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Predigt:

7. Sonntag im Jahreskreis B (23.02.2003)

L1: Jes 43,18-19.21-22.24b-25; L2: 2 Kor 1,18-22; Ev: Mk 2,1-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Heute geht es ans Eingemachte. Das Wort Gottes soll uns aufrütteln aus unserer alltäglichen Sorglosigkeit und einem allzu oberflächlichen Dasein. Mitunter können bestimmte Stellen aus der Heiligen Schrift ein ganzes Leben verändern. Vielleicht trifft das auch für das heutige Evangelium zu?

Auf dem Höhepunkt der eben gehörten Frohbotschaft nach Markus wendet sich Jesus mit offenen, provokanten Worten an seine Kritiker: „Was ist leichter, zu einem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?“

Wie man hier erkennen kann, ist Jesus nicht „pflegeleicht“. Er ist nicht der Wundertäter auf Bestellung, der einfach nur alle heilt, die man zu ihm bringt. Sein Verhalten läßt sich nicht in vordefinierte Erwartungsmuster einordnen. Dabei wäre doch alles so einfach, wenigstens nach der Meinung jener, die herbeiströmen, um Wundertaten zu erleben oder selber Heilung zu erlangen. Sie würden Jesus raten, er solle nicht viel Aufhebens machen und die Leute schnell gesund machen. Im übrigen möge er sie aber in Ruhe lassen und keineswegs etwas von ihnen fordern!

Doch Jesus Christus ist mitunter unbequem! Er hat seine Sendung vom Vater im Himmel und weiß, was die Menschen wirklich brauchen. Natürlich will er Heilung bringen von allen möglichen Krankheiten und Leiden. Doch gerade das heutige Beispiel vom Gelähmten zeigt, daß Leiden und Krankheit mitunter tiefer sitzen als äußerlich sichtbar ist. Zur Überraschung aller tut er nämlich vorerst scheinbar gar nichts. Er spricht nur einige Worte zum Gelähmten: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ Ach, was ist das schon; das kann ja ein jeder – so hat man vermutlich gedacht. Oder aber – und das waren die schärfsten Kritiker, die nur danach gesucht haben, wie sie Jesus widerlegen und ihm schaden könnten: „Er lästert Gott! Sünden vergeben kann nur Gott allein.“

Das Überraschungsmoment liegt gerade darin, daß Jesus nicht einfach auf Zuruf heilt, daß er eben nicht jede Erwartung der Menschen sofort erfüllt. Er spricht zum Gelähmten Worte, auf die dieser – wie man meint – verzichten könnte: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ So etwas Überflüssiges! Oder doch nicht?

Durch seine nachfolgenden Worte als Antwort auf die Kritiker, die ihre ablehnend-argwöhnischen Gedanken gar nicht einmal auszusprechen brauchen, um von Jesus durchschaut zu werden, bringt Jesus zum Ausdruck, daß es noch Wichtigeres und Größeres gibt als die Gesundheit des Leibes, nämlich die Gesundheit, ja das Heil der Seele!

Wie leicht sagt man doch auch in unseren Kreisen: „Gesundheit ist das Wichtigste!“ Oder: „Hauptsache gesund.“ Ja freilich, wir wünschen einem jeden und auch uns selbst die Gesundheit. Ohne sie ist vieles nicht so, wie wir es uns wünschen und vorstellen. Und doch: Ist Gesundheit das Wichtigste überhaupt? Gibt es nicht doch Werte, die noch höher stehen? Denken wir nur an solche Haltungen wie Glaube, Vertrauen, Liebe! Dies alles läßt sich nicht kaufen; dies alles besteht unabhängig davon, ob jemand gesund ist oder krank.

Weil Jesus das weiß und weil er den tiefsten Bedürfnissen der Menschen Antwort zu geben versteht, darum sagt er dem Gelähmten zuallererst die Sündenvergebung zu. Genau das braucht dieser Mann vor allem, davon ist Jesus überzeugt. Nur wenn der Kranke weiß, daß Gott ihm vergibt, kann er wieder frei atmen und ein Mensch sein. Sonst drückt ihn die Last dessen nieder, was er an wirklicher oder vermeintlicher Schuld angehäuft hat.

Liebe Gläubige! Tut es nicht ab und zu gut, von einem lieben Menschen gehört zu bekommen, daß wir angenommen sind? Ist es nicht manchmal nötig zu erfahren, daß uns der Nächste vergibt, obwohl wir nicht unbedingt christlich an ihm gehandelt haben? Brauchen wir nicht alle zuletzt, ja eigentlich zuallererst immer die Vergebung jenes Gottes der Liebe, der allein uns retten kann?

Wie furchtbar wäre es doch, wenn Gott uns nicht mehr vergibt! „Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“, heißt es im Hebräerbrief 10,31. Diese Stelle soll uns nicht Angst machen, uns aber sehr wohl daran erinnern, daß Gott Schuld und Sünde durchaus ernst nimmt. Er nimmt sie ernst, ja gewiß! Aber nicht um sich dafür an uns zu rächen, sondern um uns immer wieder seine liebende Hand entgegenzustrecken und uns sein Erbarmen zuzusagen.

Jesus hat dem Gelähmten gezeigt und bewiesen, daß er wirklich die Macht hat, Sünden zu vergeben, indem er danach das große Heilungswunder gewirkt hat. Durch sein Tun am gebrechlichen Leib des Menschen zeigt er, daß er auch die Seele heilen kann! Er spricht dem Mann Heilung zu für Leib und Seele, sodaß er wieder aufrecht gehen kann.

Liebe Brüder und Schwestern! Ist es nicht auch in unserem Leben so, daß uns Gottes rettende Liebe immer wieder lockt und einlädt, uns zu öffnen für seine Vergebung und Barmherzigkeit? Durch den Dienst des Priesters in der Lossprechung der heiligen Beichte ist es Jesus Christus selbst, der uns die Sünden vergibt. Gott hat diesen Dienst seiner Kirche anvertraut, nicht damit jemand schikaniert werde, sondern damit alle die Überfülle der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit erfahren!

Mit welch großer Liebe muß die heilige Gottesmutter Maria das öffentliche Wirken Jesu begleitet haben! Sie stand ja meist verborgen im Hintergrund und war doch durch ihren Glauben präsent in der Mitte all jener wunderbaren Geschehnisse. Die Gesinnungen Jesu Christi, ihres Sohnes, sind auch ihre eigenen Gesinnungen. Sie macht sich die Liebe seines heiligsten Herzens zu eigen und denkt besonders an alle Kranken und Leidenden und vor allem an alle jene, die unter der Last ihrer Schuld leiden! Empfehlen wir ihrer Fürsprache alle Menschen, besonders die Sünder und Bekehrungswillen, ja auch die Verstockten und Hartherzigen, die sich selber für vollkommen gerecht und die anderen für große Sünder halten. Vielleicht gehören wir auch zu denen, die die Bekehrung am nötigsten haben! Amen