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Predigt:

Unser Glaube an die Wahrheit Gottes

16. Sonntag im Jahreskreis C (21.07.2013)

L1: Gen 18,1-10a; L2: Kol 1,24-28; Ev: Lk 10,38-42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im zweiten Kapitel seiner Enzyklika „Lumen fidei“ („Licht des Glaubens“) stellt Papst Franziskus die Frage, ob und wie unser Glaube an Gott mit der Erkenntnis der Wahrheit zusammen hängt. Dieses zweite Kapitel trägt in Anlehnung an ein Jesaja-Wort (7,9) den Titel „Glaubt ihr nicht, so versteht ihr nicht.“

Demgemäß öffnet das Licht des Glaubens die Augen unseres Geistes für die Erkenntnis der göttlichen Wirklichkeit. Glaube im christlichen Sinn ist nicht Einbildung, Suggestion und Projektion, sondern ein bewusstes sich Gründen in Gott. Gerade die Märtyrer sind für den Glauben an die Wahrheit dessen gestorben, was Gott uns offenbart hat. Der Mensch vertraut sich im Glauben ganz dem lebendigen Gott an, der verlässlich ist und für die Wahrheit dessen garantiert, was er uns mitteilt (vgl. Nr. 23 und 24). Es gibt eben eine größere und umfassendere Wahrheit als jene, die uns die leiblichen Augen vermitteln oder uns Wissenschaft und Technik anbieten (vgl. Nr. 25).

Jene Wahrheit kommt von Gott und ist zutiefst Liebe. Dies hat Gott dem Volk Israel gezeigt und vorher schon den Erzvätern (wie dem Patriarchen Abraham, der im Glauben auf die Verheißung Gottes vertraut, mit seiner Frau Sara trotz ihres hohen Alters noch einen Sohn zu bekommen; vgl. die erste Lesung). Wahrheit und Liebe gehören zusammen, wie Papst Franziskus feststellt: „Wenn die Liebe der Wahrheit bedarf, so bedarf auch die Wahrheit der Liebe. Liebe und Wahrheit kann man nicht voneinander trennen. Ohne Liebe wird die Wahrheit kalt, unpersönlich und erdrückend für das konkrete Leben des Menschen. Die Wahrheit, die wir suchen, jene, die unseren Schritten Sinn verleiht, erleuchtet uns, wenn wir von der Liebe berührt sind. Wer liebt, begreift, dass die Liebe eine Erfahrung der Wahrheit ist, dass sie selbst unsere Augen öffnet, um die ganze Wirklichkeit in neuer Weise zu sehen, in Einheit mit dem geliebten Menschen.“ (Nr. 27).

Im Glauben hören wir auf Gottes Wort, und die Augen des Herzens sehen seine Herrlichkeit. Dieses Hören und Sehen des Glaubens wird nach den Worten des Papstes „möglich von der konkreten Person Jesu her, den man sieht und hört. Er ist das Fleisch gewordene Wort, dessen Herrlichkeit wir gesehen haben (vgl. Joh 1,14). Das Licht des Glaubens ist das eines Angesichts, in dem man den Vater sieht.“ (Nr. 30).

Gott ist einem jeden Menschen nahe, der ihn ehrlichen Herzens sucht (Nr. 35). Gott hat sich uns in Jesus Christus geoffenbart: „Die Wahrheit, die der Glaube uns erschließt, ist eine Wahrheit, die auf die Begegnung mit Christus ausgerichtet ist, auf die Betrachtung seines Lebens, auf die Wahrnehmung seiner Gegenwart.“ (Nr. 30).

Der Glaube sucht das Verständnis dessen, was Gott uns mitgeteilt hat, und bringt in gläubigem Nachdenken die Theologie hervor. „Das schließt einerseits ein, dass die Theologie im Dienst des Glaubens der Christen steht, sich demütig der Bewahrung und der Vertiefung des Glaubens aller, vor allem der Einfachsten widmet.“ (Nr. 36) Im Besonderen gehört die Einheit mit dem Lehramt des Papstes und der Bischöfe zum Wesen des theologischen Nachdenkens.

Möge uns die Gottesmutter Maria durch ihr Vorbild und ihre Fürbitte die Größe und Schönheit des göttlichen Wortes zeigen, damit wir es im Glauben aufnehmen und so in der Liebe gute Frucht bringen für das Heil aller Menschen! Amen