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Predigt:

Palmsonntag B (13.04.2003)

L1: Jes 50,4-7; L2: Phil 2,6-11; Passions-Ev: Mk 14,1-15,47


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wie erhaben und wie demütig zieht Jesus in Jerusalem ein! Auf dem Fohlen einer Eselin reitet er in die Stadt, begleitet von seinen Jüngern. Es muß ein feierlicher Augenblick gewesen sein; die Menge umringte den Herrn und rief ihm zu: „Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“

Wenige Tage ist es hier, da sind wir über die Medien Zeugen eines anderen Einzugs geworden. Nicht auf einem Esel, sondern mit Panzern sind siegreiche Soldaten in die Stadt Bagdad eingezogen, nachdem diese Stadt unter schweren Kämpfen und nach Bombardements mit vielen Verletzten und Toten von der einzig verbliebenen Supermacht erobert worden war. Auch hier haben die Menschen teilweise gejubelt, da sie nun froh waren, daß die Kämpfe vorüber sind und der Diktator Saddam Hussein entmachtet ist.

Wenn wir den Kontrast dieser beiden „Einzüge“ auf uns wirken lassen, dann spüren wir den Unterschied! Jesus ist kein selbsternannter Prophet und Friedensbringer, sondern er ist von seinem himmlischen Vater in die Welt gesandt, um das Reich Gottes aufzurichten. Er vergießt kein fremdes Blut, sondern wird wenige Tage nach seinem Einzug in Jerusalem sein eigenes Blut am Kreuz vergießen.

Als Unschuldiger nimmt er die Schuld der Welt auf sich. Er läßt es zu, daß man ihn gefangennimmt, qualvoll behandelt, der Schmach aussetzt und ihn tötet. Wie ein Verbrecher wird er sterben – ER, dem das Volk kurz zuvor noch gehuldigt hat! So schnell kann die Stimmung umschlagen.

Die wenigsten hatten begriffen, wozu Jesus nach Jerusalem gekommen war. Sie jubelten ihm zu wie einem irdischen König. Sie hofften, er werde das Königreich Davids wieder aufrichten. Eben darum riefen sie: „Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!“

Weil Jesus aber ein Reich verkündete, das nicht von dieser Welt ist, darum ging er den Weg des Leidens und Sterbens. Indem er freiwillig die Sünde der Welt auf sich nahm, triumphierte er durch seinen Tod am Kreuz über den Tod und über alles Böse. Durch seine Liebe hat er den Haß der Welt besiegt.

Gehen wir in diesem Sinn in die heute beginnende Karwoche! Es ist die Zeit, in der wir uns voll Liebe und Dankbarkeit an das Leiden unseres Herrn erinnern. Gott hat Großes für uns getan, damit auch wir begreifen, daß die Liebe dadurch siegt, daß sie sich hingibt für andere. Denn niemand hat eine größere Liebe, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde, sagt Jesus.

Wenn wir auf dem Kreuzweg in geistiger Weise unseren Herrn begleiten, so ist uns das ein Anlaß, unser eigenes Leben ins Licht der göttlichen Heilstaten zu stellen. Wir begreifen, was der Erlöser für uns Großes getan hat. Unser eigenes Leben mit seinen Höhen und Tiefen ist hineingenommen in die Gemeinschaft mit Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Vom Kreuz her, von seiner Auferstehung kommt uns Kraft und Zuversicht.

Auch Maria, die Gottesmutter und treueste Gefährtin ihres Sohnes Jesus Christus, ist diesen Kreuzweg mitgegangen. In ihrem Herzen hat sie all das mitgelitten, was ihr Sohn an seinem Leib für uns erduldet hat. So ist sie unsere geistige Mutter geworden, da ihr der Herr am Kreuz seinen Jünger Johannes und damit uns alle anvertraut hat. Empfehlen wir uns ihrer Fürbitte in diesen Tagen, damit sie uns die Geheimnisse des Heils von neuem erschließe!

Einst hoffen auch wir die ewige und selige Vollendung im Reiche Gottes zu erlangen. Amen