www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Christi Himmelfahrt B (29.05.2003)

L1: Apg 1,1-11; L2: Eph 1,17-23; Ev: Mk 16,15-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

40 Tage nach Ostern feiern wir das Fest „Christi Himmelfahrt“. Was auf den ersten Blick so einfach und klar aussieht, ist doch ein Geheimnis, das wir nur im Glauben erfassen können!

Als Jesus am Kreuze starb, da hat er als Mensch wirklich den Tod erlitten. Es war kein „scheinbares Sterben“, sondern Jesus Christus hat sein irdisches Leben zurückgegeben an den himmlischen Vater. „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!“ hat er gebetet (Lk 23,46). „Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus.“ Zum Beweis der sicheren Todesfeststellung öffnete der Soldat mit der Lanze die Seite Jesu, worauf Blut und Wasser hervorströmten (vgl. Joh 19,34).

Im Tod trennt sich die Seele des Menschen vom Leib. Der Leib stirbt, die Seele ist unsterblich. Jesu Leib lag im Grab, bis er am dritten Tag auferweckt wurde. Der Seele nach stieg Jesus hinab in das „Reich des Todes“ oder in die „Unterwelt“ (ad inferos), wie wir im Glaubensbekenntnis beten. Er begegnete dort den „Vätern der Vorzeit“, das heißt all jenen bereits verstorbenen Frommen und Gerechten, die auf sein Kommen gewartet hatten und öffnete ihnen durch seine heilige Auferstehung das Tor zum Himmel.

In seiner heiligen Auferstehung wurde der Leib Christi zu unsterblichem Leben erweckt. Er wurde verherrlicht, verwandelt, verklärt. Der Auferstandene stirbt nicht mehr, sondern ist in die Herrlichkeit des Vaters eingetreten. Daß er dann vierzig Tage hindurch denen erschien, die mit ihm vor seiner Kreuzigung zusammengewesen waren, war nötig, um ihnen die Gewißheit von seiner Auferstehung zu vermitteln. So wurde der Osterglaube der Kirche grundgelegt, der auch uns verkündet wurde. Wir glauben fest und unerschütterlich: Jesus lebt, er stirbt nicht mehr! Halleluja!

Was aber wollte uns Jesus in seiner heiligen Himmelfahrt zeigen, die wir heute feiern? Mit diesem Tag hört die sichtbare Gegenwart des Herrn auf. Scheinbar geht er von uns weg und verläßt uns. In Wirklichkeit aber bleibt er unsichtbar bei seiner Kirche gegenwärtig und sendet uns den Heiligen Geist als Tröster und Beistand.

Eben deshalb fragen die „zwei Männer in weißen Gewändern“ auch die zum Himmel emporschauenden Jünger: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“

Der Blick des Herzens muß also auf die bleibende Gegenwart des Auferstandenen gerichtet sein. Dies gilt auch dann, wenn unser Leben so manchesmal traurig und trostlos verläuft. Es kommt ja immer wieder vor, daß uns Sorgen und Leid begleiten, daß uns ein schwerer Schicksalsschlag betroffen macht und fragen läßt, wo denn Gottes Liebe nun wirklich sei. Da gilt es dann auszuharren in tapferem Glauben und all unsere Not und Fragen im Gebet hinzulegen vor Gott. Selbst in diesen Stunden ist der Auferstandene bei uns durch seinen Heiligen Geist, den er uns gesandt hat! Auch unsere Tränen werden uns einmal für immer abgewischt werden im Reich der Liebe und des Friedens, in das Jesus Christus bereits eingetreten ist und das er auch uns verheißen hat.

Jesus wird wiederkommen: am Ende unseres Lebens, um uns heimzuholen zum seligen Gastmahl des ewigen Lebens, und am Ende der Weltzeit, um zu richten die Lebenden und die Toten und das Reich Gottes in seiner Fülle offenbar werden zu lassen.

So lenkt dieser Festtag von Christi Himmelfahrt unsere Blicke hin auf das Wesentliche unseres Lebens, auf das, was wirklich bleibt und unvergänglich ist. Niemand wird uns die Freude nehmen können, die der Herr uns verheißen hat! Sein Ostersieg bricht sich machtvoll die Bahn, auch in unserem Leben und im Weltgeschehen insgesamt – sogar dann, wenn wir die Spuren dessen oft nicht erkennen und nur schweigend-glaubend ausharren können in festem, unerschütterlichem Vertrauen.

Mögen wir in Einheit mit allen Heiligen und im Vertrauen auf die Fürsprache der heiligen Gottesmutter Maria unser Herz dort verankern, wo die wahren Freuden sind, die uns niemand nehmen kann: bei Gottes Liebe im Himmel. Er ist uns hier auf Erden bereits nah und schenkt uns Kraft für den Alltag, der überstrahlt ist vom Licht des Auferstandenen! Amen