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Predigt:

Schon im Mutterschoß geheiligt

Hochfest der Geburt des hl. Johannes des Täufers B (24.06.2012)

L1: Jer 1,4-10; L2: 1 Petr 1,8-12; Ev: Lk 1,5-17
Am Tag: L1: Jes 49,1-6; L2: Apg 13,16.22-26; Ev: Lk 1,57-66.80


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es ist jedesmal etwas Großes und Staunenswertes, wenn ein Kind empfangen und geboren wird. Durch die strahlend reinen Augen eines Kindes macht sich Gott uns kund. In jedem Kind, das ins Leben tritt – und das geschieht nicht erst bei der Geburt, sondern schon bei der Empfängnis – sagt Gott aufs Neue Ja zu uns Menschen und schenkt der Menschheit gleichsam einen neuen Anfang.

Dies gilt in besonderer Weise von jenem Kind, dessen Geburt wir heute feiern: Es ist der kleine Johannes, der später den Beinamen der Täufer erhalten wird, weil er machtvoll auftritt und als Zeichen der Umkehr zu Gott die Taufe der Buße spendet.

Die Eltern des Johannes – der Priester Zacharias und seine Frau Elisabeth – konnten aus natürlichen Gründen keine Kinder bekommen. Diese Unfruchtbarkeit wurde im Alten Testament generell als Unglück empfunden, ja von manchen sogar als Strafe Gottes aufgefasst. Inzwischen war das Paar schon ins hohe Alter gekommen, und sie hatten sich mit dem Schicksal der Kinderlosigkeit abgefunden. Da aber erscheint dem Priester Zacharias ein Engel und offenbart ihm, dass seine Frau Elisabeth demnächst ein Kind bekommen wird. Dessen Name soll sein: Johannes.

Vom Kind aber wird Großes vorausgesagt: im Geist und in der Kraft des Propheten Elija wird Johannes machtvoll auftreten und die Menschen aus dem Volk Israel zu Gott, ihrem Herrn, bekehren (vgl. Lk 1,17). Uns fallen dann besonders die Worte auf: „Schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein“ (Lk 1,15c). Genau dies ist einzigartig und unerhört! Schon der ungeborene Johannes wird den Heiligen Geist empfangen. Gott wirkt sein Heil und seine Erlösung bei diesem Kind bereits im Mutterleib.

Wie aber ist diese Heiligung vor sich gegangen?  Das Lukasevangelium gibt uns Auskunft: Die Jungfrau Maria, die selber ein Kind empfangen hat, nämlich Jesus, besucht ihre Verwandte Elisabeth, eben die Frau des Zacharias. Zugleich mit den Müttern begegnen einander die Kinder! Als nämlich die Stimme des Grußes Marias an das Ohr der Elisabeth tritt, bewegt sich vor Freude ihr Kind Johannes im Leib. Johannes jubelt über die Nähe des Messias – eben Jesus – und seiner Mutter Maria. In dieser einzigartigen Stunde wirkt Gott das Wunder der Heiligung des noch nicht geborenen Kindes Johannes. Die Gnade Christi, des Erlösers, strömt durch die Vermittlung der Mutter Jesu – Maria – und der Mutter des Johannes – Elisabeth – über zu ebendiesem kleinen Johannes.

Johannes ist ein Kind der Gnade; und später wird er machtvoll auftreten als Prophet des Höchsten, um dem Herrn die Wege zu bereiten. Er wird die Menschen hinführen zu Jesus Christus, dem Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt. Johannes ist nur der Vorläufer, der sich selber zurücknimmt, wenn der gekommen ist, auf den er hingewiesen hat: Christus, der Herr.

Gott hat mit einem jeden Menschen Besonderes vor. Wir sind erwählt in Gottes Plan der Liebe, noch bevor wir ins Leben getreten sind. Gott hat von Ewigkeit her an uns gedacht und uns gewollt. Dies gilt auch für Kinder, die vielleicht keine gute Aufnahme in dieser Welt erfahren. Auch wenn ein Mensch von anderen nicht angenommen und geliebt wird – Gott steht auf der Seite jedes Menschen, der bei der Empfängnis auf natürliche Weise ins Dasein getreten ist. Ja, ebenso liebt Gott der Herr jene Menschen, die außerhalb des Mutterleibs durch künstliche Befruchtung ihr Leben empfangen haben. Und dennoch müsste man es jedem Menschen wünschen, als Frucht des Aktes der ehelichen Liebe empfangen und geboren zu werden. Die österreichischen Bischöfe haben vor einigen Tagen (am 21. Juni 2012) eine Erklärung zur Bioethik und Reproduktionsmedizin veröffentlicht, in der sie unter anderem feststellen:

„Kinder sind ein Segen und es ist ein großes Glück für Eltern, wenn sich deren Wunsch nach eigenen Kindern erfüllt. Umso verständlicher und schwerer ist das Leid, wenn der erhoffte Kindersegen ausbleibt. Besorgniserregend sind daher die Anzeichen für eine generell gestiegene Unfruchtbarkeit. Immer mehr Paare haben inzwischen große Schwierigkeiten, auf natürlichem Weg Kinder zu bekommen. Ihnen sprechen die Bischöfe ihre tiefe Verbundenheit aus und appellieren zugleich an Wissenschaft und Politik, vor dieser Entwicklung nicht die Augen zu verschließen, sondern ernsthaft nach den Ursachen dafür zu forschen. So verständlich und wertvoll der Wunsch nach eigenen Kindern ist, er darf jedoch nicht dazu führen, dass jedes Mittel verwendet wird, um dieses Ziel zu erreichen. Gerade wenn es um das Leben von Menschen geht, sind die höchsten rechtlichen und ethischen Maßstäbe gefordert, die sich aus der Einzigartigkeit der Person und der Würde des Menschen ergeben. Von daher hat sich die Kirche eingehend mit der Frage der künstlichen Befruchtung auseinandergesetzt und die In-Vitro-Fertilisation als ethisch unzulässige Methode abgelehnt. Jedes Kind, egal wie es gezeugt wurde, ist ein Ebenbild Gottes und unendlich geliebt. Um der Würde des Menschen voll gerecht zu werden, legt die Kirche solch großen Wert darauf, schon bei seiner Zeugung Liebe und Achtung vor dem Leben zu wahren.“

Beten wir heute besonders für alle Kinder, ob geboren oder ungeboren, und auch für ihre Mütter und Väter! Möge Gott der Herr alle Menschen zum Heile führen; denn in der Taufe wird ihnen das göttliche Leben geschenkt und sie werden als Kinder Gottes angenommen und gehören zur Gemeinschaft der Kirche. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und auch des hl. Johannes des Täufers begleite uns! Amen