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Predigt:

6. Sonntag der Osterzeit B (25.05.2003)

L1: Apg 10,25-26.34-35.44-48; L2: 1 Joh 4,7-10; Ev: Joh 15,9-17


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Bleibt in meiner Liebe!“ So lautet der Auftrag Jesu an seine Jünger. Wir wollen gemeinsam darüber nachdenken, damit diese Worte nicht nur einen vorübergehenden Eindruck bei uns hinterlassen, sondern bestimmend werden für unser Leben!

Unsere Zeit redet viel von „Liebe“, und doch gibt es genug Unfriede, Haß, Krieg, Zerstörung und Terrorismus. Wir spüren alle, daß es nicht nur bei Worten bleiben darf, die oft sehr vieldeutig sind und für den einen dies, für den anderen jenes bedeuten. Es geht um die damit gemeinte Sache, und dies hat uns Jesus Christus auf einzigartige Weise verdeutlicht.

Der Sohn Gottes ist eingetreten in unsere Welt durch seine heilige Menschwerdung. Er hat unter uns gelebt und uns durch sein Beispiel gezeigt, wie wir Gott und die Menschen lieben sollen. Seine Liebe zu uns zeigt sich vor allem dadurch, daß er für uns den Tod am Kreuz auf sich genommen hat, um uns das Leben mit Gott neu zu schenken. Obwohl wir durch die Sünde Feinde Gottes waren, hat er uns zu Freunden gemacht durch sein Sterben am Kreuz und seine Auferstehung.

Wenn uns nun der Herr auffordert, daß wir in seiner Liebe bleiben sollen, so bedeutet dies nicht mehr und nicht weniger, als daß wir in seiner Nachfolge stehen müssen, um wahrhaft lieben zu können. Liebe bedeutet Dasein für andere, Liebe bedeutet sich einsetzen für den Mitmenschen, Liebe bedeutet Offenheit, Annahme, ja Hingabe seiner selbst. All das hat uns Jesus selbst vorgelebt!

Er war allezeit verfügbar gegenüber dem Willen des himmlischen Vaters. Gott der Vater hatte ihn in diese Welt gesandt, um die frohe Botschaft zu verkünden. Wenn Jesus sich den Menschen zugewandt hat, tat er dies aus der tiefen Verbundenheit des Sohnes mit dem himmlischen Vater. Jesus ist wirklich Mensch wie wir, in allem uns gleich, außer der Sünde. Er ist zugleich der wesenhafte Sohn Gottes, der dem Vater in allem gleich ist der Gottheit nach. Im einen göttlichen Wesen leben drei Personen: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Gott selbst ist ein Geheimnis der Liebe und des Lebens. Wer lieben lernen will, muß bei Gott selbst seinen Maßstab nehmen!

Im heutigen Evangelium gibt uns Jesus noch eine Erklärung dafür, wie wir in seiner Liebe bleiben können. Wir sollen seine Gebote halten. Denn er sagt: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“

Bloße Lippenbekenntnisse sind also zu wenig. Es müssen Taten folgen. Es ist leicht zu singen: „Jesu, dir leb ich, Jesus, dir sterb’ ich, Jesus, dein bin ich im Leben und im Tod.“ Es ist für keinen von uns leicht, dies dauerhaft zu leben. Nur Gottes Gnade und Hilfe kann uns dies ermöglichen. Wenn wir dies in Demut einsehen und Gott um seine Hilfe bitten, dann wird sie uns auch geschenkt werden. Nur wenn wir Gott lieben aus ganzem Herzen und ganzer Seele, kann und wird auch wahre Menschenliebe möglich sein. Die Verbundenheit mit Gott schenkt uns eine innere Freiheit, die alles Irdische übersteigt. Wir sind herausgenommen aus dem Kreislauf der Vergeltung, des immer Rechthaben-Wollens, des ständigen Strebens nach mehr Macht und Besitz. Wir gibt, der empfängt; wer sich hingibt für andere, der empfängt das wahre Leben.

Mögen uns diese Erfahrungen immer wieder geschenkt werden! Jesus selbst hat es uns vorgelebt und verheißen. Er sagt uns sogar, daß die größte Liebe darin besteht, daß jemand sein Leben hingibt für seine Freunde. Eben dies hat er am Kreuz für uns getan. Er hat nicht an sich selbst gedacht, sondern hat sich ganz eingesetzt für uns, die er nicht mehr als Knechte ansieht, sondern als Freunde.

Weil wir alle durch die Taufe zu Kindern Gottes geworden sind, sind wir untereinander Brüder und Schwestern. Es ist eine neue Gemeinschaft, die Gott selber gestiftet hat. Nicht die verwandtschaftlichen Bande sind das Entscheidende, sondern die Verbundenheit in Glaube, Hoffnung und Liebe.

Wenn wir uns um ein Leben aus dieser Gnade der Gotteskindschaft bemühen, dann dürfen wir Gott mit Vertrauen nahen. Jesus sagt sogar, daß wir den himmlischen Vater um alles bitten dürfen, was wir wollen. Er, der weiß, was wir brauchen und was uns gut tut, wird uns all das geben, worum wir in rechter Weise bitten.

Darum ist der Auftrag Jesu Christi auch heute zeitgemäß, ja es ist ein Programm, das uns begleiten sollte für das ganze Leben. Es sind vor allem zwei Worte, die uns Jesus sagt. Sie lauten: „Liebt einander!“ Amen