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Predigt:

Das Reich Gottes ist euch nahe

14. Sonntag im Jahreskreis C (04.07.2010)

L1: Jes 66,10-14c; L2: Gal 6,14-18; Ev: Lk 10,1-12.17-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Auch an diesem Sonntag ist der „Tisch des Wortes Gottes[1] wieder reich gedeckt, wie ihn uns die Liturgie der Kirche in den Lesungen und im Evangelium darbietet. Wir wollen einiges davon näher betrachten und sind uns bewusst, dass wir den Reichtum des Wortes Gottes nie ganz ausschöpfen können!

Sind nicht die Verheißungen im Buch Jesaja überaus trostvoll? Gott wendet sich seinem Volk wieder zu, das von ihm abgefallen war. Er stellt die verlassene und zerstörte Stadt Jerusalem wieder her und macht sie wirklich zu seiner „Stadt des Friedens“, wie es ihrem Namen entspricht. In dieser heiligen Stadt wird das Volk Gottes getröstet, und hier verwendet der Prophet Jesaja Worte, die auf die Liebe einer Mutter anspielen, die ihre Kinder auf den Schoß nimmt, an ihr Herz drückt und an ihrer Brust saugen lässt.

Wenn wir danach fragen, wie sich eine solche Verheißung überhaupt verwirklichen kann, werden wir auf das „himmlische Jerusalem“ verwiesen, das die Mutter aller Gläubigen ist. „Das himmlische Jerusalem aber ist frei, und dieses Jerusalem ist unsere Mutter“ (Gal 4,26). Dort, in der ewigen Stadt Gottes (vgl. Offb 21), werden wir Freude, Trost und Frieden finden. Gott selbst wird unser ewiger Trost sein.

Dass es hier auf Erden weniger friedlich zugeht, ja dass gerade das „Heilige Land“ oft Schauplatz von Gewalt und kriegerischer Auseinandersetzung ist, wollen wir zum Anlass nehmen, für die Menschen in jenen schwierigen Verhältnissen – sowohl für die Palästinenser als auch für die Israelis – zu beten, dass endlich ein dauerhafter Friede einkehren möge.

In der zweiten Lesung aus dem Galaterbrief rühmt sich Paulus der Gnade Gottes, die ihm und uns allen geschenkt ist in Jesus Christus. Durch sein Kreuz sind wir erlöst und haben als das neue „Israel Gottes“ (Gal 6,16) Zugang zum himmlischen Vater. Das alte Heilszeichen der Beschneidung ist nicht mehr wirksam; auf den Glauben und die Liebe zu Gott kommt es an.

Das Evangelium berichtet von der Aussendung der 72 Jünger durch Jesus. Diese Jünger bildeten einen erweiterten Kreis, zusätzlich zu den 12 Aposteln. Jesus sendet sie aus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen will. So sollen sie die Menschen auf sein Kommen vorbereiten. Was sie zu verkünden haben, ist eine einfache und doch überwältigende Botschaft: „Das Reich Gottes ist euch nahe.“ Sie wünschen jedem Haus den Frieden, heilen in der Kraft Christi die Kranken und befreien Besessene von der Unheilsmacht der Dämonen. Nicht diese äußeren Ereignisse freilich sind es, welche Anlass zur Freude geben. Der eigentliche Grund für die Freude der Jünger ist, dass Gott selber ihre Namen im Himmel verzeichnet hat.

Ist nicht das Wirken der Kirche und ihrer Mitarbeiter – der Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute und gläubigen Laien – in ähnlicher Weise ein Ausgesandt-Sein durch Jesus Christus? Wen verkündigt die Kirche? Nur Gott allein und das Reich seines Friedens! Im Wort Gottes und in den Sakramenten sowie in den Werken der Liebe wird das Reich Gottes schon anfanghaft gegenwärtig; seine Vollendung steht noch aus. Sie wird kommen, wenn Gott uns zu sich ruft in das Himmelreich. Und schließlich erwarten wir das Kommen des Herrn in Herrlichkeit am Ende aller Tage, wenn Jesus Christus die Toten und die Lebenden richten wird und dann alles Böse für immer überwunden ist.

Schon jetzt dürfen wir uns freuen, auch wenn wir noch auf Erden pilgern; auch uns gilt die frohe Botschaft: „Das Reich Gottes ist euch nahe“ (Lk 10,9b). Die Fürbitte der Gottesmutter Maria mache uns bereit für seine Gaben des Friedens und des Heiles. Amen.


[1] „Auf dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden, so dass innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden.“ – 2. Vatikanisches Konzil, SC 51.