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Predigt:

Ostermontag B (21.04.2003)

L1: Apg 2,14.22-33; L2: 1 Kor 15,1-8.11; Ev: Lk 24,13-35 oder Mt 28,8-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Gang der Jünger nach Emmaus, wie er uns vom Evangelisten Lukas berichtet wird, ist ein besonders herausragendes Beispiel für die Begegnung mit dem Auferstandenen. Die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu setzte sich ja erst durch als es viele gab, denen der auferstandene Herr erschienen war. Unter diesen Zeugen der Auferstehung ragen die Emmaus-Jünger hervor.

Ein Spiegel der anfänglichen Stimmungslage wird uns in der Schilderung des Gesprächs der beiden Jünger gegeben, die auf dem Weg nach Emmaus sind. Ihre Hoffnung auf Jesus ist zerbrochen: Er ist tot. Und dabei hatten sie doch geglaubt, daß er es sei, der das Reich Davids wiederherstellen werde! Welch große Enttäuschung!

Wie sehr sich Gott der je persönlichen Situation der Menschen annimmt, zeigt die nun folgende Begegnung mit Jesus. Er gesellt sich zu den Jüngern als ein Wanderer wie sie, den sie anfänglich gar nicht erkennen. Es gelingt ihm, ihr Vertrauen zu erwecken, und sie erzählen ihm von Jesus. Dieser gibt sich noch nicht zu erkennen, führt sie aber Schritt für Schritt anhand der Texte der Heiligen Schrift hin zum Geheimnis des Leidens und Sterbens des Messias.

Er macht ihnen begreiflich, daß im Sterben Jesu kein Scheitern vorliegt, sondern die Erfüllung des göttlichen Heilsratschlusses. Es ist das Geheimnis des stellvertretenden Leidens, das der Messias auf sich genommen hat. Nicht als Gewaltherrscher wollte er kommen, sondern als der leidende Gottesknecht, der die Schuld der Vielen auf sich nahm und sich hingab wie ein Lamm, das geschlachtet wurde. Zugleich macht Jesus, den sie immer noch nicht erkennen, den Jüngern Hoffnung: Der Tod kann nicht das letzte Wort haben, denn Gott ist größer als alle Bosheit der Menschen, die Jesus ans Kreuz geschlagen hat!

Langsam gelingt es dem fremden Begleiter, den Jüngern ihre Angst und Bedrücktheit zu nehmen. Schließlich laden sie ihn sogar ein, bei ihnen zu bleiben, als sie endlich ihr Ziel erreicht haben. Dabei kommt es zur entscheidenden Begegnung beim österlichen Mahl: Als Jesus das Brot nimmt, es bricht und segnet, gehen den Jüngern die Augen auf und sie erkennen ihn. Nun begreifen sie: Er lebt!

Liebe Gläubige, auch in unserem Leben gibt es dunkle Stunden, in denen wir die Gegenwart Gottes nicht erkennen. Da mag es dann schon vorkommen, daß wir Angst haben und zu zweifeln beginnen, ob denn alles wahr sei, was uns Gott geoffenbart hat und die Kirche zu glauben lehrt. Auch in diesen Stunden der Bitterkeit und des Leides dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben. Es kommt die Stunde, und sie naht ganz sicher, in der sich uns Gott wieder zeigen wird in seiner liebenden Nähe. Er ist bei uns und trägt uns auch in Kreuz und Leid!

Ostern heißt für uns, daß die Gegenwart des Auferstandenen in seiner Kirche niemals aufhören wird. Bleibend ist er bei uns. Besonders dann, wenn wir die heilige Kommunion empfangen und in diesem Sinn das Ostermahl mit ihm halten, erfahren wir seine Gemeinschaft. Wir werden eingegliedert in seinen geheimnisvollen Leib, der die Kirche ist. Sein Leben ist unser Leben. Von daher haben wir Hoffnung und Kraft für den Alltag.

Gehen wir also unseren Pilgerweg durch dieses Leben in Glaube und Vertrauen. Gott ist immer bei uns – manchmal auch als anonymer, stiller Begleiter. Vielleicht können wir ihn auch in so manchem Mitmenschen erkennen, der uns begegnet. Von der heiligen Eucharistie abgesehen, begegnen wir dem Auferstandenen nirgends so sicher, als wenn wir uns der leidenden Schwester oder dem Bruder in Not zuwenden und ihnen in Liebe beistehen!

Möge der Auferstandene uns einst in sein ewiges Licht führen im Reich der Liebe und des Friedens! Amen