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Predigt:

Nur Gott schenkt Trost und Leben

10. Sonntag im Jahreskreis C (06.06.2010)

L1: 1 Kön 17,17-24; L2: Gal 1,11-19; Ev: Lk 7,11-19


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Sterben müssen wir alle einmal. Und wenn jemand ein bestimmtes Alter erreicht hat, sodass man wirklich sagen kann, er oder sie ist an Tagen reich gesegnet, dann ist zwar das Abschiednehmen von diesem Menschen schmerzlich, aber der Tod wird doch als etwas Naturgegebenes leichter angenommen, als wenn ein junger Mensch stirbt.

Im Evangelium erfahren wir von der Tragödie, dass in der Stadt Nain der einzige Sohn seiner Mutter, noch dazu einer Witwe, verstorben war. Als Jesus und seine Jünger die Stadt besuchten, da wurden sie unmittelbar Zeugen dieser traurigen Angelegenheit: Man trug den Toten gerade heraus aus der Stadt, um ihn dann wie vorgesehen zu bestatten.

Wie mag es wohl im Herzen dieser Frau, die ihr einziges Kind verloren hatte, nachdem eine gewisse Zeit zuvor schon ihr Mann verstorben war, ausgesehen haben? Ihr war alles genommen worden, was in dieser Welt für sie zählte, nämlich die ihr nächsten und liebsten Personen. Wer konnte sie trösten?

Jesus erkennt die Not der Frau, und auch er ist erschüttert. Als Mensch nimmt er Anteil an der Sorge der Menschen und ihrem Leid. Ausdrücklich heißt es, dass Jesus Mitleid mit der Frau hatte und sie in ihrem Leid tröstete. Würde das Evangelium hier enden, so müsste uns auch das beeindrucken und zuinnerst berühren. Der ewige Sohn Gottes, der als Mensch unter uns lebte, hat Mitleid und Erbarmen mit uns Menschen; er spricht uns Trost und Mut zu.

Doch die Erzählung geht weiter: Es geschieht etwas, mit dem niemand gerechnet hat, weil es außerhalb der Möglichkeiten der Menschen liegt. Jesus wendet sich der Totenbahre zu und fängt an, zum bereits Verstorbenen zu sprechen. „Was soll denn dieses eigenartige Verhalten? Er kann ihn ja doch nicht mehr aufwecken.“ So haben vielleicht die Anwesenden gedacht. Doch Jesus ist sich sicher: Er weiß, dass er gekommen ist, um die Macht Gottes zu offenbaren, welcher der Herr ist über Tote und Lebende.

So sagt er ausdrücklich zu dem jungen Mann, der als Verstorbener auf der Bahre liegt: „Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!“ Jesus Christus tut dies nicht als bloßer Mensch, sondern mit göttlicher Autorität. Für einige Augenblicke bricht durch, wer Jesus wirklich ist. Denn der Tote richtet sich auf und beginnt zu sprechen; er lebt wieder! Ein Wunder ist geschehen! Und Jesus gibt ihn seiner Mutter zurück.

Wie muss da die arme Frau vor Freude aufgelebt haben! Sie konnte das Glück sicher gar nicht in Worte fassen: Der tote Sohn – er lebt wieder! Wenn sie ihn nicht in den Armen halten könnte, würde sie es wohl selbst nicht glauben.

Und die übrigen Menschen „wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.“ Auf diese Weise fanden bestimmt viele zum Glauben an Jesus als den von Gott gesandten Messias.

Gibt es nicht auch in unserem Leben ähnliche Situationen, wo für uns eine Welt zusammenbricht? Dies kann der Fall sein, wenn ein lieber Mensch stirbt oder wenn sonst etwas Tragisches geschieht oder etwas unsere Pläne total durchkreuzt.

Wir suchen dann Trost, obwohl wir wissen, dass uns hier letztlich kein Mensch wirklich trösten kann. Freilich ist es auch da wichtig, dass Menschen uns beistehen und zu trösten suchen.

Doch Gott selbst ist es, der uns allein zu trösten vermag! Vertrauen wir uns ihm an; schenken wir ihm unser Leid und unsere Tränen, und nach einer Zeit der Trauer wird es auch in unserem Herzen wieder licht werden, weil Gott der Herr bei uns ist und uns das Leben neu schenkt in der Hoffnung auf ewige Vollendung in seinem Reich. Maria, die Gottesmutter, weise uns den Weg zu Jesus, ihrem Sohn. Amen.