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Predigt:

Preiset das göttliche Erbarmen!

2. Sonntag der Osterzeit B (15.04.2012)

L1: Apg 4,32-35; L2: 1 Joh 5,1-6; Ev: Joh 20,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der 2. Sonntag der Osterzeit lädt uns ein, die göttliche Barmherzigkeit anbetend zu verehren. Der selige Papst Johannes Paul II. hat diesen Festtag im Jubiläumsjahr 2000 als Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit eingeführt; er selbst ist ja am 2. April 2005 verstorben, am Vorabend des Sonntags der göttlichen Barmherzigkeit. Der Leitgedanke seines Pontifikates war tatsächlich das Erbarmen des himmlischen Vaters, das uns geoffenbart wird durch seinen Sohn Jesus Christus und uns zugewendet wird in der Gnade des Heiligen Geistes.

Braucht die Welt überhaupt Barmherzigkeit, brauchen wir die Barmherzigkeit? Wenn wir ehrlich sind Ja. Denn wie es schon der Apostel und Evangelist Johannes ausgedrückt hat: „Wir wissen: Wir sind aus Gott, aber die ganze Welt liegt im Machtbereich des Bösen“ (1 Joh 5,19). Es gibt das Unrecht, es gibt die Sünde, es gibt den Abfall von Gott, die Verweigerung gegenüber seiner Liebe.

Ebenso wahr ist aber, dass Gott uns Menschen die Gnade der Umkehr anbietet und die Versöhnung mit ihm. Er überlässt die Menschen nicht ihrem Schicksal, sondern hat seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Sünder zu retten. Das besondere Sakrament der göttlichen Barmherzigkeit für alle bereits Getauften ist das Sakrament der Buße, die heilige Beichte. Sie gilt es neu zu entdecken. Gott wäscht uns rein von aller Schuld durch das am Kreuz vergossene Blut seines Sohnes Jesus Christus. Der Erlöser tritt aus Liebe freiwillig an die Stelle des Sünders und nimmt die Schuld von uns weg, wenn wir unsere Sünden bereuen und uns vertrauensvoll der göttlichen Barmherzigkeit zuwenden.

Gott hat mit jedem Menschen einen Plan der Liebe. Und der barmherzige Vater wartet geduldig auf uns verlorene Söhne und Töchter, bis wir umkehren und uns in die rettenden Arme seiner Barmherzigkeit werfen. Keine Schuld ist zu groß, als dass sie Gott nicht vergeben könnte und wollte. Und wenn wir meinen, wir wären selber keine großen Sünder, so mag das fürs erste stimmen. Wer aber hat uns vor Schlimmerem bewahrt, wenn nicht die Gnade Gottes, die uns begleitet und uns führt?

Gott möge uns insbesondere vor Selbstgerechtigkeit und Selbstsicherheit bewahren. Denn wir dürfen uns nicht über andere Menschen erheben, von denen wir meinen, dass sie größere Sünder sind als wir. Erstens kennt niemand das Herz dieser Personen, nur Gott allein, und zweitens kann Gott gerade einen solchen Menschen schon im nächsten Augenblick erretten und heiligen, wenn sich der Sünder der göttlichen Barmherzigkeit anvertraut.

Dies ist dann freilich keine „billige Gnade“: Denn wenn uns Schuld erlassen wird, so sollen wir doch bereit sein, den von uns angerichteten Schaden so weit als möglich wieder gutzumachen. Dies ist zwar oft nur in Ansätzen möglich; der gute Wille dessen, dem viel vergeben wurde, weil er viel geliebt hat, bewährt sich aber gerade dann, wenn dieser Mensch nun seinerseits für all jene betet und opfert, die noch in Sünde leben und denen er die Barmherzigkeit Gottes von Herzen wünscht.

Wir empfehlen uns alle der Fürbitte der Gottesmutter Maria, der Mutter der Barmherzigkeit! Sie möge uns das göttliche Erbarmen aufschließen in seiner ganzen Fülle – für Zeit und Ewigkeit. Amen