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Predigt:

3. Fastensonntag B (23.03.2003)

L1: Ex 20,1-17; L2: 1 Kor 1,22-25; Ev: Joh 2,13-25


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In diesen Tagen kennzeichnet uns Betroffenheit über den Krieg gegen den Irak. Leider hatten die Bemühungen vieler, auch des Papstes, um Frieden, nicht den gewünschten Erfolg! Was uns nun bleibt, ist das Gebet um den Frieden, von dem wir hoffen, daß es nicht wirkungslos bleibt. Wir wollen alle betroffenen Menschen und besonders auch die politisch Verantwortlichen in unser Gebet und Meßopfer mit einschließen.

In dieser Predigt wollen aber über eine andere Sache nachdenken! Eine große Eisfirma hat eine Werbekampagne mit dem Titel „7 Sünden“ gestartet. Unter den Namen der sieben Hauptsünden wird für verschiedene Sorten einer bestimmten Eismarke geworben. Man meint, es könne den Verkauf fördern, wenn hier Assoziationen hergestellt werden zwischen einem lockenden Genuß und dem theologischen Begriff der Sünde. Es ist jetzt nicht unsere Absicht, über diese wirklich geschmacklose Werbelinie herzuziehen. Vielmehr wollen wir die sogenannten Hauptsünden näher betrachten und die entgegengesetzten Tugenden und Werthaltungen bedenken!

Wahrscheinlich können nicht viele Christen die sieben Hauptsünden genau aufzählen. Versuchen wir es; es sind: 1. Stolz (Hoffart; Eitelkeit), 2. Geiz (Habgier), 3. Unkeuschheit (Wollust), 4. Neid, 5. Unmäßigkeit (Völlerei), 6. Zorn (Rache) und 7. Trägheit (Faulheit). Es handelt sich dabei, wie unschwer zu erkennen ist, um keineswegs gute Qualitäten des Menschseins, sondern um tiefsitzende Fehlhaltungen. Wer ihnen verfallen ist, der handelt aus dieser Quelle der Unordnung und des Bösen und verübt entsprechend schlimme Dinge.

Umgekehrt gibt es das gute Herz, in dem Liebe und Frieden wohnen. Von dort entspringen gute Taten als gute Früchte des Lebens. Nur dort, wo die Güte und die Liebe wohnen, wohnt auch der Herr. In einem Herzen, das mit Gott verbunden ist, darf das Böse keinen Platz haben. In der Fastenzeit ist Anlaß gegeben, ein wenig nachzudenken über diese Gefährdungen des wahren Menschseins, wie sie uns in den sieben Hauptsünden begegnen. Vor allem aber wollen wir die guten Haltungen in den Blick nehmen, in denen wir uns als Christen üben sollen, um Gott zu gefallen und den Menschen in Liebe zu dienen.

In alten Kirchen begegnen uns die sieben Hauptsünden mitunter in bildhafter Darstellung in der Form von Ungeheuern, die uns Menschen bedrohen. Tatsächlich ist es ja so, daß jemand, der diesen negativen Haltungen verfallen ist, gleichsam von innen her aufgefressen wird, wenn er sich nicht besinnt und umkehrt und mit Gottes Hilfe ausbricht aus diesem Teufelskreis der Süchte und ungeordneten Leidenschaften.

Wenn wir den Stolz (auch als Hoffart oder Eitelkeit benannt) hier an erster Stelle nennen, so geht es hier um mehr als um eine vorübergehende Anwandlung eitler Selbstgefälligkeit. Jener Stolz ist gemeint, in dem der Mensch sich selber an die erste Stelle setztund keinen Platz mehr hat für seine Mitmenschen. „Ich bin mir selbst der Nächste. Mein Glück allein zählt.“ So denkt und handelt dieser Mensch und geht vielleicht sogar über Leichen. In seinem Stolz macht sich der Mensch Gott gleich.Das Gebet lehnt er ab. Er wähnt sich selber unsterblich und sieht nicht, wie nahe er dem Untergang ist. Denn Hochmut kommt vor dem Fall!

Das Gegenteil solchen Stolzes ist die Demut, in der wir uns selber nicht überschätzen, sondern richtig einschätzen. Wir lassen die Mitmenschen gelten, achten und lieben sie, ja schätzen sie sogar höher ein als uns selber, wie der heilige Paulus es uns vorschlägt. Der demütige Mensch sieht seine Ehre darin, Gott zu dienen. Die heilige Gottesmutter Maria ist uns hier ein leuchtendes Vorbild! Wer Gott auf diese Weise dient, wird mit ihm herrschen in Ewigkeit.

Der Geiz oder die Habgier ist eine weitere Hauptsünde. In dieser Fehlhaltung zählt der Mensch nur auf das Materielle, auf seinen Reichtum, seine Macht und seinen Besitz. Ein solcher Mensch wird blind für mitmenschliche Werte wie Liebe und Verständnis. Das Wichtigste ist ihm jener materielle Reichtum, den er ja doch nicht mitnehmen kann, wenn er einmal scheiden muß von dieser Welt.

Als gegenteilige positive Haltung können wir die Tugenden der Zufriedenheit, der geistlichen Armut und der Solidarität sowie des Teilens nennen. Wir dürfen unser Herz nicht einengen, sondern sollen andere teilhaben lassen an unseren Gaben. Wer gibt, der empfängt Freude im Herzen und wird auf diese Weise reicher beschenkt als jener, der immer nur an sich rafft, sich dessen aber gar nicht wirklich erfreuen kann, was er zu besitzen meint.

Die dritte Hauptsünde ist die Unkeuschheit oder die Wollust. Hier ist der Mensch der Gefangene seines sinnlichen Begehrens, das ihn gleichsam versklavt. Es gibt eine eigene Krankheit, die Sexsucht, in der sich diese Sünde extrem ausdrückt. Eine nähere Beschreibung sparen wir uns. Wenn wir so viel Unordnung in den Verhältnissen der Geschlechter bemerken, dann liegt eine Ursache dafür im schrankenlosen und ungehemmten Streben nach Genuß. Der andere Mensch wird auf diese Weise erniedrigt zum Objekt der Begierde.

Die diesem Laster entgegengesetzte Tugend ist die Keuschheit und die Reinheit des Herzens. Wer seinem Triebverlangen nicht einfach nachgibt, sondern sich zu beherrschen lernt, der kann den Mitmenschen in seiner Personwürde achten. Das ist ein gültiger Auftrag für Eheleute und auch für Unverheiratete. Auch junge, heranreifende Menschen müssen dies lernen. Nur ein reines Herz kann Gott schauen. Das Gebet und die Verbindung mit den geistigen Werten von Liebe und echter Freundschaft geben uns die Kraft, daß wir unser Leben nach Gottes Plan ordnen und rein und keusch in dieser Welt leben.

Der Neid ist die vierte Hauptsünde. Ein davon ergriffener Mensch findet keine Ruhe. Er freut sich nicht am Glück seines Nächsten, sondern ärgert sich darüber. Umgekehrt ist er schadenfroh, wenn er sieht, daß es anderen schlecht geht und sie leiden müssen. Der Neid kann sich bis zum Sadismus steigern, wo der Mensch dem Nächsten Böses antut und eine wahrhaft diabolische Freude am Leiden des Mitmenschen findet.

Umgekehrt sind es Liebe und Wohlwollen, die das Herz öffnen für das Gute, das dem Mitmenschen widerfährt. Wir finden unser eigenes Glück nicht auf Kosten des Nächten, sondern nur zusammen mit seinem Wohlergehen. Gott ist freigebig und gönnt einem jeden das Seine; der neidige Mensch hat ein enges und verschlossenes Herz. Gott schenkt Gaben in Fülle für alle, die sie mit dankbarer Bereitschaft annehmen und auch bereit sind mit anderen zu teilen.

Die Unmäßigkeit in Speis und Trank äußert sich in Völlerei und Trunksucht. Hier kann der Mensch nicht genug bekommen an dem, was er zu sich nimmt. „Fressen und Saufen“ ist zum Lebensmotto geworden, „denn morgen sind wir tot“. Ein solcher Mensch hat die Hoffnung auf das ewige Leben längst aufgegeben und lebt nur für das Diesseits.

Wer hingegen die Mäßigkeit und die Selbstbeherrschung übt, wird dadurch erst fähig auch zum rechten Genuß in wahrer Dankbarkeit des Herzens gegenüber Gott und den Menschen. Gerade die Fastenzeit kann uns helfen, durch so manches freigewählte Opfer innerlich frei zu werden von der Anhänglichkeit an unsere eigenen unbeherrschten Begierden. Geschmack sollen wir finden am Gebet und an Werken der Liebe!

Der maßlose Zorn als 6. Hauptsünde äußert sich als Verlangen nach Rache. Es geht nicht mehr um Gerechtigkeit, sondern um sinnlose Wut und maßloses Streben nach Vergeltung. Ein solcher Mensch ist bereit, sich selbst zu Grunde zu richten, nur damit sein Drang nach Rache gestillt wird. Dem Nächsten will man nichts Gutes und auch sich selber vergönnt ein solcher Mensch keinen Frieden.

Der Friedfertige hingegen hat sein Herz in Gottes Liebe verankert. Er ist gelassen in den Erschütterungen dieser Welt und trägt das Böse nicht nach. Vergeben und Verzeihen ist seliger als Haß und Rache!

Schließlich ist noch die Trägheit oder – wie es in der Eiswerbung heißt – die „Faulheit“ zu erwähnen. Es geht bei dieser Hauptsünde nicht um das gewiß berechtigte Bedürfnis nach Ruhe und Erholung. Ein träger Mensch hat aber grundsätzlich jede Freude am Tun des Guten verloren. Er läßt sich dahintreiben anstatt sein Leben selbst zu leben. Ihm ist die wache Dankbarkeit für das Gute und Schöne Verlorengegangen. So lebt er, und ist doch wie tot.

Im Gegensatz dazu steht die freudige Bereitschaft, stets das Gute zu tun und sich für andere einzusetzen. Wer den Willen Gottes tut, erfährt den Frieden, den nur Gott allein schenken kann. Jeder Mißmut und jede Unzufriedenheit verschwinden. Ein Strahl von Gottes Seligkeit, die uns für den Himmel verheißen ist, leuchtet uns schon hier auf Erden auf!

Ja, mühen wir uns miteinander und mit Gottes Hilfe um das Gute. Lassen wir es nicht zu, daß man das Böse gut nennt und das Gute böse. Jesus schenkt uns ein reines Herz, das Gott und die Menschen liebt. Nichts Böses hat darin Platz. Nur die Freude an der Wahrheit und am Guten bereichert unser Menschsein. Das Gute und die Tugend sind nicht langweilig, sondern ein lohnende und spannende Aufgabe für das ganze Leben. Möge Gott uns hier beistehen! Amen