www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Der Weg zur Freude in Fülle

7. Sonntag der Osterzeit B (17.05.2015)

L1: Apg 1,15-17.20a.c-26; L2: 1 Joh 4,11-16; Ev: Joh 17,6a.11b-19


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In diesen Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und dem Pfingstfest beten wir in der „Pfingstnovene“ um das Kommen des Heiligen Geistes. Als Vorbild dient uns die Urgemeinde in Jerusalem. Diese hatte sich unter dem Vorsitz der Apostel und in Gemeinschaft mit der Gottesmutter Maria im Abendmahlssaal versammelt, um von Gott die Gabe des Heiligen Geistes zu erflehen. Denn Jesus selber hatte ihnen vor seiner Himmelfahrt kundgetan: „Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.“ (Lk 24,29)

Wenden wir uns den Texten der biblischen Lesungen dieses 7. Sonntags der Osterzeit zu! Sie vermögen uns hinzuführen zum Geheimnis der Liebe Gottes, die uns in seinem Sohn Jesus Christus erschienen ist und in der Sendung des Heiligen Geistes zuteilwird.

In der Lesung aus der Apostelgeschichte wird von der Wahl des Matthias zum Apostel berichtet. Judas hatte Jesus verraten und sich anschließend selbst das Leben genommen. Es bestand daher die Notwendigkeit, das Kollegium der Apostel wieder von 11 auf 12 zu ergänzen; denn die Apostel sind – in Anlehnung an die 12 Stämme Israels – gleichsam die geistigen Stammväter des neuen Volkes Gottes, also der Kirche. Jeder der zwölf Apostel sollte in der Lage sein, den Tod und die Auferstehung Christi zu bezeugen, und bereit sein, nötigenfalls für Christus den Tod zu erleiden. Bevor das Los zwischen zwei als geeignet angesehenen Kandidaten – nämlich einem gewissen Josef oder Barsabbas mit dem Beinamen Justus einerseits und Matthias andererseits – geworfen wurde, betete die Gemeinde: Gott der die Herzen aller kennt, solle zeigen, wen er erwählt habe! Denn alle Erwählung und Sendung in der Kirche kommt von Gott dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Niemand kann sich selbst das Amt und die Würde nehmen. Wohl aber gilt es bereit zu sein für den Ruf Gottes. So beten wir in der Pfingstnovene in besonderer Weise um geistliche Berufe: um Menschen also, die fähig und bereit sind, dem Herrn dorthin nachzufolgen, wohin er sie ruft!

Die Lesung aus dem ersten Brief des Johannes betrifft das christliche Hauptgebot: Wir sollen einander lieben, denn auch Gott hat uns geliebt, und zwar auf unüberbietbare Weise: Denn „der Vater hat den Sohn gesandt als den Retter der Welt.“ (1 Joh 4,14) Es gilt sogar: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ (1 Joh 4,16b)

Wie aber soll es für die an Jesus Christus glaubenden Menschen möglich sein, inmitten einer oft feindlichen und hasserfüllten Welt die Liebe zu üben? Sind sie da nicht allzu sehr bedroht und menschlich gesprochen auch überfordert?

Im Evangelium nach Johannes gibt Jesus die entscheidende Antwort: Er hat ja ausdrücklich zum Vater im Himmel für die Seinen gebetet, und er tut dies auch weiterhin. Die Bitte Jesu lautet, dass der Vater im Himmel die an Jesus Glaubenden vor dem Bösen bewahre und sie vor aller Verderbnis rette. Die Christen können und sollen freilich nicht aus dieser Welt fliehen. Denn hier ist ja ihr Auftrag. So sagt Jesus im Gebet zu Gott seinem Vater: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“ (Joh 17,15) Die Jünger Jesu leben zwar in dieser Welt, doch sie gehören ihr nicht an; sie sind bereits Bürger des Himmelreiches und haben ein Anrecht auf ihr ewiges Erbe. Dieses wird ihnen zu vorherbestimmten Zeit zuteilwerden, wenn Gott sie aus dieser Welt zu sich ruft.

Lassen auch wir uns von dieser hoffnungsvollen Sicht anstecken und begeistern! Wir haben nichts zu fürchten, denn Gott ist bei uns. Seine Liebe begleitet und stärkt uns und wird uns einst, wenn wir treu bleiben, aufnehmen in die Gemeinschaft mit Gott und allen Engeln und Heiligen des Himmels. Denn dann wird uns, wie Jesus sagt (Joh 17,13), die unverlierbare und ewige „Freude in Fülle“ zuteil.

Amen.