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Predigt:

Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden

22. Sonntag im Jahreskreis C (01.09.2013)

L1: Sir 3,17-18.20.28-29; L2: Hebr 12,18-19.22-24a; Ev: Lk 14,1.7-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Lesung aus dem Buch Jesus Sirach bietet uns ein Beispiel für Sinnsprüche und Mahnungen aus der Weisheitsliteratur der Heiligen Schrift. Hier werden allgemein menschliche Einsichten aufgrund der vielfältigen Lebenserfahrung weise gewordener Menschen mit dem von Gott geoffenbarten Wort verknüpft. So manches davon ist auch für uns hilfreich. Ist es nicht wahr, dass ein bescheidener Mensch mehr geliebt wird als einer, der Gaben verteilt? Freilich geht es nicht nur um ein bescheidenes Verhalten unter den Menschen, sondern um wahre Demut und Bescheidenheit vor Gott. Wer sich selber recht einzuschätzen weiß, verherrlicht Gottes Macht und Größe, und er findet Gnade bei Gott. Der Übermütige und Hochmütige hingegen bereitet sich selber und anderen viel Leid; seine Einstellung ist wie ein „giftiges Kraut“.

In der Lesung aus dem Hebräerbrief geht es um den Zutritt zur Herrlichkeit Gottes im himmlischen Jerusalem. Dieser Zugang zur Herrlichkeit ist uns ermöglicht durch die Hingabe Jesu Christi am Kreuz, der sein Blut für uns vergossen hat. Der Neue Bund übertrifft den Alten um ein weites; die Erfahrung des Bundesschlusses durch Mose am Berg Sinai war gewiss furchtbar und schreckenerregend. Die Gemeinschaft mit den Engeln und Heiligen des Himmels, an der wir durch den Glauben an Jesus Christus bereits teilnehmen, ist um vieles erhabener und verheißungsvoller.

Diese großen Verheißungen vom Himmelreich kleidet Jesus oftmals in Gleichnisse. Als er, wie das Evangelium nach Lukas berichtet, bei einem führenden Pharisäer zum Essen eingeladen ist, nimmt er das zum Anlass für eine Lehre. Zuerst weist er hin auf den Wert der Bescheidenheit: Wer sich beim Mahl auf die besten Plätze drängt, riskiert zurückgewiesen zu werden und sich mit dem letzten Platz begnügen zu müssen. Jedoch sind die Worte Jesu nicht einfach nur eine Nachhilfestunde im guten Benehmen, so eine Art Knigge. Ihm geht es in allem um das Reich Gottes. Und für dieses Reich gelten tatsächlich andere Maßstäbe: Nicht jene werden dort groß sein, die sich selber groß einschätzen und die ersten Ränge innehaben wollen, sondern allein die Demütigen finden Gnade bei Gott.

Jesus weist dann seinen Gastgeber auch noch hin auf die Selbstlosigkeit des Einladens zu einem feierlichen Mahl: Wer reiche und angesehene Menschen einlädt, erfährt wiederum eine Gegeneinladung. Ihm wird auf diese Weise vergolten, was er getan hat. Wer hingegen, wie Jesus sagt, „Arme, Krüppel, Lahme und Blinde“ einlädt, dem kann von diesen Menschen nicht vergolten werden. Er erwartet vielmehr den himmlischen Lohn, denn Gott der Vater sieht auch das Verborgene, und dieser wird alles Gute in reichlichem Maß vergelten „bei der Auferstehung der Gerechten“.

Was Jesus uns hier sagen will: Das Gute soll mit einem wohlwollenden und selbstlosen Herzen getan werden. Die Liebe denkt nicht an irdischen Lohn, an Wiedererstattung. Wer den Nächsten liebt, sieht einfach die Not und das Bedürfnis des Mitmenschen und kommt ihm nach Kräften entgegen mit dem, was er geben und tun kann. Genau das aber findet seinen Platz im Herzen des liebenden Vaters im Himmel; dort wird es nicht vergessen.

Wir wollen die Fürbitte der seligen Jungfrau Maria anrufen; sie hat sich vor Gott als demütige Magd gesehen, und der Herr hat Großes an ihr getan. Möge er allen Menschen, die ihn in Demut und voll Vertrauen suchen, sein Erbarmen schenken! Amen