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Predigt:

Dreifaltigkeitssonntag B (15.06.2003)

L1: Dtn 4,32-34.39-40; L2: Röm 8,14-17; Ev: Mt 28,16-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir glauben an den dreifaltigen Gott! Diese Grundlage unseres katholischen Glaubens wird heute in einem eigenen Fest gefeiert, dem Dreifaltigkeitssonntag. Wir bekennen den einen Gott in drei Personen: Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Diese drei sind eins im göttlichen Wesen.

Viele gelehrte Menschen, unter ihnen der heilige Augustinus, haben darüber nachgedacht, wie das Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes denn zu verstehen und zu ergründen sei. Früher oder später sind sie auf unüberwindliche Grenzen gestoßen und haben erkannt, dass es letztlich nur einen Zugang zur Wirklichkeit des dreifaltigen Gottes gibt: den Glauben.

Es darf uns nicht überraschen, dass beispielsweise die Juden und die Muslime mit dem christlichen Glauben an den einen und dreifaltigen Gott wenig anfangen können. Ein Haupteinwand lautet, das Christentum hätte an die Stelle des einen Gottes drei Götter gesetzt. Auf diese Weise sei der ursprüngliche Eingottglaube (Monotheismus) verraten und aufgegeben worden. Man unterstellt uns Christen, wir würden einen Tritheismus vertreten, also die Lehre von drei Göttern. Manche meinen sogar, man möge doch um der Einheit mit den anderen Religionen willen auf das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott verzichten.

Hinter diesen Vorschlägen steht – auch wenn sie gut gemeint sind – letztlich doch der Unglaube. Es ist ja nicht einfach eine Erfindung von uns Christen, dass Gott dreifaltig ist. Wir bekennen vielmehr, dass uns der Sohn Gottes selber, Jesus Christus, das Geheimnis seines göttlichen Lebens offenbart hat: Er ist seiner Gottheit nach von Ewigkeit her eins mit dem himmlischen Vater, der ihn in geistiger, nicht in menschlicher Weise „zeugt“. Der Sohn wiederum erkennt den Vater und schenkt sich ihm ganz: ihre Liebe – wiederum etwas rein Geistiges – ist der Heilige Geist, die dritte göttliche Person.

Wie viel hat uns Jesus von seinem himmlischen Vater erzählt! Vor allem hat er uns mitgeteilt, dass Gott in seiner Allmacht und Vollkommenheit zugleich immer die unergründliche Liebe und Barmherzigkeit ist. Er lässt die Sonne aufgehen über Bösen und Guten und ordnet den Lauf aller Dinge. Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Eben darum hat der Vater seinen Sohn in diese Welt gesandt, damit alle an Gott glauben und so das ewige Leben erlangen. Der Heilige Geist befähigt unser Herz dazu, dass wir glauben, hoffen und lieben können.

Dieser unser Glaube an den dreifaltigen Gott ist also nicht etwas, das Menschen erfunden hätten. Auch die Kirche hat den Glauben nicht „produziert“, sie hat ihn empfangen und weitergegeben. All das, was wir von den Aposteln her angenommen haben, gilt es festzuhalten im unerschütterlichen Bekenntnis des Glaubens. Der Heilige Geist führt die Kirche in alle Wahrheit ein.

Weil Gott eine personale Wirklichkeit ist (es ist der eine und dreifaltige Gott), darum können wir ihm letztlich nur in der Liebe begegnen. Ein hervorragender Ausdruck der Gottesliebe ist das Gebet, das an keinem Tag fehlen sollte. Die meisten unserer Gebete richten sich in der einen oder anderen Form an den dreifaltigen Gott. Selbst da, wo nur eine einzige göttliche Person direkt angesprochen sind, gilt die Anbetung zugleich allen göttlichen Personen: dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist in heiliger, ungeschiedener Einheit des göttlichen Wesens!

Gerade Andersgläubige brauchen unser Beispiel. Wir müssen ihnen durch unser frohes und mutiges Zeugnis zeigen, dass uns der Glaube an den einen und dreifaltigen Gott wertvoll ist. Sonst werden wir gerade von suchenden Menschen nicht mehr ernst genommen. Sie sagen dann vielleicht: Die katholischen Christen sind selber nicht von dem überzeugt, woran sie glauben. Sie leben ja doch wie alle anderen Menschen. Wo ist das Unterscheidende? Das eigentlich Christliche soll das Maß jener Liebe sein, die wir vom Herrn empfangen haben.

Wenn wir in unserem Bruder und in unserer Schwester, in jedem Menschen also, Jesus Christus sehen und diesem unserem Nächsten Gutes tun, dann erfüllen wir das Gebot des Herrn: Liebet einander, wie ich euch geliebt habe! Es kommt hier nicht auf die Größe der Tat oder der Gabe an, die wir unserem Mitmenschen erweisen. Auch kleine Dinge besitzen, wenn sie in Liebe getan werden, einen unschätzbaren Wert.

Wie hat uns das die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria doch aufgezeigt und vorgelebt! In der Stille und Verborgenheit von Nazareth hat sie Gott gedient, der ihr seinen menschgewordenen Sohn Jesus Christus anvertraut hat. Sie war erfüllt von der Liebe des Heiligen Geistes und hat für den heiligen Josef und das Jesuskind in liebevoller Weise gesorgt. Mit allen Menschen war sie verbunden und ist es auch jetzt noch vom Himmel aus. Der dreifaltige Gott war ihr Lebensinhalt, ihr ganzes Glück!

Das Evangelium lehrt uns, um des dreifaltigen Gottes willen jeden Menschen anzunehmen und zu achten: die Geborenen und die Ungeborenen, die Gesunden und die Kranken, die Jungen und die Alten. Der Mensch ist geschaffen nach dem Bild des dreifaltigen Gottes. Gott ist die Liebe und hat uns alle zur Liebe berufen. Bemühen wir uns darum, dieser unserer Aufgabe zu entsprechen – dann legen wir durch unser Leben das Bekenntnis ab zum einen und dreifaltigen Gott. Ihn hoffen wir einmal zu schauen in alle Ewigkeit! Amen