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Predigt:

Neu sehen mit den Augen des Glaubens

30. Sonntag im Jahreskreis B (28.10.2012)

L1: Jer 31,7-9; L2: Hebr 5,1-6; Ev: Mk 10,46-52


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium hören wir von einem blinden MenschenBartimäus –, der von Jesus geheilt wird. Vorher ist er in seiner Wahrnehmung und Orientierung eingeschränkt; nach seiner Heilung erlebt er die Welt und die Menschen um ihn herum auf neue Weise. Aber nicht nur das: er folgt jetzt Jesus ganz bewusst nach!

Jesus erbarmt sich des Menschen, der sein Augenlicht verloren hat. Denn dieser hat nur einen Wunsch: „Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.“ Die Worte Jesu zum Blinden zeigen uns, worauf es ankommt: „Geh! Dein Glaube hat dir geholfen.“

Der Glaube macht sehend und öffnet die Augen. Darauf kommt es Jesus an, dass die Menschen zum Glauben an ihn finden und so auch zum Glauben an den himmlischen Vater, der ihn in die Welt gesandt hat.

Im „Jahr des Glaubens“, das eben begonnen hat, können auch wir uns fragen: Inwieweit hilft uns der Glaube, wahrhaft „sehend“ zu werden? Ja, wir sind Gott dankbar für das Geschenk des Glaubens, und Glauben heißt sein Leben fest in Gottes Wahrheit und Verheißung zu gründen, ganz auf ihn zu bauen. Wer dies tut, erweitert seinen Horizont. Er baut nicht auf Sand, sondern legt ein zuverlässiges Fundament des Lebens.

Beim Blinden im Evangelium, der von Jesus geheilt wird, geht es nicht bloß um die Wiederherstellung des Sehvermögens. Noch wichtiger ist es, dass er im Glauben zu Jesus gefunden hat. Eben deshalb will er, nachdem er von Jesus geheilt worden ist und wieder sehen kann, diesem als Jünger nachfolgen.

Ein Mensch, der nicht an Gott und seinen Sohn Jesus Christus glaubt, ist in seiner geistigen Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt. Mit den leiblichen Augen sieht er zwar, und er meint vielleicht, ziemlich intelligent und sogar anderen überlegen zu sein. Aber was nützt all das irdische Wissen und Erkennen, wenn ihm die Wirklichkeit Gottes verschlossen bleibt? Letztlich kreist ein solcher Mensch nur um sich selbst und seine eigene kleine Welt. Er ist ein Gefangener seiner selbst, und wenn er sich dem Glauben an Gott bewusst verweigert, dann wählt er in gewissem Sinn freiwillig den Zustand geistiger Blindheit.

Dieses „Jahr des Glaubens“ soll uns helfen, unsere eigene Glaubensentscheidung zu erneuern und zu vertiefen. Denn nur dann vermögen wir auch anderen Menschen durch das Zeugnis eines Lebens aus dem Glauben zu helfen, Orientierung für ihr Leben zu finden.

Am Freitag ist die internationale Bischofsversammlung in Rom zu Ende gegangen. Das Thema war die „Neuevangelisierung“, d.h. die Verkündigung des Glaubens bei jenen Menschen, die von ihrer Herkunft her christliche Wurzeln haben, wo aber der christliche Glaube dennoch nicht mehr wirksam ist.

Verankern wir unser Herz bei Gott, der zugleich Wahrheit, Liebe und Treue ist; er vermag die Sehnsucht unsers Herzens zu erfüllen. Er schenkt uns das Licht des Glaubens, sodass wir als Menschen der Hoffnung und der Liebe durch dieses Leben gehen. Maria, die Mutter der Glaubenden, möge uns durch ihre Fürbitte bei Gott begleiten! Amen