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Predigt:

Auf die Liebe kommt es an

15. Sonntag im Jahreskreis C (11.07.2010)

L1: Dtn 30,10-14; L2: Kol 1,15-20; Ev: Lk 10,25-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir begegnen in unserem Leben ganz unterschiedlichen Menschen mit verschiedenen Auffassungen vom Leben, mit teilweise einander widersprechenden Wertvorstellungen und Glaubensrichtungen. Wenn wir nicht einfach nur so dahin leben und uns vom „Mainstream“ treiben lassen wollen, ist es auch für uns wichtig, Orientierung zu gewinnen und eine tragfähige Lebensentscheidung für das zu treffen, was wirklich zählt, was uns Zukunft und Leben gibt.

Wenn der Mensch nachdenkt und überlegt, dann begreift er irgendwann, dass all die Güter dieser Welt seinem Herzen nicht genügen können: so groß ist es, und so groß ist die Sehnsucht dieses Herzens! Auch menschliche Zuwendung und Liebe kann auf Dauer nicht genügen. Denn kein Mensch kann dem anderen „alles“ sein, auch wenn es in verschiedenen Liebesliedern und Liebesschwüren oft so zum Ausdruck kommt. Denn sogar der am meisten geliebte Mensch hat seine Grenzen und Fehler; und die Hinfälligkeit des Lebens in Krankheit und Tod zeigt auf, wie sehr wir alle auf Größeres, ja auf einen Größeren angewiesen sind, der uns auch da noch beistehen und trösten kann. Ja, unsere Sehnsucht nach Leben geht über das Grab hinaus, und wer vermöchte uns hier Sicherheit und Hoffnung zu geben als Gott allein? Es ist der Glaube an Jesus Christus, den Auferstandenen, der uns Licht, Kraft und Trost zu schenken vermag!

Von daher begreifen wir die Schrifttexte dieses Sonntags als göttliche Antwort auf die Frage: Was zählt im Leben wirklich? Worauf kommt es an? In jüdischer Denkweise formuliert hieß das: Welches Gebot ist das Wichtigste oder Größte? Worin liegt gleichsam die Quintessenz des Willens Gottes für uns Menschen insgesamt – ja für mich und dich ganz persönlich?

Die Lesung aus dem Buch Deuteronomium sagt uns fürs erste, dass dieses Gebot Gottes ganz nahe bei uns ist. Gott hat uns sein Gebot schon ins Herz eingeschrieben; wir können es in unserem Gewissen erkennen, das uns sagt, was gut und böse ist, was wir tun sollen und meiden müssen. Wenn wir diesem Gebot folgen, das uns ins Herz geschrieben ist, gehen wir den guten Weg und finden unsere Erfüllung.

Doch weil der Mensch selber oft in die Irre geht und wir alle in der Gefahr sind, uns selbst über das Gute zu täuschen, das uns aufgetragen ist, hat Gott in ganz persönlicher Weise zu uns gesprochen: Im Alten Bund hat er dem Volk Israel durch Mose die zehn Gebote verkündet, die auch für uns gelten. Im Neuen Bund hat er in seinem menschgewordenen Sohn Jesus Christus dieses Gesetz zusammengefasst in dem einen Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. Diese ist zentral; darauf kommt es an in unserem Leben: Wir sollen Gott, den Herrn, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele lieben, ihn anbeten und ihm in allem dienen! Nicht Gott braucht unseren Dienst, sondern wir empfangen Heil und Segen, wenn wir ihn anbeten und ihm dienen. Gegenüber Gott kann und darf es keine Vorbehalte geben; er ist wirklich unser „Ein und Alles“!

Doch Jesus Christus zeigt uns auf, dass dieses Gebot der Gottesliebe untrennbar ist vom Gebot der Nächstenliebe: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ An der praktizierten Nächstenliebe zeigt sich die Echtheit unserer Gottesliebe. Wie könnten wir Gott wirklich lieben, den wir nicht sehen, wenn wir den Nächsten nicht lieben, den wir sehen und der uns so oftmals begegnet? Jeder Mitmensch ist und kann für uns der Nächste sein; es kommt einfach darauf an, was wir ihm Gutes tun können und wo er unsere Hilfe braucht.

Wir alle haben Gott zum Vater, und in Jesus Christus sind alle Menschen unsere Schwestern und Brüder geworden! Vor genau 150 Jahren starb der selige Engelbert Kolland den Märtyrertod. Der aus Ramsau im Zillertal stammende Franziskanerpater wirkte in Damaskus und wandte sich getreu seinem Leitspruch „Mein Gott und mein Alles“ den Mitmenschen in Not zu, denen er den christlichen Glauben verkündete und vorlebte. Mit 33 Jahren erlitt er das Martyrium durch fanatische Drusen. Im Bericht eines Augenzeugen heißt es: „Als einer der aufständischen Drusen auf ihn schießen wollte, fasste P. Engelbert das Gewehr und fragte ihn: ‚Freund, was habe ich dir getan, dass du mich töten willst?’ ‚Nichts’, antwortete dieser, ‚aber du bist ein Christ!’ Nach einem dreifachen Bekenntnis zu Jesus Christus, womit er die Aufforderung zum Abfall beantwortete, fiel P. Engelbert unter den Hieben einer Doppelaxt, die ihm den Schädel spaltete.“

Das Beispiel und die Fürbitte dieses heiligen Märtyrers helfe uns auf unserem Lebensweg, dass wir das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe in Treue verwirklichen. Denn genau dies ist auch für uns der Weg ins Himmelreich, zum ewigen Leben bei Gott in der Gemeinschaft mit der Gottesmutter Maria, allen Engeln und Heiligen. Amen