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Predigt:

21. Sonntag im Jahreskreis C (22.08.2004)

L1: Jes 66,18-21; L2: Hebr 12,5-7.11-13; Ev: Lk 13,22-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ fragte ein Mann Jesus, der mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem war. Die Antwort des Herrn lautete: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.“

Wenn wir ein Evangelium wie das heutige hören, erschrecken wir vor der Direktheit der Worte und Aussagen Jesu. Da wir alle betroffen sind, Priester wie Gläubige, Prediger wie Zuhörer, wünscht man sich wohl bisweilen, Jesus Christus hätte die Dinge etwas „diplomatischer“ formuliert, weniger krass und weniger hart, etwas „harmloser“, sodass es nicht mehr „weht tut“ und von Belang ist. So fragt man: Geht es denn wirklich an, dass der Herr von der „engen Pforte“ ins Reich Gottes spricht, in welche alle eintreten müssen, die gerettet werden wollen?

Umgekehrt gibt es die pharisäische Versuchung, aus der Frohbotschaft eine Drohbotschaft zu machen. Dies würde dann geschehen, wenn in einer selbstgerechten und überheblichen Weise gleichsam der Richterstab gebrochen wird über jene vielen Menschen, die sich im Leben schwer tun und die auch mit der Erfüllung der Gebote Gottes ihre Probleme haben. Man wähnt sich dann in der Rolle des unbeteiligten Beobachters, dem selber nichts passieren kann, der sich aber das Recht anmaßt, über andere zu richten und zu urteilen und zu sagen: Ihr kommt sicher nicht hinein ins Reich Gottes!

Beide Extreme scheinen also nicht richtig zu sein: Die Verharmlosung und die Angst machende, in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stürzende Drohung. Wie aber versteht die Kirche dieses Wort des Herrn?

Es geht um den keineswegs harmlosen Hinweis Jesu, dass der Einsatz für das Himmelreich ein ganzer sein muss. Aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele sollen wir Gott lieben und ihm dienen. Mit der Berufung ins ewige Leben ist keine Nebensache gemeint, die nur unter anderem eine Rolle spielen würde im gewöhnlichen Alltag der Menschen, sondern es geht um das eine Notwendige, um die Hauptsache des Lebens: Willst du dein ewiges Glück, das ewige Heil, in der Gemeinschaft mit Gott erlangen? Willst du jenes Ziel erreichen, für das du geschaffen bist und wozu dich Gottes Liebe einlädt?

Wenn Jesus seine Worte in ernster Weise formuliert, so will er nicht verängstigen, sondern wachrütteln. Tut nicht so, als ginge euch der Ruf zum Heil nichts an, sagt er sinngemäß. Denn dann dürftet ihr euch nicht wundern, wenn es einmal zu spät ist!

Mit einer Drohbotschaft hat dies freilich nichts zu tun, sondern vielmehr mit der gut gemeinten und in den Augen Jesu höchst notwendigen Warnung vor einer letzten unheilvollen Konsequenz, die in der Freiheit des Menschen selber liegen kann. Die Hölle ist kein unabwendbares Schicksal, sondern das selbst gewählte Verhängnis des freien Menschen, der bis zuletzt in seinem Egoismus verharrt und sich durch keine Einladung der Liebe Gottes bewegen lässt zur Umkehr und zu Glaube, Hoffnung und Liebe. Mögen wir alle davor bewahrt werden!

Was aber ist das Ziel des Lebens? Es ist das Reich Gottes, der Himmel, in dem wir das ewige Fest der Liebe mit Gott und seinen Heiligen feiern werden. Aus allen Himmelsrichtungen werden die Menschen in den himmlischen Hochzeitssaal kommen, sagt uns der Herr. Die Einladung ergeht also wirklich an alle Menschen, an Sünder und Gerechte. Jeder erhält von Gott die Eintrittskarte ins Reich Gottes, die er durch sein gläubiges Ja und durch ein Leben der Gottes- und Nächstenliebe gleichsam einlösen soll.

Verglichen mit dem, was uns an Herrlichkeit erwartet, ist alles Irdische nur vorläufig. Freilich kündet sich hier in allem wahrhaft Guten bereits jene Fülle des Lebens an, die wir bei Gott erwarten dürfen. Vor einer Woche hat die Kirche das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel gefeiert. Heute ist der (liturgisch wegen des Sonntags nicht gefeierte) Gedenktag Mariä Königin. Dieser Tag zeigt uns, dass Maria teilnimmt an der Herrlichkeit ihres Sohnes Jesus Christus. Sie darf seine Freude und seinen Ostersieg mit verkosten und möchte, dass auch wir einst daran teilnehmen.

Wenn uns die Pforte zum Himmelreich zu eng erscheint und der Weg zum Berg Gottes zu steil ist, so hilft uns der Blick nach oben, zur Mutter des Herrn. Sie hebt uns als ihre Kinder gleichsam mit ihren Armen empor und bewirkt durch ihre Fürbitte bei Gott, dass sich das Tor zum Himmel so weit öffnet, dass wir hineinkommen. Ihre mütterliche Liebe und Zuwendung gilt einem jeden der Menschenkinder. Keines soll verloren gehen.

Wer wollte daran zweifeln, dass es der Fürbitte Mariens möglich ist, Gnade und Erbarmen auch für die hartnäckigsten Sünder zu erflehen, sodass sie umkehren, ihre Sünden bereuen und so Vergebung und Heil finden? Diese Hoffnung möge uns begleiten, wenn wir uns aus ganzem Herzen mühen, Gott im Leben zu gefallen und Gutes zu tun, heute und morgen, ja alle Tage bis zur bleibenden Ankunft des Herrn! Amen