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Predigt:

Wer bittet, der empfängt

17. Sonntag im Jahreskreis C (25.07.2010)

L1: Gen 18,20-32; L2: Kol 2,12-14; Ev: Lk 11,1-13


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Damit wir unser Leben in geordneter Weise verbringen können, sind wir aufeinander angewiesen. Keiner kann sagen: „Ich schaffe alles aus eigener Kraft, ich brauche sonst niemanden.“ Ein jeder hat verschiedene Talente, verschiedene Gaben, sodass wir alle einander ergänzen und füreinander da sein sollen.

Damit aber der Mitmensch weiß, was wir brauchen, teilen wir ihm dies mit. Eine besondere Form, von jemandem Hilfe zu erlangen, ist, den Mitmenschen zum etwas zu bitten. Diese Bitte um Hilfe kann in ausdrücklicher Form erfolgen, sie kann aber auch indirekt sein, indem wir einfach unser Bedürfnis zeigen oder auf unsere Not hinweisen, ja, es gibt auch stumme Bitten, wo der Hilfsbedürftige vielleicht selber gar nicht mehr die Kraft hat, sich mit Worten auszudrücken oder sich bemerkbar zu machen. Unser ganzer Alltag ist von einem solchen Netz gegenseitiger Aufmerksamkeit und Hilfe geprägt oder soll es jedenfalls sein. Es liegt nichts Entwürdigendes darin, jemanden anderen um etwas zu bitten. Die wirklichen Gaben, die wir brauchen – Zuwendung, Liebe, Vertrauen, Treue – lassen sich nicht mit Geld aufwiegen!

Jesus fordert uns im Evangelium auf, auch Gott den Herrn um etwas zu bitten. Ja, gewiss: Gott weiß, was wir brauchen! Und dennoch ist es wichtig, dass wir unsere Not und Bedürftigkeit vor ihm zur Sprache bringen. Erst dann wird uns wirklich bewusst, was wir brauchen, was wichtig und gut für uns ist. Gewisse Ziele sind vorrangig, anderes ist weniger wichtig. Man spricht auch von zeitlichen und ewigen Gütern. Zeitlich ist all das, was vergeht; wir können auf dieser Erde nichts festhalten. Ewig ist das Bleibende – das, was mit Gott zu tun hat und mit unserer gläubigen Verbundenheit mit ihm. Er ist der allezeit Treue. Wenn wir unser Leben auf ihn und sein Wort bauen, dann haben wir nicht auf Sand gebaut, sondern auf Felsen!

Jesus ruft uns also auf, zu unserem himmlischen Vater vertrauensvoll zu beten und im Gebet nicht nachzulassen. Gott wird uns mit Sicherheit erhören, da er weiß, was für uns gut ist. Kein Gebet ist umsonst, das mit Glaube und Vertrauen verrichtet wird. Umso mehr gilt dies dann, wenn wir nicht nur an uns selber denken, sondern auch für andere beten. Das Gebet des Vaterunser schließt die Not der ganzen Welt mit ein: Es ist kein Gebet für Egoisten, sondern wir beten zu Gott, „unserem“ Vater. Ist es da nicht recht und billig, dass wir dann auch durch unser Leben einzulösen versuchen, um was wir bitten und was wir empfangen? Wenn wir selber von Gott so viele und gute Gaben erhalten, dann ist dies ja ein Aufruf und eine Verpflichtung, mit anderen zu teilen und füreinander da zu sein. Nur dann empfangen wir das Heil in Fülle.

Die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Genesis zeigt uns am Beispiel Abrahams, wie wichtig es ist, dass wir die Mitmenschen nicht vergessen. Abraham hat Fürbitte bei Gott eingelegt für seine Mitmenschen. Im Gebet zu Gott hat er stellvertretend für die anderen um Gnade gefleht. Und Gott ist bereit, das Gebet des einen Gerechten zum Segen für alle werden zu lassen: Das hat er in seinem Sohn Jesus Christus gezeigt, der sich am Kreuz als Opfer der Liebe dargebracht hat für die Vielen. Durch seinen Tod und seine Auferstehung sind wir gerettet und empfangen wir das ewige Leben.

Möge uns die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria im Vertrauen auf Gottes Liebe bestärken! Ja, wer vertrauensvoll bittet, der empfängt! Und je mehr wir unser Herz in Liebe für die anderen öffnen, desto reicher werden auch uns die Gaben Gottes zuteil.

Amen.