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Predigt:

Kleine Dinge können sehr wertvoll sein

32. Sonntag im Jahreskreis B (11.11.2012)

L1: Ez 47,1-2.8-9.12; L2: 1 Kor 3,9c-11.16-17; Ev: Joh 2,13-22


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Sind wir in der Lage, in dieser Welt etwas zum Besseren zu verändern? Oder ist es so, wie manche resignierend meinen: Der einzelne kann ja doch nichts bewirken; es gibt so viel Unrecht, Unfrieden, Streit und Leid – was kann ich da schon tun?

Die heutige Lesung aus dem ersten Buch der Könige und auch das Evangelium zeigen uns, dass es sehr wohl auf jeden einzelnen ankommt, damit Gottes Liebe in dieser Welt bei möglichst vielen Menschen wirksam werden kann.

Da ist zum einen die Witwe aus Sarepta, die aufgrund einer langanhaltenden Dürre für sich und ihren Sohn kaum mehr zu essen hat und sich schon aufs Sterben vorbereitet. Der Prophet Elija kommt zu ihr und bittet sie um ein kleines Gebäck, bevor sie für sich und ihren Sohn etwas zubereitet. Eine kleine unscheinbare Tat der Liebe – und doch: welch große Folgen hat sie! Denn zum Lohn für ihre Großzügigkeit wirkt Gott ein Wunder: „Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet.“ Dieses Beispiel zeigt uns: Nichts ist umsonst, was aus Liebe getan wird. Es kann Frucht bringen auf eine Weise, die wir uns nicht vorstellen können. Wir sollen und dürfen uns dabei ganz der Vorsehung Gottes anvertrauen.

Im Evangelium ist ebenfalls von einer Witwe die Rede. Jesus beobachtet nämlich, wie viele Reiche ihr Geld in den Opferkasten beim Tempel werfen. Auch eine Witwe kommt vorbei und wirft zwei kleine Münzen hinein. Jesus klärt seine Jünger auf: „Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.“ Denn die Reichen haben im Vergleich zu ihrem Besitz nicht viel gegeben; die Frau aber gab alles, was sie besaß. Und auch hier gilt: Vor Gott findet das Opfer der Frau Beachtung, auch wenn es nach außen hin klein erscheint. Es wurde dargebracht aus einem glaubenden und liebenden Herzen und wird seine gute Frucht bringen im Himmelreich.

Sind wir nicht auch manchmal in der Versuchung, nur nach dem Augenschein zu urteilen? Da beeindrucken uns so manche Personen, so manche großen Taten. Und doch: vielleicht ist etwas anderes, das im Verborgenen geschieht, viel bedeutungsvoller und wird in seiner eigentlichen Größe erst im Reiche Gottes offenbar!

War es nicht auch mit dem Sühneleiden Jesu und seinem Sterben am Kreuz so? Den Zeitgenossen erschien es wie ein Ärgernis oder auch als Torheit, dass Gott auf diese Weise die Welt erlösen wollte. Wie die zweite Lesung aus dem Hebräerbrief ausführt, ist Jesus Christus aber durch seinen Tod und seine Auferstehung „in den Himmel selbst“ eingetreten, „um jetzt für uns vor Gottes Angesicht zu erscheinen“.

Die Wege Gottes sind nicht unsere Wege; seine Weisheit ist erhaben über unser Denken. So war in diesem Opfer Christi am Kreuz alles eingeschlossen, was die Sünden der Menschen betrifft; er hat es ein für alle Mal dargebracht am Kreuze und uns auf diese Weise erlöst. Eben deshalb ist auch die hl. Messe keine Wiederholung des Kreuzesopfers, sondern dessen unblutige Vergegenwärtigung im Sakrament. Die Wirksamkeit des einen Opfers Christi wird uns zugeeignet, sodass viele daran Anteil erhalten.

Am Ende der Tage wird der Herr sichtbar erscheinen, aber „nicht wegen der Sünde“, „sondern um die zu retten, die ihn erwarten.“ Amen