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Predigt:

8. Sonntag im Jahreskreis B (02.03.2003)

L1: Hos 2,16b.17b.21-22; L2: 2 Kor 3,1b-6; Ev: Mk 2,18-22


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Alles hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit, um geboren zu werden und zu sterben. Es gibt eine Zeit, sich zu freuen, und eine Zeit zu weinen und traurig zu sein. Es gibt eine Zeit des Feierns und eine Zeit des Fastens. An ähnliche Sätze wie diese (vgl. das biblische Buch Kohelet 3,1 ff) werden wir erinnert, wenn wir die Worte Jesu im heutigen Evangelium hören.

Er spricht davon, daß seine Jünger nicht immer zu fasten brauchen. Solange der Bräutigam bei ihnen ist, herrscht Freude, und sie haben keinen Grund zu fasten. Wenn ihnen der Bräutigam aber genommen ist, dann werden sie fasten. Im Rückblick wissen wir, daß damit eine Ankündigung seines Leidens und Sterbens erfolgt ist. Solange der Messias als Lebender bei den Aposteln und Jüngern weilte, hatten diese keinen Grund, in extremer Weise wie die Johannes-Jünger oder die Pharisäer zu fasten. Dies wurde ihnen sogar zum Vorwurf gemacht.

Als Jesus aber gefangengenommen wurde, dem ungerechten Prozeß ausgeliefert wurde, den Kreuzestod erlitt und auf sich nahm, da war die Zeit der Trauer und des Fastens gekommen. Erst im Osterjubel – aufgrund der Erscheinungen des Auferstandenen – hat sich dies alles wieder gewendet zu bleibender Freude: hier auf Erden in der Hoffnung täglicher Mühsal und Bewährung, einst im Himmel in ewiger und unverlierbarer Seligkeit!

Wenn wir nun kurz vor dem Beginn der Fastenzeit stehen, dann dürfen wir heute am Faschingssonntag auch daran denken, daß Gott uns alle zur Freude berufen hat. Gemeint ist damit eine tiefe und innerliche Freude, die von Herzen kommt. Es ist die Freude am Guten und Schönen, eine Freude, die daraus kommt, daß wir Gottes geliebte Kinder – seine Söhne und Töchter – sind. Es ist eine Freude auch darüber, daß wir gute Menschen haben, die zu uns stehen und die uns in Liebe und Treue verbunden sind!

Freilich werden wir mit dem närrischen Faschingstreiben in diesen Tagen nicht zu hart ins Gericht gehen dürfen – aber es sollte uns klar sein, daß dieses Geschehen oft wenig mit jener Freude zu tun hat, die Gott uns schenkt. Es ist von manchen bereits die Frage gestellt worden, ob denn die Welt am Vorabend eines möglichen Krieges überhaupt noch Anlaß zur freudvollem Feiern hat. Gewiß: Die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm; es scheint kein Einlenken der verfeindeten Parteien eines möglichen Kriegs im Irak zu geben. Und doch: Wir sollen und müssen hoffen, auch gegen alle Hoffnung. Der Glaube sagt uns, daß es immer noch Wege gibt, die Gott allein kennt, um die Herzen der Menschen für das Gute zu öffnen und einen Frieden in Gerechtigkeit herbeizuführen. Beten wir weiterhin in diesem Anliegen!

Dürfen wir uns also als Christen auch ein Stück weit freuen, wenn die Welt in diesen Tagen den Fasching feiert? Gewiß! Wir sollten aber dazu beitragen, daß diese Freude ein wirkliches Fundament erhält. Dieses Fundament kann nur darin liegen, daß wir Gott danken für seine wunderbaren Gaben. Weil Gott uns liebt und zu uns steht, darum haben wir auch Anlaß für Freude und Humor. Wir dürfen lachen, auch über unsere eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten. Dies ist ein Stück weit sogar eine christliche Tugend, ein Akt der Selbstkritik, eine Übung der Demut.

Wenn Freude aber auf Kosten anderer geht und diese schädigt, dann wird sie verdorben. Schadenfreude ist kein echte Freude mehr, sondern vom Keim der Bosheit durchdrungen. Die Liebe freut sich hingegen an allem Wahren, Guten und Schönen. Es ist die Freude, die sich mit den anderen an ihrem Wohlgehen und Glück erfreut. Eine solche Freude möchte Gott auch uns schenken.

Das Christentum ist keine traurige Religion, sondern eine Religion der Hoffnung und der Freude, sogar im Angesicht des Todes. Ja, wir können sogar sagen, daß wir für die ewige Freude geschaffen sind: im Reich Gottes, wenn wir Gott schauen von Angesicht zu Angesicht.

Der Weg dorthin ist uns von Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben, durch seinen Tod und seine Auferstehung eröffnet. Gehen wir ihn mit Glaube und Zuversicht! Halten wir uns an sein Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, dann werden wir den guten Weg nicht verfehlen und einst die ewige Freude in Gott erfahren. Amen