www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Pfingstsonntag B (08.06.2003)

L1: Apg 2,1-11; L2: 1 Kor 12,3b-7.12-13 oder Gal 5,16-25; Ev: Joh 20,19-23 oder 15,26-27; 16,12-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der auferstandene Herr, der in den Himmel aufgefahren ist, hat es für gut befunden, uns hier auf Erden nicht allein zu lassen. Weiterhin bleibt er bei uns gegenwärtig in unsichtbarer Weise im Wort und in den Sakramenten seiner Kirche. Er versprach seinen Jüngern die Gabe des Hl. Geistes, der am Pfingsttag unter Sturmesbrausen und mit Feuerzungen auf die Apostel und alle übrigen Gläubigen, die mit ihnen versammelt waren, herabkam.

Warum brauchen wir den Heiligen Geist? Er ist der Geist der Wahrheit und der Liebe, der unserem Herzen die Fähigkeit verleiht, an die Wahrheit Gottes zu glauben und Gott und die Menschen von Herzen zu lieben.

Wie schwer tut sich ja unser menschliches Herz damit, wirklich an Gott zu glauben! Gott ist unsichtbar, und wir sind in vielen Dingen zuerst dem Sichtbaren und Irdischen zugewandt. Manche Menschen erliegen der Versuchung des Materialismus oder verfallen der Faszination der Sinne. Sie vergessen, daß sie auch eine Antenne für das Höhere im Herzen haben. Es ist das Gewissen, das uns sagt, was wahr und gut ist und was wir tun sollen.

In dieser Situation des menschlichen Elends brauchen wir die übernatürliche Gabe des Heiligen Geistes, der unser Herz erleuchtet. Er führt uns in die ganze Wahrheit ein und macht uns fähig zu glauben. So glauben wir an den einen Gott in drei Personen. Wir glauben an den ewigen Vater, der uns geschaffen hat und uns liebt, wir glauben an seinen eingeborenen Sohn, der aus Liebe zu uns Mensch geworden ist und uns am Kreuz erlöst hat, wir glauben an den Heiligen Geist, den Lebensspender, der uns neu macht im Wasser der Heiligen Taufe und uns das göttliche Leben schenkt.

So ist es vor allem ein Geschenk Gottes selber, daß wir glauben können. Es ist nicht unsere Leistung, sondern der Geist selber bezeugt uns, daß wir Kinder Gottes sind (vgl. Röm 8,16). Der Geist betet in uns (vgl. Röm 8,26 f) und treibt uns an zum Guten!

Es ist der Geist der Liebe, der seine Gaben auch ausgegossen hat in unser Herz (vgl. Röm 5,5). Die Liebe Gottes erfüllt uns und befähigt uns zu selbstloser Hingabe und zum großmütigen Einsatz für unsere Mitmenschen. Jene göttliche Liebe geht weit über das hinaus, was die natürliche Liebe der Menschen zu leisten vermag. Es ist eine Liebe, die sich hingibt für die Freunde bis zum Tod, so wie Jesus auch sein Leben für uns hingegeben hat. Es ist eine Liebe, die sogar noch die Feinde umfaßt und bereit ist zu Vergebung und Versöhnung.

Begreifen wir, was wir dem Heiligen Geist verdanken! Er ist gleichsam der „unbekannte Gott“, und doch ist unser ganzes christliches Leben vom Heiligen Geist geprägt. Unser Beten und Arbeiten, unsere Hoffnung und Zuversicht als Christen, unsere bereits jetzt beginnende und sich in der Ewigkeit vollendende Freude wären nicht denkbar ohne die Gabe des Heiligen Geistes. Er ist gleichsam das Angeld unserer Hoffnung, das Unterpfand unseres Heiles (vgl. 2 Kor 1,22).

Als die ersten Christen um das Kommen des Heiligen Geistes beteten, da war mitten in dieser Schar der Apostel, der Jünger und der gläubigen Frauen auch die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria anwesend. Ihr unerschütterlicher Glaube, ihre beständige Hoffnung und ihre glühende Liebe riefen – wenn wir dies nach Menschenart ausdrücken wollen – gleichsam den Heiligen Geist herab vom Himmel, sodaß er vom Vater und vom Sohn zu uns Menschen gesandt wurde. Sie kann auch uns die Gaben des Heiligen Geistes immer neu erbitten: den Geist der Weisheit und des Verstandes, den Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit, den Geist des Rates und der Stärke, den Geist der Furcht des Herrn!

In der Kirche Gottes ist der Heilige Geist lebendig. Bleiben wir in der Gemeinschaft der Glaubenden, ihr ist ja der Heilige Geist verheißen als Geist der Wahrheit und der Liebe. So erhält dieser Heilige Geist die Kirche unfehlbar in der Wahrheit des Glaubens. Das 2. Vatikanische Konzil hat festgestellt: „Die Gesamtheit der Gläubigen, welche die Salbung von dem Heiligen haben (vgl. 1 Joh 2,20.27), kann im Glauben nicht irren.“ Mit dieser Salbung des Heiligen ist die Gabe des Heiligen Geistes gemeint, der uns geschenkt ist in der Heiligen Taufe und in der Firmung. Dann fährt das Konzil fort: „Und diese ihre besondere Eigenschaft macht sie [= die Kirche] durch den übernatürlichen Glaubenssinn des ganzen Volkes dann kund, wenn sie ‚von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien’ ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert.“ Der Heilige Geist weckt also in den Gläubigen ein gemeinsames Verständnis des Glaubens, das frei ist von Irrtum, da es der Geist der Wahrheit ist, der uns geschenkt ist. So heißt es dann: „Durch jenen Glaubenssinn nämlich, der vom Geist der Wahrheit geweckt und genährt wird, hält das Gottesvolk unter der Leitung des heiligen Lehramtes, in dessen treuer Gefolgschaft es nicht mehr das Wort von Menschen, sondern wirklich das Wort Gottes empfängt (vgl. 1 Thess 2,13), den einmal den Heiligen übergebenen Glauben (vgl. Jud 3) unverlierbar fest. Durch ihn dringt es mit rechtem Urteil immer tiefer in den Glauben ein und wendet ihn im Leben voller an.“ (Lumen gentium 12)

Wir dürfen also in der Freude des Heiligen Geistes mit der Kirche mitglauben. Im Glauben empfangen wir das ewige Heil, das Gottes Liebe uns bereitet hat. Bleiben wir treu in allen guten Gaben, die Gottes Heiliger Geist uns geschenkt hat. Gott möge alles Gute einst vollenden in seinem himmlischen Reich! Amen