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Predigt:

Im Glauben unterwegs zur Stadt des lebendigen Gottes

18. Sonntag im Jahreskreis C (04.08.2013)

L1: Koh 1,2; 2,21-23; L2: Kol 3,1-5.9-11; Ev: Lk 12,13-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vor kurzem hat uns Papst Franziskus seine erste Enzyklika vorgestellt. Sie trägt den Titel „Lumen fidei“ („Licht des Glaubens“) und geht in wesentlichen Teilen noch auf Benedikt XVI. zurück; Franziskus hat sich dieses Werk zu eigen gemacht und zeigt damit, dass er die Glaubensverkündigung als zentrales Anliegen für die Kirche unserer Zeit und alle Menschen in ihr ansieht. Der vierte Teil der Enzyklika trägt den Titel: „Gott bereitet für sie eine Stadt“ (Hebr 11,16). Es geht um unsere gemeinsame Vollendung im Reiche Gottes, im himmlischen Jerusalem, zu dem wir als Pilger im Glauben unterwegs sind. Die zweite Lesung aus dem Kolosserbrief ermuntert uns: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kol 3,1–2).

Als Glaubende dürfen und sollen wir aber auch hier auf Erden wirken, denn: „Die Hände des Glaubens erheben sich zum Himmel, aber gleichzeitig bauen sie in der Liebe eine Stadt auf, die auf Beziehungen gründet, deren Fundament die Liebe Gottes ist.“ (Nr. 51). So gesehen hat der Glaube mit dem Gemeinwohl zu tun, weil er ein „Gut für alle“, ein Gemeingut, ist. Er dient nicht nur „der Errichtung einer ewigen Stadt im Jenseits; er hilft uns, unsere Gesellschaften so aufzubauen, dass sie einer Zukunft voll Hoffnung entgegengehen“, indem der Glaubende der Liebe und der Gerechtigkeit den Weg bereitet.

Eine besondere Rolle und Aufgabe kommt hier der Familie zu: Sie ist für die meisten Menschen der erste Lernort des Glaubens, wo dieser Glaube von den Eltern und Geschwistern bezeugt und gelebt wird. „Die Kinder lernen, der Liebe ihrer Eltern zu trauen. Deshalb ist es wichtig, dass die Eltern gemeinsam den Glauben in der Familie praktizieren und so die Reifung des Glaubens der Kinder begleiten. Vor allem die jungen Menschen, die in einem Lebensalter stehen, das für den Glauben so vielschichtig, reich und wichtig ist, sollen die Nähe und Zuwendung der Familie und der kirchlichen Gemeinde auf ihrem Weg des Wachsens im Glauben spüren.“ (Nr. 53). Die „dauerhafte Verbindung von Mann und Frau in der Ehe … entsteht aus ihrer Liebe, die Zeichen und Gegenwart der Liebe Gottes ist, und aus der Anerkennung und Annahme des Gutes der geschlechtlichen Verschiedenheit, durch welche die Ehegatten ein Fleisch werden können (vgl. Gen 2,24) und fähig sind, neues Leben zu zeugen, das Ausdruck der Güte des Schöpfers, seiner Weisheit und seines Plans der Liebe ist.“ (Nr. 52).

Aber nicht nur die einzelnen Familien profitieren vom Licht des Glaubens: „Der Glaube macht das Leben in der Gesellschaft hell. Er besitzt ein schöpferisches Licht für jeden neuen Moment der Geschichte, weil er alle Ereignisse in Beziehung setzt zum Ursprung und Ziel von allem im Vater, der uns liebt.“ (Nr. 55). Alle Menschen dürfen sich in Jesus Christus als Brüder und Schwestern entdecken und sollen Gott ihren Vater nennen. „Während die Heilsgeschichte fortschreitet, entdeckt der Mensch, dass Gott alle als Brüder und Schwestern an dem einen Segen teilhaben lassen will, der in Jesus seine Fülle findet, damit alle eins würden. Die unerschöpfliche Liebe des Vaters wird uns in Jesus auch durch die Gegenwart des Bruders [und der Schwester] mitgeteilt. Der Glaube lehrt uns zu sehen, dass in jedem Menschen ein Segen für mich gegeben ist, dass das Licht des Antlitzes Gottes mich durch das Gesicht des Bruders [und der Schwester] erleuchtet.“ (Nr. 54). Auch die Natur wird als Schöpfung Gottes wahrgenommen und geachtet (vgl. Nr. 55).

Der Glaube an Christus und die lebendige Verbundenheit mit ihm erweisen sich schließlich als „tröstende Kraft im Leiden“, sodass sogar dem Tod sein Schrecken genommen wird. „Der Glaube ist nicht ein Licht, das all unsere Finsternis vertreibt, sondern eine Leuchte, die unsere Schritte in der Nacht leitet, und dies genügt für den Weg.“ (Nr. 57). Daher wenden wir uns auch allen leidenden Menschen zu und helfen ihnen wie der heilige Franz von Assisi oder die selige Mutter Teresa von Kalkutta. So sammeln wir die wahren Schätze für das Himmelreich (vgl. das Evangelium Lk 12,13–21), und es wird unsere Hoffnung auf Vollendung im Reiche Gottes geweckt. Der Christ „weiß, dass unsere Gesellschaft allein von Gott her, von der Zukunft, die vom auferstandenen Jesus kommt, eine feste und dauerhafte Basis finden kann.“ (Nr. 57).

Zum Abschluss der Enzyklika verweist der Papst auf das Beispiel der Gottesmutter Maria, die als Glaubende ihren Weg gegangen ist: „In der Fülle der Zeit erging das Wort Gottes an Maria, und mit ihrem ganzen Sein nahm sie es in ihrem Herzen auf, damit es in ihr Fleisch annehme und aus ihr geboren werde als Licht für die Menschen.“ (Nr. 58). Maria ist die Mutter der Kirche und die Mutter des Glaubens, der wir uns und alle Menschen im Gebet anempfehlen! Amen