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Predigt:

Pfingstmontag B (09.06.2003)

L1: Apg 8,1b.4.14-17 oder Ez 37,1-14; L2: Eph 1,3a.4a.13-19a; Ev: Lk 10,21-24


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Pfingstmontag gibt uns Gelegenheit, noch etwas mehr über den Heiligen Geist zu erfahren. Für viele Christen ist er ja wie ein „unbekannter Gott“, den man sich bestenfalls als Taube vorstellt, über den man aber so gut wie nichts weiß und mit dem man eigentlich nichts anfangen kann.

Gott ist immer der eine und einzige; aber er lebt und existiert in drei Personen: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Diese drei sind eins im göttlichen Wesen. Weil Gott eine geistige Wirklichkeit ist, die wir nicht sehen können, tun wir uns auch schwer in der Vorstellung von ihm. Einzig Jesus Christus bildet hier eine Ausnahme, den wir als den menschgewordenen Sohn Gottes kennen, der unter uns Menschen gelebt hat und für uns sein Leben am Kreuz hingegeben hat. In seiner heiligen Menschheit ist uns seine Gottheit aufgeleuchtet, bekommen wir eine Ahnung davon.

Aber wie ist es mit dem Heiligen Geist? Zwar berichtet uns die Heilige Schrift, daß der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herabgekommen ist auf Jesus, als dieser von Johannes im Jordan getauft wurde. Wir hören auch, daß der Heilige Geist in Form von Feuerzungen und unter Donner und Sturmesbrausen herabgekommen ist. Aber all das sind wirklich nur Bilder für sein Wirken, die uns zwar gewisse Hinweise auf sein sanftes und zugleich stürmisch-feuriges Wesen geben, ihn aber doch nicht einfach sichtbar machen. Denn Gott ist und bleibt seiner Gottheit nach unsichtbar für die Augen des Leibes! „Sehen“ kann ihn nur das Herz, wenn es ganz an Gottes Liebe glaubt und sich ihm hingibt; „schauen“ werden wir Gott in der Ewigkeit, wenn seine Liebe uns ganz erfüllt und zum Inhalt unseres Lebens in der Herrlichkeit des Himmels wird.

Wer ist nun der Heilige Geist? Woran glauben wir, wenn wir bekennen, daß wir an den Heiligen Geist glauben? Es ist hilfreich, sich hier das „Große Glaubensbekenntnis“ zu vergegenwärtigen, das leider nur selten in unseren Kirchen gebetet wird. Es findet sich im Gotteslob unter der Nummer 356 und lautet in seinem dritten Teil, der sich auf den Heiligen Geist bezieht, folgendermaßen:

Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe
zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt. Amen.

All dies gehört zum dritten Teil des „Symbolum“ (symbolon), wie das Glaubensbekenntnis auf Lateinisch bzw. Griechisch genannt wird. Es faßt all das in wenigen Worten zusammen, was den Inhalt unseres katholischen Glaubens ausmacht. Diese wenigen Sätze, die wir beten, stehen für das Ganze unseres Glaubens.

Und hier ist der Heilige Geist keine nebensächliche oder unwichtige göttliche Person. Er ist gleich ewig wie der Vater und der Sohn. Er wird angebetet und verherrlicht wie der Vater und der Sohn, denn jede Anbetung und Ehre, die wir einer bestimmten göttlichen Person erweisen – ob dem Vater, dem Sohn oder dem Heiligen Geist – wird zugleich allen drei göttlichen Personen gemeinsam erwiesen. Denn das Wesen Gottes ist unteilbar. Gott bleibt der eine und einzige, auch in seiner Dreifaltigkeit. Der Heilige Geist wird als „Lebensspender“ bezeichnet und angerufen: Es ist der Schöpfer Geist, der am Anfang über den Wassern schwebte, als Gott die Welt erschuf durch sein Wort. Der Heilige Geist schenkt uns das göttliche Leben in der Taufe und den übrigen Sakramenten, er ist der Lebensquell, der uns Kraft und Frische verleiht für unser Leben mit Gott und den Menschen, wie wir es aus dem Glauben heraus bestehen sollen.

Mit dem Heiligen Geist bekennen wir auch die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, denn sie wird beseelt und geleitet vom Heiligen Geist. Er ist ihr Lebensprinzip und ihr Urgrund. Der Heilige Geist verleiht der Kirche Einheit in den vielen Sprachen und Völkern, er heiligt sie und nimmt die Sünde der Welt hinweg, indem er uns die Erlösungsgnade zuteilt, die uns Jesus Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung erworben hat.

Der Heilige Geist wird auch die Neuschöpfung aller Dinge in Gott bewirken, die ewige Vollendung alles Geschaffenen – dann wenn Christus wiederkommt und die Toten auferweckt.

Dieses Wenige zeigt uns, daß es christliches Leben ohne den Heiligen Geist nicht geben kann. Der selige Arnold Janssen, der am 5. Oktober 2003 heiliggesprochen wird – er ist der Gründer der „Steyler Missionare“ – hat einmal folgendes über den Heiligen Geist gesagt: „Wenn der Heilige Geist mehr verehrt wird, wird Er die Kirche verherrlichen und bewirken, daß ein Hirt und eine Herde werde.“

Darin drückt sich eine große Hoffnung aus: Der Heilige Geist als Geist der Einheit kann bewirken, daß alle von der Kirche getrennten Gemeinschaften sich wieder einfinden in der einen Herde Christi beim einen Hirten. Die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria, die Jesus vom Heiligen Geist empfangen hat, möge uns als „Braut des Heiligen Geistes“ beistehen und mit ihrer machtvollen Fürbitte die Gaben des Heiligen Geistes erbitten! Amen