichts Eigenes vorbringen, das er uns nicht zuvor schon geschenkt hätte. Wir sind von Anfang an Beschenkte – durch Gottes Liebe!

Und so sehen wir, dass gerade am Erntedankfest dieses schwierige Evangelium sehr passend ist: Alles, was wir haben und sind, ist ein Geschenk Gottes. Wir können nur danken und sollen dies auch tun. Gott meint es gut mit uns, und er erwartet, dass wir seine Gaben annehmen und in rechter Weise nutzen, zum Wohl und Heil aller Menschen.

Besonders dankbar sind wir in diesem Jahr nicht nur für die vielen Erntegaben, die wir aus Gottes Hand empfangen dürfen, sondern auch für die im Wesentlichen schon erfolgreich abgeschlossenen Arbeiten der Sanierung der Glockenanlage unserer Kirche. Im Glockentagebuch, erstellt von Mag. Karl Höbartner und zu lesen auf der Homepage der Pfarre Mühldorf-Niederranna, heißt es mit Datum vom 03.10.2013: „Damit sind die Arbeiten am Geläute beendet und wir freuen uns über die neue Anlage, die vortrefflich funktioniert und klingt.“

Ja, Dank sei Gott und den damit betrauten fleißigen Arbeitern, welche alles geplant und gut durchgeführt haben! Dank auch Ihnen, liebe Gläubige, wenn Sie im Rahmen dieses Gottesdienstes oder danach durch Ihre großherzige Spende zeigen, dass Ihnen das schöne Geläut unserer Pfarrkirche etwas wert ist. Ein herzliches Vergelt’s Gott allen! Amen