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Predigt:

Wer mein Jünger sein will

23. Sonntag im Jahreskreis C (05.09.2010)

L1: Weish 9,13-19; L2: Phlm 9b-10.12-17; Ev: Lk 14,25-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Worte Jesus im Evangelium, in denen er Bedingungen für die Jüngerschaft vorgibt, stellen eine Herausforderung für uns dar. Wer zu Jesus gehören will, wer sein Jünger sein will, der muss sich klar und eindeutig entscheiden.

Jüngerschaft heißt ja dass wir in die Schule Jesu gehen und ihn als Lehrer und Meister für unser Leben annehmen. Dabei ist unser Herr Jesus Christus nicht nur ein menschlicher Lehrer mit einer denkbar hohen Autorität, sondern er ist der wahre und dem himmlischen Vater wesensgleiche Sohn Gottes. Was er uns in der Kraft des Heiligen Geistes lehrt und sagt, sind Worte des ewigen Lebens.

Wir können also nicht einfach unverbindlich Interesse an der Botschaft Christi zeigen und uns dann wieder abwenden. Was Jesus Christus auch von uns verlangt und will, ist eine klare Entscheidung für ihn. Und eben deshalb spricht unser Herr die bedeutungsschweren Worte:

„Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.“ (Lk 14,26)

Man könnte jetzt fragen: Will uns Jesus denn all das Schöne und Wichtige wegnehmen, was in unserem Leben zählt? Die Werte der Familie und auch eines erfüllten, gelungenen Lebens sind doch ganz wesentlich für uns!

Gewiss: All dies kommt ja von Gott und verdient gewiss Anerkennung, Hingabe und Einsatz. Wenn Jesus in diesem Zusammenhang vom „gering achten“ spricht, so meint er damit nicht, wir sollten all dieses Wertvolle verachten. Schon gar nicht dürfen wir Menschen auf die Seite stellen, denen wir viel verdanken, z.B. die Eltern. Auch ist die Treuebindung in der Ehe zwischen Mann und Frau etwas ganz Einzigartiges und Grundlegendes für die Familiengemeinschaft.

Jesus verlangt aber – und das mit Recht! –, dass wir all diese Werte und Personen nicht über Gott und an die Stelle Gottes setzen. Entscheidend ist für uns in erster Linie die Hingabe an Gott, indem wir an den glauben und ihn anbeten, den der himmlische Vater zu uns gesandt hat: Jesus Christus, unseren Herrn.

Wer auf diese Weise Jesus als Jünger angehört, erfährt eine neue innere Freiheit. Sein Leben ist in Gott geborgen, und auch die verwandtschaftlichen Beziehungen sind hineingenommen in die noch größere und wichtigere Familie der Kinder Gottes. Nicht auf Fleisch und Blut kommt es an, sondern dass wir alle den Willen Gottes erfüllen.

Wer auf Gottes Wort hört und es befolgt, wer also den Willen seines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für Jesus Bruder und Schwester und Mutter, sagt er an anderer Stelle (vgl. Mt 12,50; Mk 3,35).

Gott muss also wirklich unser Ein und Alles sein; dann erhält alles Übrige seine rechte Ordnung. Wenn Gott bei uns ist, dann brauchen wir nichts zu fürchten. Unser Leben ist auf festem Grund gebaut. Die Gnade Gottes wird uns immer begleiten.

Und wir erwarten voll Zuversicht die ewige Freude in der Gemeinschaft mit Gott in seinem Reich. Dort wird sich durch die Macht Gottes alles Gute vollenden, was wir hier auf Erden finden.

Amen.