www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

7. Sonntag der Osterzeit B (01.06.2003)

L1: Apg 1,15-17.20a.c-26; L2: 1 Joh 4,11-16; Ev: Joh 17,6a.11b-19


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Abschiedsreden, die Jesus nach der Darstellung des Johannes-Evangeliums vor seinem Leiden und Sterben im Abendmahlssaal vor seinen Aposteln gehalten hat, sind gut geeignet, um nachzudenken über unsere christliche Lebenssituation. Denn wir sehen Jesus nicht, der auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist; wir glauben aber an ihn, der unsichtbar bei uns ist und sichtbar wiederkommen wird am Ende der Welt, um zu richten die Lebenden und die Toten.

Jesus Christus spricht also zu seinen Jüngern und weist sie im Angesicht des nahen Todes auf verschiedene Dinge hin, die für ihr Leben von Bedeutung sind. Er betet auch zu seinem himmlischen Vater. Es ist das „Hohepriesterliche Gebet Jesu“, in dem er fürbittend eintritt für seine Jünger und alle, die durch ihr Wort an ihn glauben.

Unter anderem bittet der Herr seinen himmlischen Vater: Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie vor dem Bösen bewahrst.“ Hier drückt sich die liebevolle Sorge Jesu um die Seinen aus, die er verlassen muß, wenn er heimgeht zum Vater im Himmel. Er weiß, daß die Heimat seiner Jünger und aller, die an ihn glauben, nicht diese Welt sein kann. Die Heimat des gläubigen Herzens ist der Himmel.

Darum sagt der Herr auch über die Glaubenden: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.“ Durch die Wiedergeburt aus Wasser und Heiligem Geist in der Heiligen Taufe sind wir ja aus Gott geboren und stammen nicht von dieser Welt. Wir leben zwar in der Welt, sind aber nicht von dieser Welt.

Gewiß können und sollen wir als Christen den Aufgaben in dieser Welt nicht entfliehen; wir müssen uns hier bewähren. Wir sollen uns auch an allem Guten erfreuen, was Gottes Liebe uns schenkt! Es geht aber darum, daß wir nicht so tun, als ob hier die Endstation unseres Lebens wäre. Wer sich das einredet, lebt in einer  Illusion, die früher oder später in Brüche geht. Was bleibt, ist dann oft nur die Not der Verzweiflung.

Besser ist es, in ehrlicher Weise die Brüchigkeit des irdischen Daseins anzuerkennen und dort Hilfe zu suchen, wo sie sich wirklich anbietet, nämlich bei Gott!

Freilich merken wir gerade hier wie kaum sonst, daß wir Christen eigentlich „Fremdlinge“ in dieser Welt sind. Überall versucht man dem Menschen einzureden, daß dieses irdische Leben das einzige sei und es kein anderes gäbe. Von daher leitet sich ein großer Druck für die einzelnen ab, dieses Leben auszukosten, es zu genießen, sich in jedem Fall durchzusetzen, auch auf Kosten anderer. Es heißt dann, man solle doch nicht so dumm sein und sich auf ein Jenseits vertrösten lassen. Die Kirche sei ja doch nur etwas für alte Leute, die nichts mehr vom Leben zu erwarten hätten. Ein vernünftiger Mensch, der im Leben steht, könne nicht an Gott glauben.

Ja, gewiß: Der Mensch ist frei in der Wahl seiner Lebensanschauung und seines Lebensstils. Er muß sich aber selber fragen und auch fragen lassen, wie weit er mit einer solchen materialistischen und auf das Diesseits bezogenen Sichtweise kommt. Die Konsequenz ist der pure Egoismus, in dem der Mensch jeden Sinn für höhere Werte verliert. Was auf der Strecke bleibt, sind Freundschaft und Liebe. Die tiefste Sehnsucht des Herzens nach einem Glück auf Dauer, nach einem Leben ohne Ende findet keine Antwort. Das Resultat ist Frust und Enttäuschung, ja Hoffnungslosigkeit.

Dem gegenüber bietet uns Gott eine Brücke an, die den Abgrund zwischen uns und ihm überwinden kann. Diese Brücke ist Jesus selber, der menschgewordene Sohn Gottes, der nicht von der Welt ist, aber in diese Welt eingetreten ist um unseres Heiles willen. Er ist unser Retter und unser Erlöser. Er sagt uns, daß es Sinn macht zu glauben, zu hoffen und zu lieben. Worauf es wirklich ankommt im Leben, das ist die liebende Gemeinschaft des Herzens mit Gott und untereinander. Hier liegt eine Verheißung für die Ewigkeit, die auch den Tod nicht zu fürchten braucht.

Jesus hat zum Vater gebetet, daß dieser seine Jünger vor dem Bösen bewahre, das in der Welt ist. Es kommt darauf an ein reines Herz zu haben wie die Heiligen und vor allem die Gottesmutter Maria. Ihr ganzes Sehnen war auf Gott ausgerichtet. Sie ließen nicht ab von ihrem Glauben um irdischer Vorteile willen. Sie verleugneten nicht die Gebote Gottes, sondern dienten in allem dem Herrn.

Es mag sein, daß uns so mancher „weltkluge“ Mensch hier belächelt oder gar verachtet; wir aber wollen ganz zu Jesus Christus gehören, der uns den guten Weg zum Vater im Himmel gewiesen hat und vorausgegangen ist. Einst werden wir Gott schauen dürfen in seiner Herrlichkeit! Leben wir schon jetzt in der Hoffnung darauf und freuen wir uns, daß wir Kinder Gottes heißen und es in Wahrheit auch sind. Amen