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Predigt:

Aufruf zur Kreuzesnachfolge

12. Sonntag im Jahreskreis C (20.06.2010)

L1: Sach 12,10-11;13,1; L2: Gal 3,26-29; Ev: Lk 9,18-24


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium dieses Sonntags ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Herr seine Jünger mit großer Geduld und Liebe einführt in das Geheimnis seines Lebens, Leidens und Sterbens und seiner Auferstehung. Man kann wohl sagen, dass jene, die Jesus nachgefolgt sind, auf das Kommende zuerst überhaupt nicht vorbereitet waren.

Es bedeutet ja schon viel, dass die Jünger durch ihren Sprecher – Petrus – überhaupt in der Lage sind, Jesus als den von Gott verheißenen Messias zu bekennen. Die anderen Menschen halten Jesus für „irgendeinen“ der Großen. Vielleicht ist ja einer der alten Propheten wieder zurückgekommen oder es ist gar Johannes der Täufer wieder zum Leben erweckt worden, der vom Vierfürsten Herodes enthauptet worden war (vgl. Lk 9,9). So lautet die Meinung der Menschen. Petrus aber kann Jesus – vom Heiligen Geist erleuchtet – in voller Wahrheit als den Messias Gottes bekennen!

Noch aber (d.h. solange Jesus noch nicht gestorben und auferstanden ist) ist nicht die Zeit gekommen, diese Wahrheit zu verbreiten. Darum verbietet Jesus den Jüngern, dies weiterzusagen. Zwar hat das jüdische Volk aus den Verheißungen der Propheten ein gewisses Bild vom kommenden Messias; aber diese Vorstellungen sind sehr einseitig auf irdischen Triumph hin ausgerichtet. Dass der „Menschensohn“, wie Jesus sich selbst nennt, vieles erleiden muss, und das ausgerechnet von den Ersten des Volkes – das passt nicht in die Vorstellung jener, die das Kommen des Messias erwarten. Auch die Jünger sind hier noch überfordert, und dennoch erspart ihnen Jesus die Voraussage nicht, er werde getötet werden, aber am dritten Tage auferstehen!

Und dann kommen spezielle Weisungen für jene, die seine Jünger sein wollen: Der Herr kann weder Geld noch Macht anbieten; vielmehr verheißt er die Teilnahme an seinem Leidensweg, und er ruft zur Kreuzesnachfolge auf: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“

Sind das nicht unerhörte Worte? Kann Jesus unter diesen Bedingungen überhaupt noch damit rechnen, dass ihm jemand treu bleibt? Oder werden ihn nicht aufgrund solcher Worte alle verlassen?

Denn auch die abschließende Aussage klingt fürs erste nicht besonders attraktiv: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“

Mit solchen und ähnlichen Worten stellt unser Herr Jesus Christus gleichsam ein „Gegenprogramm“ auf zu den Verheißungen und Lockungen dieser Welt. Viele denken ja so: Hier auf Erden bist du nur jemand, wenn du zuerst an dich denkst und dich durchsetzt. Jeder ist sich selbst der Nächste. Schau auf dich und kümmere dich nicht um die anderen. Und so weiter. Der Egoismus wird zum Programm erhoben. In der Folge einer solchen Sichtweise jagen viele Menschen dem nach, was sie für einzig wichtig und entscheidend halten: Geld, Macht, Ruhm und Einfluss, Genuss und Abenteuer. Die Frage ist nur, ob der Mensch erstens dies alles erreicht und zweitens ob er dann wirklich glücklich ist! Wenn wir aufmerksam die Vorgänge im Leben beobachten, dann werden wir sagen müssen: Nein! Der Egoismus ist tatsächlich ein denkbar schlechter Ratgeber, und wer immer nur an sich selbst denkt und kein Herz hat für die anderen, der steht am Ende selber als armer Tropf dar! Er ist todunglücklich. Wer sein Leben auf diese Weise retten will, wird es verlieren! Wie wahr sind doch die Worte des Herrn.

Umgekehrt aber gilt: Wer sein Herz der Liebe öffnet und sein Leben zu einem Geschenk der Liebe macht für Gott und die Mitmenschen, der wird am Ende nicht leer ausgehen. Schon in diesem Leben erfährt der Mensch, der sich auf den Weg Jesu einlässt, wie selig es doch ist, Gott zu dienen. Wer in den Augen der Welt sein Leben verliert, weil er Christus nachfolgt, der wird es wirklich gewinnen. Denn Gott lässt sich an Güte und Großzügigkeit von niemandem übertreffen. Und so zeigt sich die Nachfolge Christi als wirklicher Weg zum Glück, ja zum ewigen Heil! Wir alle sind dazu eingeladen, und die Heiligen des Himmels – allen voran die Gottesmutter Maria – sind unsere Wegbegleiter. Amen.