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Predigt:

Gründonnerstag B (17.04.2003)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Heute am Gründonnerstag unterzeichnet unser Heiliger Vater, Papst Johannes Paul II. ein wichtiges Dokument, dessen Text bereits vorliegt. Es handelt sich um eine Enzyklika, also ein feierliches Lehrschreiben, gerichtet an alle Gläubigen des katholischen Erdkreises. Die Enzyklika trägt den Titel „Ecclesia de Eucharistia“. Dies sind die lateinischen Anfangswortes des ersten Satzes des päpstlichen Lehrschreibens. Auf deutsch lautet dieser Satz: „Die Kirche lebt von der Eucharistie.“ Damit hat der Papst gleichsam den programmatischen Akzent gesetzt und hingewiesen darauf, daß die heilige Eucharistie das Zentralgeheimnis des christlichen Glaubens und Lebens ist. In ihr ist ja Jesus Christus selbst zugegen; sein Opfer wird gefeiert, in der Kommunion empfangen wir seinen heiligen Leib und sein heiliges Blut; wir beten ihn an unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein, unter denen er bleibend gegenwärtig ist in seiner Kirche.

Am Abend vor seinem Leiden und Sterben – das ist heute – hat Jesus im Kreis seiner Apostel mit ihnen das jüdische Paschamahl gefeiert. Es war dies die feierlicher Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, an die Befreiung aus der Knechtschaft des Pharao. Zum Zeichen dafür schlachtete man das Paschalamm. „Nur ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm darf es sein, das Junge eines Schafes oder einer Ziege müßt ihr nehmen.“ (Ex 12,5) Sein Blut wurde an den Eingang jedes Hauses gestrichen, denn in Ägypten war der Würgeengel an allen Häusern vorübergegangen, an denen dieses Zeichen der Bewahrung sichtbar war. Man verzehrte das Paschalamm im Stehen; es gab ja nur wenig Zeit, da man aufbrechen mußte, um dem Pharao und seinem Heer zu entkommen.

Jesus Christus, der ewige Hohepriester und das Opferlamm des Neuen Bundes, hat nun im Rahmen der häuslichen Paschafeier, wie sie bei den Juden üblich war, ein besonderes Vermächtnis gesetzt. Er hat Brot und Wein genommen und sie den Aposteln gereicht mit den Worten: „Nehmt, das ist mein Leib. – Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ (Mk 14,22.24)

Geheimnisvoll hat hier Jesus Christus unter den Zeichen von Brot und Wein sich selbst den Aposteln zur Speise gereicht. Er hat sich ihnen geschenkt in der Hingabe seiner Liebe. Es war dies jene Liebe, die bis zum Tod geht, die das Leben hingibt für die Freunde. Der Herr ist zum Diener geworden, was er auch durch die Fußwaschung deutlich gemacht hat.

An diesem Abend hat Jesus im Kreis seiner Apostel das eucharistische Geheimnis eingesetzt und auch das priesterliche Dienstamt, in dem die Apostel und ihre Nachfolger und Mitarbeiter – das sind die Bischöfe und die Priester – das tun sollen, was er selbst getan hat. Auch wir, die wir hier versammelt sind, dürfen dieses heilige Geheimnis der sakramentalen Vergegenwärtigung von Jesu Tod und Auferstehung vollziehen und in Liebe daran teilnehmen, wenn sich uns der Sohn Gottes selbst zur Speise gibt und uns ewiges Leben schenkt!

In der Tat ist es der Priester, „dem es dank der ihm verliehenen Vollmacht im Sakrament der Priesterweihe zukommt, die Konsekration zu vollziehen. Ihm ist es vorbehalten, mit der Vollmacht, die ihm von Christus aus dem Abendmahlssaal zuteil wird, zu sprechen: ‚Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird... Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch vergossen wird...’. Der Priester spricht diese Worte aus oder besser er stellt seinen Mund und seine Stimme Jenem zur Verfügung, der diese Worte im Abendmahlssaal gesprochen hat, und der gewollt hat, dass sie von Generation zu Generation von all denen wiederholt werden, die in der Kirche durch die Weihe an seinem Priestertum teilhaben.“ (Ecclesia de Eucharistia, Nr. 5)

Wenn nun heute der Papst der ganzen Kirche wiederum ein Schreiben über die heiligste Eucharistie vorliegt, so scheint es, ob Jesus durch den Mund seines Stellvertreters an uns auch heute die Frage stellt, wie es Jesus in ähnlicher Weise getan hat, als er in Kapharnaum die Einsetzung dieses Geheimnisses angekündigt hat. Er fragte sie, nachdem er dargelegt hatte, daß er ihnen seinen Leib und sein Blut zur Speise geben wollte, ob sie auch weggehen wollten wie manche der übrigen Zuhörer, die über seine Worte murrten. Sie hatten nämlich seine Worte als zu hart empfunden und waren darüber entsetzt, daß Jesus sagte: Mein Leib ist eine wahre Speise, und mein Blut ist ein wahrer Trank (vgl. Joh 6,55).

Der Glaube an die wirkliche, wahrhaftige und wesentliche Gegenwart Jesu in der heiligsten Eucharistie (Realpräsenz) ist für die Kirche unaufgebbar. Hier kann und darf sie keine Kompromisse mit dem Unglauben schließen. Es gibt nur ein Entweder – Oder. Entweder bin ich bereit, dem Wort des Herrn und Erlösers zu vertrauen, der mit seiner ganzen Liebe dafür bürgt, daß er hier unter uns ist mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit – oder ich muß mich im Unglauben von ihm abwenden.

Gerade der heutige Tag möchte die Kirche daran erinnern, wie groß jenes Geheimnis der Liebe ist, das uns der Sohn Gottes in der Stiftung des hl. Meßopfers und in der bleibenden Gegenwart unter uns unter den Gestalten von Brot und Wein hinterlassen hat. Es ist sein Testament. Er wollte für immer bei uns bleiben, als der für uns geopferte und auferstandene Herr. Wer in Glaube und Liebe die heilige Kommunion empfängt, wird des ewigen Lebens teilhaftig. Sollten wir da nicht auch jenes Sakrament noch mehr schätzen, in dem wir in rechter Weise vorbereitet werden auf den Empfang der heiligen Kommunion, nämlich das Bußsakrament (die heilige Beichte)? Ich lade Sie alle zu seinem Empfang an, besonders jetzt in der österlichen Zeit!

Nehmen wir also mit Liebe an der heiligen Messe teil: an Sonn- und Feiertagen und vielleicht auch manchmal an einem Werktag. Es ist das Erlösungsopfer des Herrn, das hier gegenwärtig gesetzt wird für uns – zu unserem Heil! Amen