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Predigt:

Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung

4. Fastensonntag B (15.03.2015)

L1: 2 Chr 36,14-16.19-23; L2: Eph 2,4-10; Ev: Joh 3,14-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

70 Jahre dauerte die „Babylonische Gefangenschaft“ (von 587 bis 517 v.Chr.). Sie wurde vom jüdischen Volk als große Prüfung ihres Glaubens wahrgenommen sowie auch als Konsequenz für die Untreue des Volkes gegenüber Gott und als Strafe für die vielen Sünden, die die Angehörigen des Bundesvolkes begangen hatten. Die erste Lesung aus dem zweiten Buch der Chronik berichtet uns davon.

In der Ferne konnte das auserwählte Volk nicht mehr den Tempelkult vollziehen; es war ihnen alles genommen bis auf die mündlichen und schriftlichen Überlieferungen von der Geschichte ihrer Väter mit dem Gott des Bundes, der sie aus Ägypten herausgeführt und durch die Jahre hindurch immer wieder geleitet hatte, als sie sich im Gelobten Land aufhielten.

Nach vielen Jahren der Prüfung und Reinigung trat aber dann plötzlich eine Wende ein: König Kyros II. von Persien hatte im Jahr 539 v.Chr. die Herrschaft über das babylonische Reich errungen. Er war durch göttliche Eingebung entschlossen, den verlassenen und zerstörten Tempel in Jerusalem wieder aufbauen zu lassen. Jeder, der zum Volk Gottes gehörte, erhielt die Erlaubnis und den Auftrag, wieder zurückzukehren und dabei mitzuhelfen, die Verehrung des wahren Gottes im Gebiet von Juda und Israel neu zu beleben. Die gläubigen Israeliten sahen all dies als einen neuen Beweis von Gottes Güte und Liebe an, der in seiner Barmherzigkeit und Treue den Bund mit seinem Volk nicht aufkündigte, sondern ihnen einen Neuanfang durch Buße und Bekehrung hindurch ermöglichte.

Die Wahrheit von der Barmherzigkeit Gottes wird auch in der Lesung aus dem Epheserbrief zum Ausdruck gebracht. Dort heißt es: „Gott, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht. Aus Gnade hat er uns gerettet.“ Mit den Anfangsworten dieses Zitats hat der heilige Papst Johannes Paul II. seine EnzyklikaDives in misericordia“ vom 30. November 1980 über das göttliche Erbarmen eingeleitet. Er war geradezu der „Papst der Barmherzigkeit“, der auch den 2. Sonntag der Osterzeit als „Sonntag der Barmherzigkeit“ eingesetzt hat. In dieser Linie folgt ihm Papst Franziskus, der für das Jahr 2016 ein Jubiläumsjahr der göttlichen Barmherzigkeit ausgerufen hat. Eröffnet wird es am 8. Dezember 2015, und es endet mit dem Christkönigssonntag, dem 20. November 2016.

Auch das Evangelium dieses Sonntages verkündet diese Botschaft: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ Gottes Wille ist also das Heil aller Menschen; eben deshalb hat er seinen Sohn Jesus Christus als Erlöser zu uns gesandt. Jesus spricht von der Heilsnotwendigkeit des Glaubens an ihn und den himmlischen Vater, damit wir Anteil erhalten am göttlichen Leben.

Angesichts der Not der Welt, die gekennzeichnet ist von Krieg, Gewalt, Auseinandersetzungen, Hass und Unverständnis ergeht gleichsam von der Erde zum Himmel ein ständiger „Schrei nach Barmherzigkeit“! Der Sohn Gottes, Jesus Christus, nimmt diesen Schrei auf und macht ihn sich am Kreuz zu Eigen. So stellt er dem himmlischen Vater die von der Sünde und vom Tod bedrohte Menschheit vor Augen und bringt sich dar als Opfergabe der Liebe zur Sühne für die Sünden der ganzen Welt. Im heiligen Messopfer wird das Erlösungsopfer Christi für uns auf sakramentale Weise gegenwärtig; Gott hört den Schrei der Menschheit und schenkt uns seine Liebe, sein Erbarmen!

Gott hat Geduld mit uns. Er wartet, dass sich die Menschen vom Bösen abwenden und zu ihm bekehren. In besonderer Weise lässt uns die Kirche durch das Sakrament der Buße – also die heilige Beichte – teilhaben am Geschenk der Vergebung. Es öffnet uns aufs Neue die Quelle der Gnade in Jesus Christus, und es stärkt uns auf dem Weg des Guten. Es ist ein großer Wunsch des jetzigen Papstes, dass wir dieses Sakrament wieder neu entdecken. Diese Wochen vor Ostern bieten uns dazu Gelegenheit. Wichtig ist der ehrliche Wille nach Erneuerung und Besserung unseres Lebens. Denn alle bedürfen wir des Erbarmens Gottes! Möge die heilige Gottesmutter Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, und ihr Bräutigam, der heilige Josef, uns auf dem guten Weg geleiten, sodass wir das Heil Gottes in seiner Fülle empfangen. Amen.