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Predigt:

Ostersonntag B (20.04.2003)

L1: Apg 10,34a.37-43; L2: Kol 3,1-4 (oder: 1 Kor 5,6b-8); Ev: Joh 20,1-18


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es war das Privileg einer Frau, als erste dem Auferstandenen zu begegnen. Im Evangelium nach Johannes wird uns berichtet, daß Maria von Magdala hinging zum Grab, um nach dem Leichnam zu sehen. Sie fand diesen nicht dort, sah aber, daß der Stein vom Grab weggenommen war. So lief sie zu den Jüngern Jesu und erzählte ihnen voll Aufregung das Gesehene. Sie meinte, man hätte den Herrn aus dem Grab weggenommen und ihn woanders hingelegt.

Petrus und Johannes liefen beide gemeinsam zum Grab. Als erster ging Petrus ins Grab hinein. Dort sah er die Leinenbinden und das Schweißtuch, worin der Leichnam Jesu eingewickelt war. Jesus selbst sah er nicht. Auch Johannes kam nun und blickte auf das Geschehene. Das Grab war wirklich leer. Grabräuber hätten nicht die Zeit gefunden, die Leinenbinden und das Schweißtuch so schön zusammenzulegen, wie dies die beiden Jünger vorfanden. So kam Johannes zur Überzeugung: Es mußte etwas Wunderbares geschehen sein! „Er sah und glaubte“, heißt es im Evangelium. Freilich sah er noch nicht den Auferstandenen, und sein Glaube war noch kein ausdrücklicher Auferstehungsglaube. Der erste Schritt dazu war freilich getan.

Was nun folgt, ist wirklich bemerkenswert: Im Gegensatz zu den beiden Aposteln, die das Grab wieder verließen und heimgingen, blieb Maria von Magdala am Grab stehen und weinte. Ihre Sehnsucht nach dem Herrn ließ sie nicht weggehen. Gleichsam um sich noch einmal zu vergewissern, blickte sie wieder in die Grabkammer hinein. Diesmal sah sie zwei Engel in weißen Gewändern dort sitzen. Diese fragten sie, warum sie weine. Ihre Antwort drückt den ganzen Schmerz der Liebe und der Sehnsucht aus, der ihr Herz bewegte: „Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.“

Kaum wendet sich Maria Magdalena um, sieht sie einen Mann dastehen, den sie für den Friedhofsgärtner hält und der den Leichnam Jesu vielleicht weggenommen haben könnte. Als sie ihm diese Frage vorlegt und ihr Leid geklagt hat, spricht sie der Fremde an mit jenem Namen, der ihr ganz persönlich gilt. Er tut dies so, wie es Jesus getan hat. Dieses eine Wort „Maria!“ genügt ihr; sie erkennt: Es ist der Herr! Er lebt. Voll Freude sagt sie zu ihm „Rabbuni“, das heißt „Meister“.

Auf diese Weise wurde Maria von Magdala die erste Zeugin des Auferstandenen. Sie durfte Jesus nicht festhalten, sondern sollte zu seinen Jüngern gehen und ihnen die frohe Botschaft verkünden. Freilich würden ihr diese nicht sofort glauben, und doch war sie die erste, die von Jesus gesandt wurde, das Evangelium der Auferstehung zu verkünden.

Gewiß dürfen wir auch annehmen, daß Jesus als erster seiner eigenen Mutter Maria erschienen ist. Davon wird uns allerdings in den Evangelien nichts berichtet. Jene Frau, die derart intensiv mit dem Leiden Christi verbunden war, die geglaubt, gehofft und geliebt hat wie keine andere, wird wohl die erste gewesen sein, die Kunde erhielt von der Auferstehung Jesu.

Was zählt, ist der Glaube und die Liebe. Halten wir mit der frohen Botschaft von der Auferstehung nicht zurück, sondern verkünden wir sie durch unser Leben und durch unser Wort, wo immer wir stehen.

Noch sind wir Glaubende, doch einmal werden wir den Herrn schauen, wie er ist, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit! Amen