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Predigt:

Gott schenkt Vergebung und Versöhnung

11. Sonntag im Jahreskreis C (13.06.2010)

L1: 2 Sam 12,7-10.13; L2: Gal 2,16.19-21; Ev: Lk 7,36-8,3


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

An diesem Sonntag werden uns in den Texten der Lesungen sowie des Evangeliums Beispiele aufgezeigt, wie der gütige Gott Menschen ihre Schuld vergibt und den Weg der Umkehr und Erneuerung eröffnet.

Die Lesung aus dem Zweiten Buch Samuel berichtet vom großen jüdischen König David. Dieser hatte viele Verdienste und war insgesamt auch ein frommer und gottesfürchtiger Mann. Der Überlieferung nach geht das biblische Buch der Psalmen in wesentlichen Teilen auf ihn zurück. Doch auch er hatte eine „schwache Stunde“, wenn man dies so sagen kann: Hingerissen vom Anblick der Schönheit einer Frau, die bereits verheiratet war, beging er Ehebruch mit ihr. Und noch schlimmer: Er ließ den Mann der Batseba – es war der Hetiter Urija – im Kampf gegen die Ammoniter an eine äußerst gefährliche Stelle setzen, sodass er umkam und David dann seine Geliebte heiraten konnte. So beging der große König das doppelte schwere Unrecht eines Ehebruches und dazu noch eines Mordes!

Der Prophet Natan hatte die Aufgabe, den König auf sein Unrecht aufmerksam zu machen und ihm die göttliche Bestrafung dafür anzukündigen. Wenn Gott straft, so hat dies nichts mit Rache oder Unbeherrschtheit zu tun, sondern mit Gerechtigkeit. Eine derartige Strafe soll zu Einsicht und Umkehr hinführen, denn Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er lebt und sich bekehrt (vgl. Ez 18,23). Tatsächlich ist König David nach der Ankündigung des göttlichen Strafgerichts durch den Propheten bereit, sein Leben zu ändern. Er sieht seine Schuld ein und bereut sie. Und ihm wird prompt vergeben. Freilich muss er zur Sühne für sein schwer unrechtmäßiges Verhalten eine Wiedergutmachung leisten: Gott lässt das Kind aus seiner ehebrecherischen Verbindung mit Batseba sterben. Der König nimmt diese Buße auf sich.

Auch im Evangelium hören wir davon, wie Gott der Herr die Schuld vergibt. Diesmal ist es eine Frau, die sich verfehlt hat; sie gilt als öffentliche Sünderin, wahrscheinlich war sie eine Prostituierte. Sie wagt es, die Nähe Jesu zu suchen. Offenbar ist sie von seiner Person fasziniert. Sie schöpft Hoffnung und hat Vertrauen, dass ihr dieser Mann Gottes Vergebung schenken kann. Denn im Grunde ihres Herzens weiß sie, wie leer ihr Leben ist und wie wenig ihre Sehnsucht nach wirklicher Liebe bisher erfüllt worden ist.

Die Dramatik jener Sünderin, die von hinten her an Jesus herantritt, der bei einem vornehmen Pharisäer zu Tisch geladen ist, wird uns im Evangelium auf einzigartige Weise geschildert: Die Frau kommt sogar mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl zu ihm; sie weint, und ihre Tränen fallen auf die Füße Jesu. Sie trocknet die Füße mit ihrem Haar, küsste diese sogar noch und salbt die Füße mit Öl.

Ein unerhörtes Schauspiel für die sogenannten „Frommen“! Sie können das nicht länger mit ansehen, wie eine offenkundige Sündern sich dem Herrn naht und – wie es scheint – „ihre Show abzieht“! Einspruch, Protest! Das kann Jesus doch nicht zulassen.

Und wie reagiert er? Er entwaffnet alle ihre Argumente. Und zwar nicht dadurch, dass er die Sünde verharmlost oder die Notwendigkeit der Bekehrung leugnet, sondern indem er aufzeigt: Diese Frau, die eine Sünderin war, hat jetzt wirklich zur Liebe gefunden. Es ist eine Liebe zu Gott und zu den Menschen, die diesen Namen verdient. Aufgrund dieser ihr von Gott geschenkten Liebe sind ihr die Sünden vergeben, die sie begangen hat. Eben darum wird sie auch ihr Leben von Grund auf ändern und sich neu auf den Weg machen. Sollten wir darum diese Frau nicht aufnehmen und uns darüber freuen, dass eine verlorene Tochter hingefunden hat zu Gott, dem Herrn? Weil der Glaube dieser Frau geholfen hat, entlässt er sie in Frieden.

Sind diese Texte aus der Heiligen Schrift, dem Wort Gottes, nicht auch für uns eine Quelle der Freude und eine Ermutigung? Wer kann von sich selber sagen, dass er ohne Sünde ist? Wir alle brauchen die Barmherzigkeit Gottes. Gott öffnet uns im Herzen Jesu den Zugang zu den Quellen des Gnade. Trinken wir daraus in Glaube und Liebe, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben! Die Gottesmutter Maria weist uns in der Liebe ihres Unbefleckten Herzens den Weg dazu.

Amen.