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Predigt:

4. Fastensonntag B (30.03.2003)

L1: 2 Chr 36,14-16.19-23; L2: Eph 2,4-10; Ev: Joh 3,14-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,16)

Mit diesen Worten aus dem Johannesevangelium wird eine Grundwahrheit unseres Lebens ausgedrückt. Der Mensch fragt sich ja, woher er kommt und wohin er geht. Er sucht nach seinem Ursprung und nach seinem Ziel. Eben darauf gibt uns der Glaube eine Antwort!

Die erste Aussage dieses zentralen Satzes der heute gehörten Evangeliums-Perikope sagt uns, daß Gott die Welt liebt! Ja, wie sollte es denn auch anders sein: Gott hat ja alles erschaffen, was lebt und existiert, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Vor allem aber hat er den Menschen erschaffen als Krone und Haupt der sichtbaren Schöpfung. Weil Gott der gute Schöpfer ist, der allem das Dasein schenkt und Leben in Fülle verleiht, darum hat er sich auch dem Menschen in Liebe zugewandt.

Diese Wahrheit von der Liebe Gottes sollte uns Kraft und Trost geben auch in schweren Stunden. Es kann Tage geben, wo wir die Pläne Gottes mit uns nicht begreifen, wo wir vielleicht sogar fragen: „Meint Gott es wirklich gut mit uns?“ Auch angesichts der weltpolitischen Situation des Krieges und Terrors mögen solche Fragen auftauchen. Und doch gilt auch hier – angesichts von Leid und Not, von Unglück und Tod, auch angesichts von eigener und fremder Schuld: Gott hat die Welt und die Menschen geliebt, und er liebt sie auch weiterhin!

Die zweite Aussage der vorgestellten Schriftstelle legt uns gleichsam einen Beweis vor für die unendliche Liebe Gottes zu uns Menschen. Dieser Beweis liegt in der Hingabe seines eigenen Sohnes Jesus für uns am Kreuz! Darin zeigt und offenbart sich Liebe bis zum Tod, daß Gott sogar seinen eigenen Sohn für uns geopfert hat, damit wir das Leben haben in ihm. Freiwillig ist der Sohn Gottes Mensch geworden, freiwillig hat er aus Liebe zu uns Leiden und Tod auf sich genommen, um uns zu erlösen und von allem Bösen zu befreien. Brauchen wir noch einen größeren Beweis für diese unendliche Liebe Gottes zu uns? Wie kann man da sein Herz noch verschließen angesichts der großen Wunder der Liebe Gottes, angesichts der rettenden Hand unseres Erlösers aus unserem Sündenelend?

Nun aber folgt ein dritter Teil der Aussage: Es stimmt wirklich, daß Gott die Liebe ist und aus Liebe zu uns seinen Sohn gesandt hat, damit wir das Leben in Fülle haben. Aber es ist dies keine „Liebe zum Billigtarif“. Gottes Liebe zwingt niemanden, sie drängt sich nicht auf. Darum ist der Mensch aufgerufen, in Freiheit sein Ja zu sagen im Glauben. Nur wer glaubt, wird gerettet. Er geht nicht zugrunde in seiner selbstverschuldeten Gottferne, sondern hat das ewige Leben.

Ist es nicht so, liebe Gläubige, daß wir im Leben ständig herausgefordert sind? Es gibt so viele Wege, wie wir unser Menschsein verwirklichen können. Es gibt gute und weniger gute Wege, ja es gibt auch ganz und gar verkehrte, wirklich böse Wege. Wir müssen uns immer wieder für das Gute entscheiden! Das Leben ist in gewissem Sinn Kampf und Bewährung. Gott hilft uns mit seiner Gnade, aber er zwingt uns nicht. Er möchte unser freies Ja in Glaube und Liebe. Wenn wir dazu aus ganzem Herzen bereit sind, erfahren wir sein Heil. Dann wird uns Rettung und Erlösung geschenkt, die schon in diesem Leben wirksam wird und sich im ewigen Leben bei Gott vollendet.

Gerade die Fastenzeit bietet uns die Chance, daß wir uns auf die wesentlichen Werte des Menschseins neu besinnen. Es geht darum, daß wir Jesus Christus wirklich nachfolgen. Blicken wir auf Gott, der uns in Liebe beruft und der bei uns ist! Lassen wir uns nicht ablenken von all dem, was uns von Gottes Liebe und voneinander trennt. Haß, Selbstsucht und Feindschaft sollen keinen Platz in unserem Herzen haben. Statt dessen sollen Güte und Liebe einkehren. Christus möge Wohnung finden auch bei uns, damit wir als seine Brüder und Schwestern leben und wahrhaft Kinder Gottes sind.

Wie hat die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria die Wahrheit von der unendlichen Liebe und Barmherzigkeit Gottes doch in ihrem Herzen aufgenommen und im Glauben gelebt! Sie war ganz offen für die Botschaft des Engels bei der Verkündigung. Ihr Glaube blieb stark auch dann, als sie geprüft wurde und schließlich mitansehen mußte, wie ihr Sohn am Kreuze litt und für uns starb. Sie verzagte nicht, sondern gab sich ganz hin in Liebe.

Vereinigen auch wir uns mit dem Opfer Christi am Kreuz, das bei der heiligen Messe gegenwärtig gesetzt wird! Wer auf diese Weise mit dem gekreuzigten Herrn verbunden ist in Glaube, Hoffnung und Liebe, der wird auch das Leben des auferstandenen Erlösers an sich erfahren. Gottes Liebe rettet uns – nicht automatisch, sondern nur, wenn wir sie annehmen. Gott hat uns erschaffen ohne unser Zutun, er möchte uns retten, indem er unsere Freiheit einbezieht, damit wir Kinder Gottes heißen und es in Wahrheit auch sind! Amen